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sich deshalb auch um die Übersetzung eines ungarischen Namens handeln, denn
sonst ist er in unserer namenkundlichen Literatur nicht erwähnt. Ducillator
Vinorum, die elegante lateinische Umschreibung des Winzepper, Weinzäpfer,
also des Weinschenken oder Schankwirts kommt in Köln vor.
Vielseitige Formen zeigt einer der Namen für den, der im Rebberg arbeitet,
den Weinzierl, die heut-?, wie Wimmer, im bajuwarischen Sprachbereich verbreitete
Form für unseren Winzer oder Rebmann (ahd heißt er winzuril). Unsere Belege
zeigen die Formen Weincziirl 1430 in Wien aus Nürnberg, Wintzornle 1482 E,
Winzurn 1433 in Konstanz, Wynczorn von Arbon 1463 in BS. In Freiburg erscheint
1511 ein Winzirn von Lindau. Bei der späten Form Witzirn, 1574 auch
in FR und Wintzhirn 1515 in BS hat man den Eindruck, daß den Schreibern
nicht nur dieser bajuwarische Name, sondern auch sein Sinn völlig unbekannt war.
Zu einer schwäbischen Besonderheit hat sich der Beruf des Weinziehers,
Wincziher, Weinzirer entwickelt. Das Wort meint den Arbeiter, der das Auf-
und Abladen der Weine, also die Spedition besorgt und das Ablassen der Weine
aus den leergewordenen Fässern überwacht. Der älteste Beleg stammt aus Stuttgart
1350, 1426 nennt ein Wiener Beleg den Petrus Weinzieher aus Landshut,
1465 und 1511 erscheint er in Hei. Seit 1706 wurde Weinzieher amtliche Bezeichnung
für die Leute in der geschilderten Funktion 29). Schließlich gab es auch
noch die einfachen Namen Wein (1619 in Je), in der Form Vinea 1388 in Hei
genannt — was freilich auch Rebstock heißen könnte — und Weinlin, Weinle,
Weindel z.B. 1651 in Je. Beide sind nicht häufig. Häufig dagegen kommt Wein-
rich, Winrich, Winricus vor. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dabei auch einmal
die Bedeutung „reich an Wein" gemeint sein kann. In der Resel dürfte es sich
jedoch um Ableitung vom Vornamen Wirich handeln. Auch Wayner hat nicht
unbedingt etwas mit Wein zu tun. Er kann, wie Waynknecht (1423/31 E) der
„Arbeiter auf dem Weingut", der Untergebene des Weinmeyers sein, soweit nicht
beide Formen zum Beruf des Wagners gehören.
Übernamen zu Weinberufen
Am zahlreichsten sind auch hier die Übernamen, die auf eine Vorliebe oder
besondere Eigenschaft hindeuten. Der Altwein (1565 ff. in Je und Wit) ist nur
aus Zwickau belegt. Der Name bezeichnet wohl den guten Weinschenken, denn
nur alter Wein galt früher als der gute Wein. Der neue Wein hat im Verbrauch
keine Rolle gespielt, wir fanden ihn deshalb auch nicht im Zusammenhang mit
der Namengebung. Wenn einer Banwin heißt, wie 1475 Heinrich Banwin, der
Kübler in Basel, dann ist klar: Seine Familie hatte einst den Bannwein einzusammeln
und abzuliefern, vielleicht waren sie auch Wirte auf einer herrschaftlichen
Taverne30), auf der die Verpflichtung ruhte, den Bannwein vor allen
anderen Weinen auszuschenken. Dieser sogen. Bannwein war eine besondere
herrschaftliche Naturalsteuer. Berewein kommt 1437 in Hei vor, 1606 sehen
wir Joh. Gabius Berewein von Neuenburg a. Rh. in FR, wahrscheinlich Sohn
oder Verwandter des Notars und Stadtschreibers von N., Johannes Berewein,
der dort 1608 genannt ist. Wahrscheinlich ist damit der Liebhaber von Weinen
gemeint, die nicht aus Trauben sondern aus anderen Beerenfrüchten gemacht
wurden. Bruswyn kann der ÜN eines Kellermeisters ebenso sein, wie der eines
aufbrausenden Menschen, er ist 1483 in E bezeugt und 1593 in Mar. In Auggen
begegnet uns, aber erst am Ende des 19. Jh. der merkwürdige Name Faulstich.
Mit dem Wein hat er sicher nichts zu tun. Er dürfte der UN eines faulen
Schneiderlehrlings sein, der ihm (und dann auch seiner Familie) für immer geblieben
ist. In mehreren Formen gibt es den Gasswin (Gösswein, Geiswein, Gies-
wein s. auch den späteren Abschnitt über FN anderer Herkunft). Wenn die eben
genannten Formen alle zusammengehören, hat der Name nichts mit dem Wein
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