http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-03-04/0160
genannt. Die Bedeutung dieser Kurzformen möchten wir vorsichtshalber offen
lassen. Einem Rebarth begegnet man 1563 in Jena, er kommt aus Groningen in
den Niederlanden. Rebaug und Rebäuglein sind 1577 in Riehen bzw. 1548 in
Basel bezeugt. Einen Studenten namens Rebenacker finden wir 1515 in Hei.
Der UN Rebholz, der 1344 aus Rheinhessen belegt ist, bedeutet soviel wie
Rebstock. Dieser FN Rebstock ist sehr alt und ziemlich häufig. Er dürfte Familien
gegeben worden sein, die in Häusern gewohnt haben, deren besonderes Kennzeichen
ein Rebstock wohl in der Form eines Spaliers gewesen sein dürfte, oder
wie wir sagen würden, einer Landere. Belege sind bekannt aus der Umgebung
von Worms (area apud Rebestock), 1283 aus Mainz und 1293 aus Straßburg,
später auch aus Hei, BS, Je und aus Lörrach. Vor allem die ersteren sind, wie
auch Basel, die Städte des Rheingrabens, die für die Namengebung ihrer Wohnhäuser
bekannt sind, Namen, die dann immer wieder auf ihre Bewohner übertragen
worden sind 21). Von einem ÖN dagegen ist der FN Rebhorn abgeleitet,
der 1479 bei Stuttgart belegt ist. Rebenknecht kommt 1488 in BS, 1515 in E vor.
Rebenkönig war ein FN, der in der Geschichte des Bundschuh von 1517 eine
Rolle gespielt hat. Reblingius fanden wir für 1617 in Je, die primitiv latinisierte
Form von Rebling. Rebenscheidt, eine ähnliche Form wie Rebholz, kommt 1617
in Hei vor, ebenfalls dort, aber erst 1720 der Rebsonn. Der FN Rebstein, der
1493 bei Uberlingen vorkommt, ist von einem ÖN abzuleiten. In Wien finden
wir 1407 den Rebestuck, eine Wortform, die sicherlich vom Rebestock unterschieden
werden muß. Die Belege für Rebentrost, einem UN, dem wir 1520 und
später begegnen, stammen alle aus Böhmen, und zwar aus dem böhmisch-sächsischen
Grenzgebiet, eine Namenform, die durchaus mit der lange benachteiligten
Wirtschaftsstruktur dieses Gebiets zusammenhängen könnte. Was der ÜN Rebzahn
bedeuten könnte, ist uns nicht klar, wir fanden ihn für 1350 in Stuttgart
belegt.
Es bleibt nun doch eine kleine Namengruppe übrig, die aber ganz besonders
typisch südwestdeutsch ist, die Namen mit Herbst und Traube. Der Name
Herbster bezeichnet den Helfer, der im Herbst zur Ernte im Rebberg kommt,
ein Saisonarbeiter als Taglöhner. Er ist bei uns vielfach belegt, z. B. in Lörrach
und Stetten, der derzeit älteste uns bekannte Beleg ist von 1372. Die Belege für
Herbst sind etwas jünger, was Zufall sein dürfte, in der 2. Hälfte des 14. Jahrh.
wird er in Auggen genannt, 1400 in Kirchen. Die wiederum humanistische Übersetzung
ist Autumnus, sie begegnet uns 1572 in Jena. Der Ohm hat als FN nichts
mit der Weinwirtschaft zu tun, er ist die Kurzform der Verwandtschaftsbezeichnung
Oheim. Altheimisch ist er bei uns in Lörrach-Tumringen. Zwei dieser
Namen, Trübeiber und Trübelman, sind offenbar so selten und regional begrenzt,
daß sie auch in der namenkundlichen Literatur fehlen. Trübeiber ist 1509 für FR
nachgewiesen, und 1513 erscheint er in den Akten über die Bundschuh-Bewegung.
Trübelman wird 1513 in Bamlach genannt. Der Volherbst, den man früher wohl
noch sehnlicher als heute erwartet und noch viel länger besprochen hat, kommt
1530 in FR und dann auch in Tü vor. Nach dem Haus „zum trüben" hat 1335
eine Familie in Basel geheißen.
Schluß
Damit sind wir am Ende dieses namenkundlichen Exkurses über die Wortfelder
von Brot und Wein oder, wenn wir es wirtschaftlich betrachten, der
Bäckerberufe, des Rebbaues und der Weinwirtschaft. Die genannten Namenreihen
dürften zwar repräsentativ sein, sie können aber keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit
erheben. Daß sie aber, wie die Familiennamenkunde überhaupt, nicht
nur volkskundlich, sondern auch sprach-, kultur- und wirtschaftsgeschichtlich
recht interessante Einblicke bieten, wenn man sich bemüht, etwas über ihre
Entstehung zu erfahren, das hoffen wir dargelegt zu haben.
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