http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-01/0127
Der Brennvorgang
Der eigentliche Brennvorgang in einem römischen Töpferofen könnte sich etwa folgendermaßen
abgespielt haben:
Im Vorfeuer (Schmauchfeuer) wurde das eingesetzte Brenngut vor dem Beginn des eigentlichen
Brandes zum Erwärmen (Dörren) gebracht, damit das noch im Ton gebundene
Wasser entweichen konnte. Vorher stapelte man vorsichtig das luftgetrocknete Geschirr
durch eine seitliche Öffnung beim Kuppelofen oder beim Schachtofen von oben
auf den Brennrost. Der Rost erlaubte eine gleichmäßige Zirkulation der Flammen und
Verbrennungsgase. Während des Brandes mußte beständig Heizmaterial, Holzkohle
und Holz durch den Schürkanal nachgeschoben werden. Zur Steigerung der Brenntemperatur
verwendete man Blasebälge. Das Abzugsloch bzw. die Öffnung an der Decke
ließ sich verschließen. Eine seitliche Öffnung war bis auf ein Guckloch zugemauert,
durch das der Töpfer den Brennvorgang beobachten konnte. Nach der Farbe des glühenden
Brenngutes konnte er die Temperatur schätzen und Brennproben entnehmen. Je
nach der beabsichtigten Farbe wurden die Gefäße oxydierend oder reduzierend gebrannt
. Die Brenntemperatur lag bei annähernd 800 Grad Celsius.
In oxydierender Atmosphäre blieb durch die vollständige Verbrennung, bei der der
Kohlenstoff des Brenngutes zu Kohlendioxid (CO:) oxydiert wird, das im Ton enthaltene
Eisenoxid (F3O3) rot.
Bei dem aus der Bad Krozinger Töpferei stammenden Geschirr wird vermutlich ein
einmaliger Brand ausreichend gewesen sein.
Die Bedeutung und Datierung der Siedlung
Obwohl Befunde und Fundmaterial noch nicht endgültig ausgewertet sind, läßt sich
die Bedeutung der Siedlung für das Umland schon jetzt erkennen. Neben der geschilderten
Töpferei lassen sich hier Werkstätten für Bronze-, Eisen- und Tierknochenverarbeitung
nachweisen (Anm. 1). Der Absatzbereich der Bad Krozinger Töpferei erstreckte
sich bis zu den nächsten Töpfereien wie Riegel im Norden und Badenweiler im Süden.
Die im Umland gelegenen römischen Landgüter werden in einer engen Beziehung zu
dieser Ortschaft gestanden haben, denn gerade in der Umgebung liegen mehrere Fundstellen
, u. a. die »villa rustica« von Heitersheim (s. Abb. 1).
Den Beginn dieser Siedlung datieren frühe Funde, die aus der Mitte des 1. Jhs. nach
Christus stammen und im Bereich einer etwa 400 m südwestlich gelegenen Fundstelle zu
Tage gekommen sind. Demnach könnte auch die Siedlung als Straßenstation (mansio)
schon in vorflavischer Zeit gegründet worden sein. Dank ihrer günstigen Lage an der römischen
Fernstaße entwickelte sie sich zu einer größeren Ortschaft (vicus) und versorgte
die Umgebung und die Durchreisenden mit ihren Produkten. Wenn auch der Name dieser
Siedlung uns nicht überliefert wurde, könnte der östlich liegende Ortsteil Kerns auf
eine antike Ortsnennung »cambete« zurückzuführen sein.
Das Ende der Siedlung ist wahrscheinlich im 3. Jhdt. nach Christus anzusetzen, nachdem
die Alamanneneinfälle das römische Reich zum Zurücknehmen der Grenze auf die
Rheinlinie gezwungen hatten.
Wo die neuen Bewohner auf Krozinger Gemarkung siedelten, ist bisher noch nicht
bekannt. Erst im 7. Jhdt. nach Christus kennen wir alamannische Gräber im Ortsbereich
. Die römische Siedlung ist damit nur als mittelbarer Vorgänger eines alamanni-
schen Dorfes anzusehen, aus dem sich das 807 nach Christus erstmals erwähnte »scroz-
zinga« als mittelalterliches und neuzeitliches Gemeinwesen entwickelt hat.
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