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der Schweiz und im damaligen Großherzogtum Baden haben die Konzessionsverhandlungen
trotz des grundsätzlichen Entgegenkommens der Regierungen erhebliche
Schwierigkeiten bereitet.
In erstaunlich kurzer Frist, gemessen an heutigen Gebräuchen, wurde am 20. Dezember
1890 der Vorbereitungsgesellschaft von den beiden Uferstaaten die Konzession erteilt
. Nun konnte man darangehen, für das Unternehmen die Geldmittel zu finden. Aber
diese Bemühungen fielen gerade in eine Zeit geschäftlichen Stillstandes. In London und
Paris holte man sich freundliche Worte, aber kein Geld. In Deutschland fehlte der Mut
gänzlich, auch in der Schweiz erhielt man nur Absagen.
So verstrich ungenützt die Zeit und die von den Regierungen gesetzte Frist zur Inangriffnahme
der Arbeiten. Aber es gelang der Vorbereitungsgesellschaft, zunächst die
Verlängerung der Konzession unter gleichzeitiger Abänderung des ersten Projektes zu
erhalten. Während der ursprüngliche großzügige Gedanke der Nutzbarmachung der
ganzen Gefällstufe vom Beuggener See bis zur Rheinbrücke auf einer Länge von 2,5 km
umfaßt, was 12. Mio. Franken gekostet hätte, mußte man sich jetzt auf den Ausbau der
Strecke vom Beuggener See bis Theodorshof mit rund 1 km Länge beschränken. Der
Bauaufwand reduzierte sich auf rund 6. Mio. Franken (Abb. 3).
Das neue Konzept wurde möglich, weil der allgemeine Fortschritt des Turbinen- und
Elektromaschinenbaues gestattete, die gewünschte Leistung in nur 20 Einheiten zu je
840 PS zu erzeugen; neben dem Gleichstrom den neu erprobten Wechselstrom anzuwenden
und das Maschinenhaus in eine natürliche Lage quer zum Kanal zu bringen.
Nun gelang es auch der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft, ihr nahestehende Berliner
Firmen und Banken für das Projekt und zur Aufbringung des Kapitals zu gewinnen.
Nach Erteilung der endgültigen Konzession und der Uberprüfung der Pläne durch Professor
Intze in Aachen wurde am 31. Oktober 1894 eine Aktiengesellschaft gegründet,
die sich in richtiger Einschätzung dessen, daß das Neue der damaligen Entwicklung
nicht nur die Ausnutzung, sondern auch die Fortleitung der Wasserkraftenergie war,
den Namen »Kraftübertragungswerke Rheinfelden« gab. Diese als Sensation empfundene
technische Errungenschaft wurde der Öffentlichkeit auf der internationalen elektrotechnischen
Ausstellung in Frankfurt im Jahre 1891 vorgestellt.
Dort hob im strahlenden Licht vieler Glühlampen eine Pumpe das Wasser im Kreislauf
eines Wasserfalles. Den Strom dafür liefert die 175 km entfernte Wasserkraftanlage
in Lauffen am Neckar. Die Vorstellung, daß die große Kraft von 180 PS durch drei dünne
Drähte vom fernen Neckar her floß, war für jeden Besucher von nachhaltiger Uberzeugungskraft
.
Neben der Abklärung des technischen Projektes galt es, die wirtschaftliche Basis des
Unternehmens sicherzustellen. Schon vor Inangriffnahme der Bauten war über die Hälfte
der im Wasserwerk zu gewinnenden Kraft endgültig verfügt, indem die Aluminium-
Industrie-AG in Neuhausen zur Errichtung einer Zweigniederlassung in Badisch-
Rheinfelden die Kraft von sechs Turbinen und die Elektrochemischen Werke Bitterfeld
die Kraft von vier Turbinen von den Kraftübertragungswerken Rheinfelden zur eigenen
Verfügung erwarben. Für die restliche Hälfte der Kraft mußte indessen der Absatz anderweitig
gesucht werden. Dazu eignete sich besonders das industriereiche Wiesental,
die benachbarten Gebiete der Schweiz und das Oberelsaß. Die dafür erforderlichen Leitungen
und Verteilanlagen sollten erstellt werden. Nach dieser gründlichen und umfassenden
Vorbereitung konnte im Sommer 1895 endlich zur Tat geschritten werden.
Wie in den vorliegenden Konzessionen des Großherzogtums Baden und des Kantons
Aargau bewilligt, wurde am Ende des »Beuggener See« quer durch den Rhein eine Wehrschwelle
errichtet, die auf dem harten Kalkfelsen fundiert, etwa 1,6 m über den Niedrigwasserstand
aufragte.
Bewegliche Wehrverschlüsse der erforderlichen Größe waren damals noch nicht bekannt
. Dem Floßverkehr und Fischaufstieg dienten Durchlässe. Am badischen Ufer
zweigte der Werkskanal mit 1 000 m Länge und 50 m Breite ab, seitlich gegen den Rhein
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