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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 267
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oder hölzernen Sockeln, die von 3 zu 3 Fuß auseinander stehen. Um auf den Eisenbahnen
den entgegenkommenden Fuhren ausweichen zu können, sind hie und da 80 bis 100
Fuß lange Nebenbahnen angebracht, in die eingelenkt werden kann, oder es findet sich
da, wo der Verkehr besonders lebhaft ist, zwei Reihen Schienen, also eigentlich zwei
Bahnen nebeneinander, die eine für die Hin- die andere für die Herfahrt. Wie sehr diese
Einrichtung den Transport erleichtere, ist beinahe unglaublich, und um nur ein Beispiel
anzuführen, so ist es als Thatsache erwiesen, daß in Wales in England beim Transport
nach dem Hafen Peeryn letzt auf einer solchen Eisenbahn ein Pferd die nämlichen Dienste
verrichtet, wozu sonst vierzig erforderlich waren. Noch größer und erstaunlicher
sind die Wirkungen dieser Eisenbahnen in Verbindung mit den Dampfwagen, die man in
der jüngsten Zeit auf ihnen in Anwendung gebracht hat. Unter Dampfwagen versteht
man nämlich solche Wagen, die, statt wie gewöhnlich, durch die Zugkraft der Pferde,
durch eine im Wagen selbst, oder in einem zweiten mit dem ersteren verbundenen Wagen
angebrachte Dampfmaschine in Bewegung gesetzt werden. Der Dampf nämlich,
welcher sich aus Wasser, oder jeder anderen tropfbaren Flüssigkeit erzeugt, sobald dieselbe
durch Feuer zum Sieden gebracht ist, besitzt eine außerordentliche Ausdehnungskraft
, so daß z. B. jedes, auch das stärkste Gefäß, das mit Wasser gefüllt, und dann fest
verschlossen wird, zerspringen muß, sobald das Wasser darin zum Sieden gebracht ist,
und sich dadurch die Wasserdämpfe entwickeln.

Auf dieser Eigenschaft des Dampfes beruht die Construktion der Dampfmaschine.
Mit einem Kessel, worin das Wasser siedend gehalten wird, steht ein Cylinder in Verbindung
, in welchem letzteren ein schwer, genau eingepaßter beweglicher Kolben steckt,
der durch die Gewalt des Dampfes in die Höhe gehoben wird. Sobald dieses geschehen
ist, fällt durch eine angebrachte Vorrichtung etwas kaltes Wasser in den Cylinder, wodurch
sich der vorhandene Dampf verdichtet, und damit seine Ausdehnungskraft verliert
. Die Folge davon ist, daß der Kolben wieder herabfällt; in demselben Augenblick
wird er aber durch den inzwischen wieder eindringenden Dampf gehoben, und so fort.
Dadurch entsteht ein Ununterbrochenens Steigen und Sinken des Kolbens, welcher die
Bewegungsursache der Dampfmaschine wird, und in Verbindung mit anderem Triebwerk
die mannigfaltigste Anwendung gestattet. Nachdem man diese Entdeckung bei
mannigfaltigen Gewerben und sodann auf Dampfschiffen angewandt hatte, lag der Gedanke
, auch Wagen durch die nämliche Kraft in Bewegung zu setzen, ziemlich nahe und
in der That wurden schon vor mehr als achtzehn Jahren Vorschläge in dieser Beziehung
gemacht, ohne jedoch damals große Aufmerksamkeit zu erregen. In wirklichen Gang
kamen dergleichen Dampfwagen zuerst bei den englischen Kohlenminen, dergestalt,
daß an einem Wagen, auf dem sich die Maschine befand, mehrere andere mit Kohlen be-
ladene Wagen angehängt wurden. Bei den Kohlenminen von Southwales war schon im
Jahr 1804 ein solcher Wagen im Gebrauch, der auf mehreren ihm folgenden Wagen eine
Last von mehr als 200 Centnern fortschleppte, und in einer Stunde mehr als eine deutsche
Meile auf einer Eisenbahn zurücklegte. Mit jedem Jahr schritt seitdem die Vervollkommnung
dieser Wagen voran und schon 1814 baute der Ingenieur Stephensohn in
Newkastle einen solchen, der von den Steinkohlenbergwerken zu Killingworth auf einer
durchaus ebenen Eisenbahn ohne sein eigen Gewicht, acht mit 600 Centnern beladene
Wagen in Bewegung setzte und ebenfalls eine deutsche Meile in einer Stunde zurücklegte
. Doch alle diese erstaunlichen Leistungen wurden zuerst durch die zwischen den englichen
Städten Liverpool und Manchester errichtete Eisenbahn und die auf ihr fahrenden
Dampfwagen verdunkelt. Erwägt man die Menge und die Größe der Hindernisse, die zu
überwinden waren, ferner das Außerordentliche, was dennoch geleistet wurde, so werden
alle sogenannten Weltwunder der alten und neuen Zeit durch dieses Werk des
menschlichen Geistes zu Nichts. Wir geben darum von ihm eine mehr ins Einzelne gehende
Schilderung.

Bekanntlich ist Manchester die erste Manufakturstadt in England und sonach der ganzen
Welt. Sowohl zur Einfuhr der rohen Stoffe, namentlich der in ungeheuren Massen

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