http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0093
erzhaltigen Schichten von der auf dem Kalkuntergrund ruhenden Schachtsohle aus nach
verschiedenen Richtungen in Kurzstollen ausgebeutet und wegen der Einsturzgefahr
bald wieder zugunsten einer benachbarten neuen Schachtanlage aufgegeben wurden,
was mit Recht den Bauern den verärgernden Eindruck eines durchwühlten und in seinem
wirtschaftlichen Wert ruinierten Geländes machen mußte.
Der Bericht von 1791 läßt nun deutlich erkennen, daß im Vertrauen auf die Festigkeit
des nicht allzustarken Deckgebirges - anscheinend wurde nicht gesprengt - die Stollen
als Tagstollen ausgebildet, länger auf den Korallenkalk zu vorgetrieben wurden, auf welchem
die erzführende Schicht in 'mergelartigem weißem Ton' aufsitzt. Dann wurde vom
Stollenfeldort aus beidseitig querschlägig ausgelängt und sodann rückschreitend im sogenannten
Pfeilerbau die erzführende Schicht ausgeschlagen, die stehengebliebenen
Pfeiler danach etappenweise abgetragen und die ausgeraubten Teile der Grube dem natürlichen
Einsturz überlassen, der sich nicht unbedingt bis über Tage bemerkbar machen
mußte. Uber den Abraum macht der Verfasser keine Angaben, doch dürfte nach der Anlage
des Hauptstollens und des Gewinns der nur nesterartigen Erzvorkommen, die
schon an der braunen Farbe deutlich vom weißen Ton abstachen, der weitere Abraum als
Bergversatz unter Tage geblieben sein. Die gegenüber den früheren Abbauperioden wesentlich
länger aufgefahrenen Stollen mußten durch Wetterschächte, schließlich auch
durch Förderschächte, »Wenn die Förderung wegen der langen Stollstrecke zu kostbar
wird«, unterstützt werden. Eine Stollzimmerung war nur im Bereich des Mundlochs nötig
und hielt die Kosten niedrig. Aus alldem geht der Zug zur Rationalisierung des Betriebs
wie auch der nach außen hin wesentlich geringere Eingriff in die Landschaft her-
vor.9)
Karl Böhler hat im Anhang seines Aufsatzes zum Bohnerzbau des Markgräflerlandes
im 19. Jh. den Bericht des badischen Hüttenmeisters Frank vom 8. August 1860 beigefügt
, den dieser bei seinem angeordneten Besuch der schweizerischen Gruben im Revier
Delemont (Delsberg) gemacht hat.1"1 Angesichts der geologischen Verw andtschaft der
Reviere im Markgräflerland und bei Delemont ist es interessant zu erfahren, wie auch in
Delsberg um 1860 der Pfeilerbau betrieben wurde, der allerdings schon im Vortrieb, also
nicht nur rückschreitend, angelegt wurde. Die querschlägigen Abbaustrecken folgen in
Abständen von 35 Fuß (etwa 10,5 m), was eine entsprechende Pfeilergrundfläche von 35
x 35 Fuß = 1225 Fuß2, etwa 105 m2 ergab. Der Bericht von 1791 enthält leider keine
Maßangaben. Auch bei Delsberg wurde nicht gesprengt und das Material mit einer leichten
Keilhaue gewonnen, beim Pfeilerabbau Bergversatz eingebracht, aber bei nicht ausreichendem
Abfall später Nachbrechen des Deckgebirges in Kauf genommen, das sich
auch hier selten bis zum Tage auswirkte.
Im Anhang füge ich im Wortlaut jenen Teil der Quelle von 1791 bei, der sich mit Liel
und der weiteren Umgebung befaßt. Der Geologe wird noch manche interessanten Beobachtungen
machen können, die mir als Nichtgeologen verborgen bleiben; denn offenbar
kannte der Unbekannte von 1791 die Verhältnisse aus unmittelbarer Anschauung,
und Aufschlüsse unter Tage sind heute in diesem Umfange nicht mehr zugänglich.
Es folgt der Textausschnitt im Wortlaut:
(Bl. 2) Hochlöbl. Regierung und Kammer! Unterzeichneter hat im Herbst 1789 einen
sehr ergiebigen Eisenerzgang im Münsterthal entdeckt und denselben in seinem Streichen
so anhaltend gefunden, daß man im Bergmännischen Verstand auf einen ewigen
Bergbau rechnen kann. Die Erzart ist ein dunkelbrauner Eisenstein, der aus verwittertem
Eisenspatt oder Flims scheint entstanden zu sein, von Welchem man noch nicht Verwitterte
Theile auff den Stuffen findet. Dieser Gang ist im Durchschnitt gerechnet 7
Schuh 3 Zoll mächtig; der Ztr. kann um 5xr (Kreuzer) erobert werden.
Diese Entdeckung und jene, daß man auch eine hinlängliche Aussicht auf Holz auf 38
Jahre sowohl zu einem Hochofen als zum Hammerw erk hat, hat Unterzeichneter bewogen
, die Herstellung eines Hochofens vorzuschlagen und das K(aiserlich) K(önigliche)
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