http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0110
Im »goldenen Weinland« spürt man das stille Wirken der Seele - aber im »Industry-
land wüehlt der Wille füre...«.
Anerkennung und Stolz auf die Leistungen, die dem Heimattal in jener Zeit um das
beginnende Jahrhundert ein neues Gesicht gegeben haben, sprechen aus solchen Zeilen.
Dann aber wendet sich Hermann Burte den Menschen selbst und ihrem harten Tagwerk
in den Fabriksälen zu:
»Was isch der Fabrikler? E Buurechind,
Wo nimme gnueg Land erbt zuem Lebe.
So muess er go frohne bym goldene Find
Un muess in Drei-Gottsname webe!«
(»Madlee«, S. 192)
Das Mitgefühl des Dichters begleitet die in den Webereien Arbeitenden bei ihrem mühevollen
Broterwerb:
»Aber denki an d'Fabrikler,
Würds mer näume druurig z'Muet,
Fadechnüpfer, Spuelewickler:
Alemannisch Edelbluet!
Siehni, wie sie Johr um Johr so
Ineschliichen in der Saal,
Cha mer sone Webi vorcho
Wie ne Moloch, wie ne Baal,
Gfuetteret mit arme Mensche,
Flösch und pfuusig, blaich un blass -
Und in ihre Ödere, chemische?,
Chranke giftige Niid un Hass.«
(»Madlee«, S. 53)
In den beiden letzten Zeilen klingt das Problem der sozialen Unterschiede an, das im
folgenden Gedicht zum Hauptthema wird:
Blick aus der Fabrik
Vo mym Wäbstuehl chani uuse seh
Uff die grüene Matte, das wär schön!
Aber's duet mer in der Seel inn weh,
Wenn sie dusse ihre Balle schlöhn.
Zmitts im Wase isch e grosse Blätz,
Ghertet, gebnet, grahmt mit Holz am Rand,
Am e Band im Mittel hangt e Netz,
Wiissi Strich sin zöge uff em Sand.
Heerli, Dämli, wiissi Kluften aa,
Chömme häreglunkt: sie müen zuem Spiel
Dätscher mit so gspannte Saite ha,
Ime Boge am verliimte Stihl -
Balle, gfärbti, hän sie do un schlöhns
Hi un her un dhüen myseel wie närsch,
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