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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
43.1981, Heft 2.1981
Seite: 290
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1981-02/0112
Aber d'Sunn het so ne helle Strahl,
D'Auge gömer über, lueg i hi:
Uff en Erste willi zmitts in Saal,
As i nimme Balle spiele sieh.

(»Madlee«, S. 61)

Die junge Elsässerin Christiane Wioland hat in ihrer gründlichen und mit besonderem
Einfühlungsvermögen gestalteten Arbeit »Des Markgräflers Schaffen und Wirken in der
alemannischen Lyrik Hermann Burtes« (1978 unter der Leitung von Prof. Dr. Raymond
Matzen an der Universität Straßburg entstanden und im Manuskript vorliegend) diesen
sozialkritischen Aspekt in Burtes alemannischer Dichtung wie auch den Zusammenhang
mit der Tatsache der damals so belastenden und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen
ausführlich behandelt. Sie betont, daß Burte auf der Seite der Frau im Fabriksaal
steht, die von ihrem Webstuhl aus dem Treiben der reichen Müßiggänger zusehen muß,
und daß er »die Lage der Arbeiterinnen besonders hervorhebt, um auf das traurige
Schicksal der Weberinnen und auf die offenkundige Ungerechtigkeit aufmerksam zu
machen«.

In diesem Sinne ruft der Dichter in einem Sonett auch seinen »Brüdern« in einer durch
das mit der Jahrhundertwende heraufgekommene Neue gewandelten Welt zu:

»Ihr Brüder tief im Lärmen der Fabriken...

An Hoffnung arm, zur Freiheit außerstande,
Müsst ihr den Wechsel toter Dinge treiben,
Die Sorgen drohend über euch wie Schlingen.

Ihr Brüder, lieben Brüder, Volk im Lande,
Ich muß den Wandel deiner Seele schreiben:
Das Hohelied der Untern will ich singen.«

(»Die Flügelspielerin«, 1913, S. 79)

Bedrückend wirkt die Strophe aus dem Gedicht »Glockenklang und Hupenschrei«
(»Madlee«, S. 356), wo der Mensch von der »neuen Zwingfrau« an die tägliche Fron gejagt
wird:

»Lüter as die Glocken ab de Dürne
Dhüen im Dhal Fabrikehupe hürne:
Drei Mol schuudrig dönt im Dampf sy Brüel:
'Hui, d'Motore sure, d'Chölbe stampfe -
Ine mit Ych, chrampfe müent Der, chrampfe,
Neui Zeedel warten uf de Stüehl!'«

Vor allem den »SeidenWeberinnen« gilt das warme Mitgefühl des Dichters:

»Bravi Maidli hän der Dag dur gwobe,
Menger ziehts am Gnick as wie ne Gwicht...«
(»Madlee«, S. 292)

Wie die Fabrikarbeit Jugend und Gesundheit aufzehrt, kommt in der ersten Strophe
des Gedichtes »Seidenweberinnen« (»Madlee«, S. 68) zum Ausdruck:

»Webet, Maidli, webet!

Gschwind vo Blick un flink vo Hand

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