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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 47
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0049
Zur Grabsitte in der Spätbronzezeit

Im Gegensatz zur frühen und mittleren Bronzezeit, wo in der Schweiz die Sitte vorherrschte
, die Toten unverbrannt zu beerdigen, nimmt in der späten Bronzezeit die
Brandbestattung überhand.291 Neben der immer noch praktizierten Körperbestattung
finden wir jetzt immer häufiger Urnengräber, d. h. Bestattungen, bei denen der Leichenbrand
- das ist die durch das Verbrennen der Leiche entstandene Substanz aus kalzinierten
Knochen, Holzkohle und Asche-in ein Gefäß aufgesammelt wurde. Diese Urne
, evtl. zusammen mit weiterem Geschirr, wurde mit den Beigaben, die man entweder
in oder neben die Urne legte, in eine einfache Grube versenkt und mit Erde zugedeckt.3°)
Diese Bestattungsart trifft für unsere beiden Gräber zu. Ob die Gräber oberirdisch mit
einer An »Grabstein« gekennzeichnet waren, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch über
die Bestattungsfeierlichkeiten, wenn solche überhaupt stattfanden, ist nichts bekannt
und wird wohl, da wir aus jener Zeit keine schriftlichen Uberlieferungen besitzen, kaum
mehr etwas in Erfahrung zu bringen sein.

Vermutlich trugen die Toten, wenn sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, ihre
Kleidung, möglicherweise auch ein Totengewand, von dem freilich nichts mehr erhalten
ist. Ebenfalls mitverbrannt wurden Schmuckobjekte und Waffen, was sich an den Gegenständen
, die wir heute noch im Boden finden, gut ablesen läßt. Ihr Erhaltungszustand
ist dann infolge des Verbrennens sehr schlecht, und zum Teil sind die Objekte stark
verbogen. Das oben beschriebene Schwert, mit seiner durch Hitzeeinwirkung beschädigten
Spitze, ist ein gutes Beispiel dafür. Anders verhält es sich mit den Beigaben aus
dem Grab vom Käppeliboden (Abb. 2). Sie sind alle gut erhalten und zeigen keine
Brandschäden, was den Schluß zuläßt, daß sie erst nachträglich in die Urne gelegt wurden
. Auch dieses Vorgehen ist häufig belegt.

Haben wir aus den Gräbern ein oder zwei, günstiger natürlich mehrere Metallobjekte,
so läßt sich das Geschlecht der Bestattung bestimmen/1' Frauen benötigten, um ihr Gewand
zu schließen, zwei Nadeln. Diese galten als fester Trachtbestandteil. Oft trugen die
Frauen ein Messer, vermutlich als Mehrzweckgerät, auf sich. Gerne schmückten sie sich
mit Armringen, wobei Anzahl und Form sowohl ihrem Geschmack wie auch ihrer sozialen
Stellung entsprochen haben mögen. Männer benutzten keine oder nur eine einzige
Gewandnadel. Daraus dürfen wir schließen, daß sich die weibliche Kleidung von der
männlichen deutlich im Schnitt unterschieden hat. Waffen und Rasiermesser kennzeichnen
Männergräber.

Diese Feststellungen machen deutlich, daß es sich beim Grab aus Muttenz-Käppelibo-
den um ein Frauengrab, bei dem aus Muttenz-Schänzli um ein Männergrab gehandelt
hat.

Ausblick

Obwohl die beiden Gräber aus dem gleichen Zeitraum stammen, gehören sie vermutlich
nicht zu einem einzigen Friedhof, da sie doch rund 400 m voneinander entfernt sind.
Eher handelt es sich um die letzten Uberreste zweier kleinerer Begräbnisstätten.

Konkrete Anhaltspunkte zur Lokalisierung der dazugehörigen Behausungen gibt es
nicht. Keramik der Bronzezeit wurde auf dem Wartenberg, einer bekannten Höhensiedlung
östlich des Dorfes Muttenz, gefunden. Es handelt sich aber hauptsächlich um Keramik
der mittleren Bronzezeit, die späte Bronzezeit ist dabei nur schwach vertreten/~
Hinzu kommt, daß der Wartenberg doch gegen 3 Kilometer von den beiden Gräbern
entfernt liegt und deshalb als zugehörige Siedlung wohl kaum in Frage kommt. Wenn
wir tatsächlich zwei Bestattungsorte von geringer Größe vor uns haben, so gehören vermutlich
zwei entsprechende Siedlungseinheiten dazu. Man denke sich dabei zwei Gutshöfe
, in denen je eine Großfamilie oder Sippe ihren Wohnsitz hatte. Daraus darf man


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