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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 66
(PDF, 29 MB)
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neswegs steht das Ia nur dreimal da, wie z. B. Wiedemanrr"1! meint, der aufgrund seiner
falschen Lesung sogar den christlichen Gedanken der Trinität mit dieser Dreizahl ausgedrückt
sieht. Auch ist das letzte Ia nicht mit einem weiteren I versehen32', so daß also die
hebräische Suffix-Form Iai (auf Deutsch: mein Gott) durchaus nicht vorliegt. Was dazu
verleiten könnte, das besagte I zu konjizieren, ist nichts anderes als ein Knick in der Folie
, der vom Aufrollen herrührt. Die zweite Zeile schließt mit dem hebräischen Beinamen
Jahwes, nämlich Sabaoth (d. h. Herr der Heerscharen).

In den Zeilen 3 und 4 werden bekannte Dämonen angerufen. Ihre Namen sind von
mancherlei Vorlagen auf Gemmen, Amuletten und Papyri bekannt. So wird zunächst
ein Daimon namens Ablanathanalba beschworen. Bei diesem Wort handelt es sich um
ein sog. Palindrom, eine Buchstabensequenz also, die vor- und rückwärts gleichermaßen
gelesen werden kann. Nach einem Sinn wird man bei einem solchen Palindrom nicht suchen
dürfen33'. Mit diesem Namen vergesellschaftet finden sich häufig weitere Dämonennamen34
', wie sie auf dem Amulett von Badenweiler auch genannt werden. Allerdings
ist die nächste Nennung unvollständig, da der zweite Teil des Namens, der am Beginn
der Zeile 4 zu suchen wäre, verloren gegangen ist. Dennoch läßt sich das Wort mit
den angeführten Vergleichsbeispielen ohne Schwierigkeit belegen als Akrammachamari.
Es soll hier genügen, diesen Namen hinzunehmen, ohne weiter nach einem Bedeutungsinhalt
zu fragen35-. In der vierten Zeile ist als weiterer Daimon Semesilam festgehalten.
Dieser Name kommt, wie manche anderen auch, in etwas unterschiedlicher Schreibweise
vor. Gedeutet wurde er als »ewige Sonne«36' (hebräisch: schemesch olam). Bei dieser
allzu einfach klingenden Herleitung des Wortes ist, wie stets in solchen Fällen, Vorsicht
geboten37'. Wohl aber ist wahrscheinlich, daß Semesilam etwas mit den Sonnengottheiten
zu tun hat38'. Auch der nächste Dämonenname Sesengem wird - wie der schon genannte
Akrammachamari und der am Beginn der fünften Zeile beschworene Daimon
Barpharanges39' - mit Sonnengottheiten verbunden40!. Die dreimalige Anrufung Io (Zeile
5) wird auch hier, wie in Zeile 2, den Gottesnamen bezeichnen, wenn auch vielleicht in
einer äyptischen Form41'.

Damit sind die eigentlichen Beschwörungsriten beendet, und es folgt die Aufforderung
an alle Genannten: servate ... rettet! Doch wen? Für eine eindeutige An wort fehlen
am Beginn der sechsten Zeile die entscheidenden Buchstaben. Offensichtlich ist eine
Person bezeichnet, von der nurmehr (in lateinischer Umschrift) ... um zu lesen ist. Man
dachte an die Ergänzung des Namens, der in Zeile 9 genannt ist, also Luciolum42', oder
an eine Ergänzung als filium43'. Da die Schrift des Silbertäfelchens nicht so regelmäßig
ist, daß sich daraus Abstände verläßlich errechnen ließen, wird eine Entscheidung wohl
vorerst offen bleiben müssen. Lesbar ist aber der Rest der Zeile: quem peperit Leib... den
geboren hat Leib..., also die Mutter. Und in der Tat: auf das Wort Mutter - mater- deutet
der am Anfang der siebten Zeile erhaltene Rest eines R hin44'. Die in der fünften Zeile
ergangene Aufforderung zur Rettung desjenigen, den die Leib... zur Welt gebracht hat,
wird jetzt näher bestimmt: ab omni pereculo (statt: periculo). Der Träger des Amuletts
soll also aus aller Gefahr gerettet oder vor jeder Gefahr beschützt werden.

Es fällt mir nicht leicht, den früheren Kommentatoren zu folgen, die am Beginn der
sechsten Zeile den Namen Luciolus ergänzen wollen. Die erhaltene Endung... um deutet
zwar auf den an dieser Stelle richtigen und notwendigen Akkusativ hin, doch ist davor
auch alles Mögliche andere denkbar. Man ist versucht, den Bezug auf Luciolus zu sehen,
wie es übrigens schon Oberlin, zitiert bei Preuschen45', tat. Allein, der Name Luciolus
taucht erst am Ende unter anderen Namen auf. Er nimmt keine Sonderstellung ein, sondern
steht syntaktisch gleichbedeutend neben zwei weiteren Personennamen, nämlich
Chilon und Merkussa461. Uberhaupt ist die Bedeutung der letzten drei Zeilen recht unklar
. Kraus47' schlug vor, das A am Anfang der achten Zeile einem verlorenen Wort als
Endbuchstaben zuzuweisen, und ergänzt: serva, rette! Das O (den achten Buchstaben
dieser Zeile) hält er für einen Schreibfehler; ein A sei richtig, um den Akkusativ des Namens
Chilon zu gewinnen. So liest er (Zeile 8): serva Chilona serva (Z. 9) Luciolum ser-

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