http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0123
O mein Louis'chen, welch Vergnügen,
Einen Brief von Dir zu kriegen!
Kann wohl auch auf dieser Erden
Je ein Mensch so närrisch werden
Als Dein närrischer Bräutigam,
Wenn ein Brief vom Bräutchen kam?
Ich mag lesen oder schreiben,
Mag mich auf dem Land rumtreiben.
Mag am Bett bei Kranken sitzen
Oder im Consilium schwitzen,
Kegel schiessen,
Bier geniessen,
Cigarren rauchen,
Pfeifen schmauchen,
Schuldner treten,
Oder beten
für den Fürsten
Oder bürsten.
Bücher führen,
Pflaster schmieren,
An den Nasen
Aderlassen,
Katzen köpfen,
Leute schröpfen,
Mit den Stangen
Käfer fangen,
Fliegen spiessen,
Vögel schiessen,
Um die Tropfen
auszustopfen.
Kurz, ich mag nur immer treiben,
Was sich lässt in Versen schreiben,
Wo ich geh' und steh', und bin,
Kommst mir Du nicht aus dem Sinn!!!
Wachend leb' ich stets in Träumen,
Schwebe stets in höhern Räumen,
Bin der Gegenwart entrückt,
Nur die Zukunft mich entzückt.
Seh' den stattlichen Hochzeitswagen
Uns dem ,Himmelreich' zutragen,
Aug' in Auge, Hand in Hand
Trachtend nach dem Heimathland,
Seh' Dich in dem Reisekleide
An des jungen Gatten Seite
Wandelnd im Schaffhauser Land
An des Rheinfalls grünem Strand.
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