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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 1.1982
Seite: 127
(PDF, 29 MB)
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folgenden auch davon einiges in Auszügen wiedergeben, so weniger aus familiären-per-
sönlichen Gründen als aus der Tatsache heraus, die anschaulichen Schilderungskünste
Bougines unter Beweis zu stellen. In diesem Zusammenhang darf der Verfasser dieses
Aufsatzes auch auf seinen Beitrag »Eine Landarzt-Epistel aus dem Schwarzwald anno
1863« (in »Ekkhart 1981«) verweisen, dort wurde eines seiner Glanzstücke, nämlich eine
Schilderung seiner Landarztpraxis unter schwierigen klimatischen Verhältnissen (vom
20. Januar 1866) großteils abgedruckt.

Bei Onkel und Tante konnte Sohn Alben am 31. Juli 1862 sein Pariser Quartier beziehen
; es ist anzunehmen, daß solch günstige Unterbringung überhaupt die Idee der Pariser
Fotografenausbildung kreierte. Aus einem ersten Brief der nachfolgende kurze Absatz
: »Jaso! Dir zur Neuigkeit noch, dass die Bahn von Waldshut nach Constanz jetzt
eröffnet ist; am 15. d. M. (Juni 1863,) geschah dies unter unendlichen Feierlichkeiten,
wobei die Thiengener sich besonders auszeichneten...«. - Des weiteren aus einem Brief
vom 10. Februar 1865 an Albert: »Gegenwärtig haben wir viel Schnee. Auf dem Wald da
oben hat es durchschnittlich 2 - 4 Fuß tief (= ca. 60 cm bis 1,2 m), auf dem Feldberg soll
er an manchen Orten 10-15 Fuss tief liegen. - Dabei gibt es überall viel Kranke, nur gerade
hier nicht. (Honorar!) überall Blattern, Masern etc., kurz Alles, nur hier ist trostlose
Gesundheit Trumpf.« Interessant ist auch die Tatsache, daß unser Epistelschreiber
mitunter auf einem Doppelblatt zwei Briefe unterbrachte: die eine Doppelseite an den
Sohn, die andere an Onkel Charles und Tante Caroline.

Beiden Söhnen gilt ein Brief vom 21. August 1865: »Es geht Euch also gut, seyd gesund
und lustig und Du, Emil, lässt Dir, scheint's die Pariser Kost gut schmecken. Prosit
! Ihr habt's lang gut. So gut hab' ich's mein Lebtag nicht gehabt, und krieg's scheint's,
auch nimmer so...«. Hier erhebt sich die Frage, ob sich unser Landarzt in seinem Beruf
und in seiner Umgebung einigermaßen wohl gefühlt hat. Zu den ganz Zufriedenen gehört
er trotz seines biedermeierlichen Habitus in keinem Fall. Vor allem scheinen es
wirtschaftliche Sorgen zu sein, die ihm und seiner zahlreichen Familie mitunter sehr zusetzen
. Es war fürwahr kein Herrenleben. In diesem Zusammenhang dürfte auch sein
mehrmaliger Ortswechsel zu interpretieren sein. Bougine hadert zu gern mit dem
Schicksal, darüber kann er auch manchmal seinen Humor schier verlieren. Die Strapazen
auswärtiger Ordination kamen hinzu. Das Landleben war für ihn alles andere als reine
Idylle. Daß er dennoch im großen ganzen seinem Privat- und Berufsleben das Beste abzugewinnen
suchte, was daraus zu arrangieren war, spricht indes für seinen gesunden
und intakten Lebensgeist.

In Ergänzung zu oben erwähntem Brief vom 20. Januar 1866 noch einige persönliche
Passagen, die dort weggefallen waren: »Habt Ihr in der Neujahrsnacht auch Punsch oder
gar Champagner getrunken ? Haben Euch nicht die Ohren geklingelt ? Oder seyd Ihr um
jene Zeit am Ende schon in den Federn gelegen? - Wir blieben bei unserem Pünschlein
vergnügt sitzen bis lh 2 Uhr und liessen uns dabei einen Gugelhupf...gut schmecken...
Aber noch besser war ein Neujahrsgeschenk, welches ich den Tag zuvor (am Sylvestertage
) erhielt. Es traf nämlich von Carlsruhe die Nachricht ein, dass die Regierung die Bitte
der hiesigen Gemeinde um eine Apotheke bewilligt habe, und zwar nicht eine Handapotheke
für mich, sondern eine Filialapotheke (als Tochtergeschäft entweder von Schopfheim
oder Säckingen) oder sogar, wenn sich diese beiden Apotheker nicht dazu verstehen
sollten, eine Hauptapotheke (!). Dazu hat mein sorgfältig ausgearbeitetes Gutachten
, an dem ich 4 volle Wochen arbeitete, jedenfalls nicht wenig beigetragen... Jetzt reißen
sich die Apotheker von Schopfheim und Säckingen über einmal darum, wie 2 Hunde
um einen Knochen...«. Nach solcher Mitteilung und allerlei Erfahrungen der beiden
Arztreisen nach Gersbach u. a. die Mitteilung: »Unsere Lesegesellschaft (eine jede größere
Gemeinde hatte in jenen Jahren eine solche) wurde an Neujahr von Ehinger weg in
die Krone verlegt, da Ehinger Bier 6 Wochen nicht zu trinken war. Ich bezog mein
Abendbier jene ganze Zeit von Butsch (im Fässchen). Jetzt ist das von Ehinger besser als
das von Butsch...«.

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