http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0144
Lobsprecher und Förderer. Von Wilhelm Trübner, dem Karlsruher Akademieprofessor,
ließ er sich bestimmen, nach Genf zu gehen, wo der berühmte Hodler wirkte und für die
damalige Schaffensperiode Bizers Maßstäbe schuf.
Nunmehr war der junge Pforzheimer der Kunst ganz verschrieben. Er studierte an der
Karlsruher Akademie; Jahre später sollte er in der badischen Residenz sein Atelier mit
Albert Haueisen teilen. Zu Studien hielt er sich in London und Paris auf, der Hochburg
der Impressionisten. Hier wohl setzte sich Bizer mit dem Problem des Lichts auseinander
, das in seinem Oeuvre stets eine große Rolle spielte. Ohne Strömungen der Kunst
kritiklos zu verfallen, fand er um jene Zeit zu seinem unverkennbaren Stil, dem »Bizer-
stil«. 1911 war er auf der Berliner Sezession unter der ersten Garde der zeitgenössischen
Kunst vertreten.
Anfangs hatte Bizer sich vorwiegend der Grafik, speziell dem farbigen Holzschnitt,
zugewandt. Er liebte hierbei expressive Naturschauspiele der Landschaft: das Hervorbrechen
von Licht durch Gewölk, drohende Gewitter, Mondnachtstimmungen. Doch
bald merkte er, daß das Ölbild mehr seinem künstlerischen Naturell entsprach; nun blieben
graphische Skizzen und Sepiazeichnungen meist nur Vorstufen seiner Gemälde, die
in ihrer feinen Tönung oft an Aquarelle erinnern.
Das Licht in der Vielzahl seiner Facetten blieb weiterhin das Leitmotiv in Bizers Produktion
. Licht, wie es auch in der Provence in Erscheinung tritt, deren atmosphärische
Verwandtschaft mit dem Oberrheinland er selber empfunden hat, oder auch in Griechenland
- der Vergleich liegt in der Landschaft um Badenweiler, Bizers langjährigem
Wohnsitz, wegen seiner südlichen Ausstrahlung besonders nahe. Licht war für den zum
Sehen geborenen Künstler fast so etwas wie eine Offenbarung - Licht von pastellener
Sanftheit, doch auch von greller Härte oder voll Spannung, wie man es vor oder nach einem
Wolkenbruch erlebt. Zuletzt neigte Bizer einer dunkelglühenden Tönung zu, bei
thematischer Vereinfachung und kräftig gezogenen Konturen, wobei das Licht dann nur
Akzente bildete, etwa durch blockartige helle Wolkengebilde.
Die »Himmlische Landschaft*
Die »himmlische Landschaft« um Badenweiler, das immer wiederkehrende Thema
seiner Kunst, war Bizer schon als Kind vertraut; oft verbrachte er bei Verwandten im
Weilertal die Ferien. Die Ruhe und Beschaulichkeit des Landlebens, das Bukolische,
blieb während der Stadtaufenthalte am Beginn seiner künstlerischen Laufbahn immer
seine Sehnsucht. 1919 verweilte er länger im Kurort am Fuß des Blauens; er wohnte in
der Pension Daheim in der Römerstraße, damals noch »Haus Anna Wenzel«. Von Berlin
aus zog es ihn einige Zeit später wieder in den Bannkreis des Blauen. Er wählte sein Domizil
in Oberweiler und dann in Haus Hertel. Der Künder der »himmlischen Landschaft
« zählte zu den Persönlichkeiten, die sich in den 20er Jahren in Badenweiler, dem
»magnetischen Pol des Geistes«, trafen. Es war im geistig-künstlerischen Sinne Badenweilers
»große Zeit«. Bizer stand mit den anderen Künstlern am Ort in fruchtbarem
Kontakt. Vor allem das Terzett Bizer-Schickele-Kolb hat Badenweiler das Flair eines
neuzeitlichen Tuskulum gegeben, des befruchtenden Bodens schöpferischer Kräfte. Die
hier heimisch gewordenen Vertreter von Kunst und Literatur vermochten es, mit dem
äußeren und inneren Auge Landschaft, Umwelt und Menschennatur zu erkennen und
im Wesentlichen festzuhalten.
Natürlich ließen sich Künstler ihrer Art nicht in das Schema gefälliger Bürgerkunst
pressen; 1933 waren sie suspekt. Während die beiden anderen des »Terzetts« - und mit
ihnen der in Sehringen ansässige Oskar Schlemmer - Badenweiler verließen, blieb Bizer
am Kurort zurück; doch mit dem Verkauf seiner Bilder sah es nun schlecht aus. Seine
Frau lernte Bindegewebsmassage, um das häusliche Budget zu verbessern.
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