http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-01/0155
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandeln sich für einige Zeit Form und Struktur der Gefäße
. Farben und Glasuren werden dunkel und schwer. Es entstehen lavaartige, zähflüssige
Laufglasuren. Der Erdcharakter des Gefäßes wird betont. Seine Welt ist trübe, leiderfahren
. Selten ist nur ein Rand umgebogen, um eine Öffnungsbewegung nach oben zu
geben.
Als Kontrast zu den dicken Glasuren setzt Bampi hin und wieder in seine Schalen
Glasflüsse ein, die dann wie kostbare Edelsteine wirken - kleine Lichter in einer dunklen
Welt. Aber bald ändern sich wieder Gestalt und Farbe seiner Gefäße: Sie werden dünnwandiger
, die Farben lichter. Parallel dazu geschieht ein Rückgang zur Töpferscheibe,
zum zentrierten Gefäß.
Immer seltener werden die Vasen ganz ohne Drehscheibe aufgebaut, meist nur noch
die großen, kostbaren Bodenvasen. Aber der Durchgang durch die Periode der Schaffung
vegetativer, asymmetrischer Gefäße hat ihn gelehrt, auf der Drehscheibe Formen
zu finden, die den Stoff in eine Gestalt bringen, in der so etwas wie ein geheimes Leben
zittert, wenn die letzte formende Handbewegung das Werk aus seiner bildenden Kraft
entläßt.
Es wurde einleitend schon erwähnt, daß Bampi ein ungewöhnlicher Mensch war und
alles in seinem Leben abseits der bürgerlichen Normen verlief. Dies machte ihn auch
menschlich einsam, ja sogar der Umwelt verschlossen, wenigstens was sein ganz Persönliches
und Innerstes betraf. So gibt er uns nur indirekt über sein künstlerisches Schaffen
gelegentlich Einblick in seinen personalen Bereich. Wenig bekannt sind daher seine
Zeichnungen, die er auch neben seiner keramischen Tätigkeit als ein Mittel zur Auseinandersetzung
mit den Fragen der Kunst entstehen ließ.
Nur wenigen zugänglich waren auch seine Gedichte, die er nicht nur unter dem Eindruck
der Erlebnisse des Ersten Weltkrieges oder kurz danach in Berlin, München und
Florenz als junger Mann schrieb. In seinen Notizen von 1949 finden wir fast jede Woche
Beweise, wie er sich und seine Zeit in einer künstlerischen Aussage zu fassen und zu meistern
versuchte. Beispielhaft sei vom 2. Mai 1949 das folgende zitiert:
Aufschrei!
Wenn man immer wieder vor der Schwelle steht,
Vor des Tempels innersten Hallen,
Der Eintritt wieder verwehrt und es nicht geht,
Alle - alle Hoffnung fallen,
Doch man das letzte Geheimnis verspürt,
Geist - Herz versagen, nichts dahin führt;
Versagen — verzweifeln - ja oder nein?
Die Dinge sind groß, doch ach so klein;
Wenn ein Gott damit das Leben meint.
Ach, was solls, wenn das Herz nicht mehr weint.
Leb wohl, singender Vogel - blühendes Land -
Ich gehe dahin - verrinne im Sand -
Doch laß dich nicht bezwingen,
Vollbrings im letzten Ringen!
Und ahnungsvoll blickt Bampi als 53jähriger auf die wenigen noch vor ihm liegenden
Jahre mit den Worten:
Wenn reifendes Alter beginnt,
Dann das Herz nur Schönes vernimmt,
Denn Alter-Werden
Ist nicht Alt-Werden.
Wenn du findest die Schönheit
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