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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 51
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0053
Als wichtigste Industriebranchen traten die Textilindustrie, die tabakverarbeitende
Industrie, der Maschinenbau, die chemische und schließlich die Holzindustrie in Erscheinung
. Charakteristisch für die südbadische Industrie war seit ehedem der relativ
hohe Anteil ausländischer Kapitalbeteiligungen; der Schweizer Anteil nahm darunter
mit 65 % i. J. 1949 eine Sonderstellung ein.3' Insgesamt gesehen, befanden sich 1949 die
chemische Industrie zu 99%, die Textilindustrie zu 83%, die NE-Metallindustrie zu
86% und die Nahrungsmittelbranche zu 79% in ausländischem Besitz.6' Dieser Umstand
war nach Kriegsende für die Weiterexistenz vieler Betriebe entscheidend (Demontage
!). Von wesentlicher Bedeutung für die Struktur der südbadischen Industrie waren
die für die damalige Zeit erheblichen Stromerzeugungskapazitäten; so machte z.B. der
Anteil der öffentlichen Stromerzeugung in Südbaden i. J. 1946 86,9% der gesamten
Stromerzeugung der französischen Zone aus. J

Um den besonderen Problemen, mit denen die südbadische Industrie bereits vor
Kriegsende konfrontiert war, gerecht zu werden, soll auch kurz auf die Grenzlandproblematik
seit 1918 hingewiesen werden. War die rechtsrheinisch 50 km breite entmilitarisierte
Zone ohnehin schon für einen industriellen Ausbau als ungeeignet erachtet worden
, so war hier bis zum Abschluß des Frankreichfeldzugs die Ansiedlung von Industrie
, die auch nur im entferntesten mit Rüstung zu tun hatte, untersagt.8' Lediglich die
badischen Gebiete östlich der Linie Triberg-Waldshut hatten an dem rüstungsbedingten
Aufschwung zunächst teilgenommen. Ein zusätzlicher Nachteil für die südbadische Infrastruktur
hatte sich dadurch ergeben, daß der Weiterbau der Reichsautobahn von
Karlsruhe nach Basel aus strategischen Gründen unterblieben war.

Die unmittelbaren Kriegseinwirkungen von 1940-45 blieben indessen relativ unbedeutend
. Insgesamt kann man davon ausgehen, daß die südbadische Industrie mit annähernd
90 % ihrer Kapazität den Krieg überstanden hat.9'

Die Einflußnahme der französischen Besatzungsmacht auf das Wirtschaftslehen

Auf die politischen Zielsetzungen und Grundsätze der französischen Besatzungspoh-
tik braucht hier nicht eingegangen zu werden; daß die Wirtschaft der französischen Zone
in allererster Linie in den Dienst des französischen Wiederaufbaus gestellt und die hierzu
notwendig erscheinenden Maßnahmen vielfach in der deutschen Besatzungspolitik in
Frankreich ihr Vorbild hatten, kann als bekannt vorausgesetzt werden.

Somit gilt es hier in erster Linie, die spezifischen Bedingungen der Wiederingangsetzung
und Entwicklung der südbadischen Industrie zu skizzieren.

Was die Kontroll- und Lenkungsmaßnahmen der französischen Besatzungsmacht anbelangte
, so waren diese im allgemeinen umfassend und langlebig, im einzelnen in ihrer
Intensität aber doch recht unterschiedlich. Die Überwachung und Neuzulassung der Industriebetriebe
blieb im wesentlichen bis September 1949 Sache der Militärregierung. In
rechtlich besonders gelagerten Fällen setzte die französische Besatzungmacht gemäß
dem Gesetz Nr. 52 des Oberkommandierenden Befehlshabers der Alliierten Streitkräfte
Zwangsverwalter ein, über die dann rigoros die französischen Interessen wahrgenommen
werden konnten. Dies gilt z. B. im Falle des Kaliwerks Buggingen, für dessen
Zwangsverwaltung die Beteiligung der Preußag mit 566 der 1000 Kuxe - das Land Baden
hielt 434 - ausschlaggebend war. ' Gegen schärfsten Protest süd- und nordbadischer
Regierungsstellen überließ die französische Militärregierung einer GmbH, von deren
Kapital die Mulhousener Societe Commerciale des Potasses d'Alsace 55 % zeichnete,
(gegenüber 45 % in Händen südbadischer Genossenschaften) die Ausbeutung der Gruben
.12' Zu einem ähnlichen Vorgehen dienten der französischen Besatzungsmacht die
Entflechtungsmaßnahmen, wie sie in § 12 des Potsdamer Protokolls vorgesehen waren.
Die Schritte, welche aufgrund dieser Dekartellierungsbestimmungen gegen eine Reihe
von Firmen und Vermögensteile bizonaler Konzerne unternommen wurden, betrafen

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