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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 56
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der Intensivierung der Arbeit und der besseren Arbeitsmoral stieg dann auch die Produktion
binnen 4 Monaten um 73 %.39) Daß ein Großteil der Industriearbeiterschaft es
vorzog, hamstern zu gehen, statt für wertlosen RM-Verdienst zu arbeiten, erscheint naheliegend
. Die Behauptung eines »echten« Arbeitskräftemangels —sieht man einmal vom
qualitativen Aspekt ab - muß wohl bezweifelt werden. Was schließlich die Bedeutung
des Produktionsfaktors Arbeit für die Zeit 1945-47 angeht, so bewegte sich der Beschäftigtenstand
im Vergleich zum Produktionsergebnis auf einem weit höheren Niveau.

Die massiven Eingriffe der Besatzungsmacht in den Verkehrssektor konnte für die
Wirtschaft der französischen Zone nicht ohne Folgen bleiben. So besaß die Communau-
te de la Navigation Franchise Rhenane (CNFR) für die französische Zone ein Schifffahrtsmonopol
; über eine fast ebenfalls monopolartige Stellung verfügte im Straßennah -
und -fernverkehr als französischer Regiebetrieb die RETRA. Von besonderer Bedeutung
für Südbaden war in diesem Zusammenhang der Verlust des Kehler Hafens, der vor
dem Krieg der südbadische Hauptumschlagplatz für Kohle, Getreide und Kali gewesen
war. - Die kriegsbedingten Schäden der Eisenbahn waren im südbadischen Raum mit
Ausnahme der Höllental- und Murgtalbahn (Dezember 1947) Ende 1945 weitgehend behoben
. Als jedoch der Wiederaufbau des Eisenbahnnetzes bereits in vollem Gange war,
mußten auf Befehl der Militärregierung in den Jahren 1946/47 das zweite Gleis der
Rheintallinie Freiburg-Offenburg und kleinere Streckenabschnitte südlich von Freiburg
demontiert werden. Gravierender scheint indessen der große Mangel an rollendem Material
und die außerordentlich lange Umlauf zeit der Waggons gewesen zu sein.40'

Ohne Zweifel bedeutete die mangelhafte Versorgung der Industrie mit Kohle und
Elektrizität eine Produktionsschranke. Zwar lag der Kohlenverbrauch, bezogen auf das
sogenannte Normaljahr 1936, um einiges höher als der Produktionsausstoß der Industrie
, doch kann das einerseits auf die qualitativ minderwertige Kohle, andererseits auf
die erheblich unrationellere Produktionsweise der Industrie zurückgeführt werden.
Hinsichtlich der Versorgung mit elektrischer Energie, die von jahreszeitlichen und witterungsbedingten
Schwankungen beeinflußt wurde, mußte die südbadische Industrie
aufgrund hoher Stromausfuhren nach Frankreich-sie beliefen sich noch 1948 auf 72,5 %
der südbadischen Erzeugung41'-ständige Kontingentskürzungen, Sperrstunden und gebietsweise
Abschaltungen in Kauf nehmen.

Die Versorgung der südbadischen Industrie mit Roh- und Hilfsstoffen bzw. Zwischenprodukten
spitzte sich nach dem allmählichen Wiederingangsetzen der Produktion
und der Aufarbeitung noch vorhandener Vorräte bis 1947 derart zu, daß die südbadische
Landesregierung mittels des sogenannten Leibbrandt-Plans im Alleingang dieser Situation
Herr zu werden versuchte. Mit Hilfe eines schweizerischen Kredits in Höhe von 70
Mio. sfrs auf der Grundlage einer über 10 Jahre verteilten Schnittholzlieferung von
1 Mio. fm sollte der dringendste Bedarf an Nahrungsmitteln und Rohstoffen gedeckt
und gleichzeitig die Industrie wieder exportfähig gemacht werden.4"' Die Realisierung
dieses Plans wurde allerdings infolge der südbadischen Regierungskrise, der Hinhaltetaktik
der Militärregierung und vor allem wegen des geringen schweizerischen Interesses
derart verzögert, daß er durch die Auswirkungen von Währungsreform und Marshallplan
überholt wurde.

Nach der weitgehenden Unterbindung der Rohstoffzufuhr aus dem Ausland hatten
Warenaustauschgeschäfte über die Zonengrenzen hinweg, sogenannte Kompensationen
, die Versorgung der südbadischen Industrie zunächst in bescheidenem Maß ermöglicht
. Einen gewissen Anhaltspunkt für die Größenordnung der Importe können lediglich
Zahlen über den Außenhandel der französischen Zone - also Außen- und Binnenzu-
fuhr-bieten. Während die Gesamteinfuhr für 1936 auf 1,275 Mrd. RM geschätzt wurde,
beliefen sich die Importe aus dem Ausland 1945/46 auf 184 Mio. RM, 1947 auf 479,6
Mio. RM.43) Dieser insgesamt ungenügenden zonalen Versorgung standen andererseits
in Südbaden bedeutende Verluste durch Requisitionen, Entnahmen sowie Exporte von
Rohstoffen und Halbfertigwaren, vor allem auf dem Holzsektor-sogenannte Exploita-

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