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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 65
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0067
den Schutz der Flußübergänge zu den ehemaligen römischen Kastellorten übernommen
haben.148'.

Diese Situation änderte sich erst, als die Alemannen um 500 über den Rhein in die heutige
Schweiz vordrangen. Doch auch dann ließen sie die einheimische romanische Bevölkerung
in und um Kaiseraugst noch bis ins 7. Jahrhundert hinein unbehelligt, weil sie die
militärische Macht des Kastells fürchteten und außerdem an einem Mittelpunkt des Handels
und Handwerks interessiert waren.14 1

Die kriegerischen Auseinandersetzungen im 4. Jahrhundert

Die hier aufgezeigten Handelsbeziehungen, welche in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts
auf ein friedliches Verhältnis zwischen den rechtsrheinischen Alemannen und
den linksrheinischen Romanen schließen lassen, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen
, daß es vorher immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen
den Römern und Alemannen gekommen ist. So besiegte im Jahre 298 n. Chr. der zum
Caesar des Westens ernannte Constantius Chlorus die über den Hoch- und Oberrhein
bis ins Wallis vorgedrungenen Alemannenscharen bei Vindonissa (Windisch bei Brugg).
Auch Konstantin der Große (306-37 n. Chr.) und seine Söhne mußten sich über zwei
Jahrzehnte mit den Alemannen und auch Franken herumschlagen, bis schließlich im Jahre
328 eine Ruhepause eintrat. Doch als im Jahre 350 n. Chr. die Herrschaft des Kaisers
Constantius IL durch den gallischen Gegenkaiser Magnentius ins Wanken geriet, fielen
Franken und Alemannen plündernd in die Pfalz, das Elsaß und die Schweiz ein.1"" Das
Castrum Rauracense (Kaiseraugst) scheint dabei diesem Ansturm standgehalten zu haben
, doch zahlreiche vergrabene Münzschätze künden in der Schweiz von der Angst der
Bevölkerung.1'11 Nachdem Constantius IL den Gegenkaiser Magnentius in der blutigen
Schlacht bei Mursa (353 n. Chr) besiegt hatte, versammelte er nun bei Chälons-sur-Mar-
ne seine Truppen und zog mit ihnen durch die Burgundische Pforte gegen den Hochrhein
. Sein Ziel war es dabei, die beiden alemannischen Könige, die Brüder Gundomad
und Vadomar, vor weiteren Einfällen in Gallien abzuhalten. Diese hatten nämlich von
ihren Wohnsitzen im südlichen Teil der Rheinebene und am Südfuß des Schwarzwaldes
aus wiederholt das angrenzende römische Gebiet überfallen und verwüstet.152)

Im 14. Buch seines Geschichtswerkes »Res gestae« beschreibt der römische Geschichtsschreiber
Ammianus Marcellinus diese kriegerische Auseinandersetzung des
Jahres 354 n. Chr. Da diese unmittelbar bei uns stattgefunden hat, soll hier eine ungekürzte
Ubersetzung seiner Schilderung folgen.1'").

... »Die meisten Bergstraßen waren noch tief verschneit, so daß viele Schwierigkeiten
zu überwinden waren, bis das Heer endlich in der Nähe von Rauracum die Ufer des
Rheines erreichte. Hier leistete eine Menge von Alamannen Widerstand, und ein von allen
Seiten niedergehender Geschoßhagel hinderte mit überwältigender Stärke die Römer
an der Anlage einer Schiffsbrücke. Das Unternehmen erschien unausführbar, so daß der
Kaiser, von schwierigen Erwägungen gelähmt, nicht wußte, was anfangen. Doch siehe,
unvermutet kam da ein ortskundiger Führer, der gegen Lohn nachts eine seichte Stelle
zeigte, wo man den Fluß überqueren konnte. Da die Feinde ihre Auf merksamkeit auf einen
anderen Platz gerichtet hatten, so hätte unser Heer an diesem Punkte den Ubergang
wagen und überraschend alles verwüsten können, wenn nicht einige Angehörige eben
dieses Volkes, die bei uns als höhere Offiziere dienten, ihre Landsleute durch heimliche
Boten davon in Kenntnis gesetzt hätten - jedenfalls sind einige dieser Ansicht. Der Verdacht
richtete sich vor allem auf den Comes der Leibgarde Latinus sowie den Tribun des
kaiserlichen Stalles Agilo und den Befehlshaber der Scutarier Scudilo, die sich damals eines
Ansehens erfreuten, als ruhe das Staatswohl in ihren Händen. Angesichts der be-
Art kommen in alemannischer Zeit nur selten vor, und aus dem 7. Jahrhundert, in das ja
das Gräberfeld datiert werden muß, gibt es bisher keine Parallelen.

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