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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 66
(PDF, 41 MB)
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drohlichen Lage änderten indessen die Barbaren ihren Plan - möglicherweise hielten ungünstige
Vorzeichen oder warnende Worte ihrer Priester vom Kampfe ab -, sie erweichten
ihren harten Sinn, mit dem sie so selbstbewußt Widerstand zu leisten gedachten, und
schickten einige Vornehme, um Verzeihung für ihre Ubergriffe und Frieden zu erbitten.
So hielt man denn die Abgesandten beider Könige hin, und da nach längerer geheimer
Beratung die Stimmen sich darauf einigten, daß ein unter maßvollen Bedingungen erbetener
Friede gewährt werden müsse und nur zum Vorteil ausschlagen könne, ließ der
Kaiser sein Heer zu einer Versammlung antreten und wollte der augenblicklichen Lage
entsprechend einige Worte an die Soldaten richten. Von einer Anzahl hoher Würdenträger
umgeben, bestieg er die Rednerbühne und hielt folgende Ansprache: 'Niemand soll
sich bitte darüber wundern, wenn ich zwar nach langen, mühseligen Märschen und
reichlicher Verproviantierung, geleitet vom Vertrauen auf euch, bis zu den Barbarengauen
vorstieß, mich nun aber doch zu milderen Entscheidungen entschlossen habe, so als
ob mein Plan über Nacht ein anderer geworden wäre! Denn jeder von euch, sofern er
nach seiner Lage und Einstellung nachdenkt, wird es richtig finden, daß der Soldat, mag
er sich auch überlegener Körperkräfte erfreuen, überall nur sich und sein eigenes Leben
im Auge hat und verteidigt. Ein Feldherr hingegen muß, eingedenk seiner Pflichten und
allen gegenüber in gleicher Weise um fremdes Wohl besorgt, daran denken, daß dies alles
auch seinem eigenen Schutze dient und seine Aufgabe erheischt, sämtliche Hilfsmittel,
welche der Stand der Dinge zuläßt und die Gunst der Gottheit darbietet, rasch zu ergreifen
. Ich will mich kurz fassen und euch darlegen, weshalb ich euch alle, meine treuen
Kriegsgefährten, vor mein Antlitz entbot. Vernehmt mit geneigtem Ohr, was ich euch
mit wenigen Worten mitteilen möchte! Die vollkommene Wahrheit ist ja stets einfach.
Der Glanz eures hohen Ruhmes, dessen Ruf in wachsender Herrlichkeit sogar zu den
Anwohnern fernster Landstriche dringt, hat die Könige und Völker der Alamannen in
Furcht versetzt, so daß sie durch Gesandte, die ihr hier seht, mit gebeugtem Nacken Verzeihung
für das Geschehene und Frieden erflehen. Nach meiner Art zurückhaltend und
vorsichtig und ein Mahner zum Nützlichen, glaube ich, daß wir ihnen diese Bitte - euer
Einverständnis vorausgesetzt - gewähren müssen. Mehrere Gesichtspunkte bestimmen
mich zu dieser Auffassung: Erstens soll man zweifelhafte Kriegsentscheidungen vermeiden
, sodann wollen wir statt Feinden, wie sie versprechen, Bundesgenossen gewinnen,
weiterhin ohne Blutvergießen ihren wilden, unseren Provinzen oftmals so verderblichen
Wutausbrüchen steuern. Schließlich müssen wir auch erwägen, daß nicht allein der
Feind, der durch Waffengewalt und Heeresmacht auf dem Schlachtfeld erliegt, besiegt
wird; weit sicherer geschieht dies vielmehr mit dem Gegner, der sich ohne den Klang der
Kriegstrompete freiwillig unterwirft. Er weiß ja aus Erfahrung, daß es uns weder an Tapferkeit
gegen Unruhstifter noch an Milde gegen demütig Flehende gebricht... Kurz und
gut, ich warte darauf, was ihr als Schiedsrichter mir für einen Rat erteilt, da ich ja als
friedliebender Kaiser, zumal im Glück, bescheiden maßhalten will. Glaubt mir, man
wird einen solchen richtigen Entschluß nicht als Trägheit, sondern als Mäßigung und
Menschenf reundlichkeit auslegen!'

Der Kaiser hatte noch kaum seine Rede beendet, als sich schon die ganze Menge seinem
Willen beugte, seine Absicht billigte und mit dem Friedensschluß einverstanden
war; wußte sie doch - und diese Uberzeugung war vor allem bestimmend - von zahlreichen
Feldzügen her, daß nur bei inneren Bedrängnissen sein guter Geist über ihm wachte
, während er bei auswärtigen Kriegen in der Regel nur trauriges Mißgeschick erlebte.
So schloß der Kaiser nach Völkerrecht und mit aller Feierlichkeit das Bündnis und begab
sich sodann ins Winterlager nach Mediolanum (Mailand).« (Ammianus XIV, 10)

Aus diesem interessanten Text geht hervor, daß die Römer bei Äugst mit einer Schiffbrücke
den Rhein überschreiten wollten, woraus wir schließen können, daß damals die
Brücke bei Wyhlen nicht mehr benutzbar war. Dabei braucht man aber nicht unbedingt
an eine Zerstörung zu denken, denn auch eine beschädigte oder von den Alemannen

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