http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0078
Dieser Ansicht würde auch nicht der Ziegelstempel der Legio I Martia widersprechen,
der hier bei den Grabungen von 1933 noch acht Mal gefunden wurde.169' Allerdings unterstand
diese mit dem Schutz der Rheinbrücke betraute Legion vermutlich direkt dem
Kaiser Valentinian I., und ihre Ziegel finden sich vor allem in den während seiner Regierungszeit
angelegten Verteidigungswerken.I70) Doch Valentinian ließ ja nicht nur neue
Befestigungen links und rechts des Rheines errichten, sondern auch schon bestehende
und in den Alemannenstürmen von 351 n. Chr. zerstörte oder beschädigte neu aufbauen
oder wiederherstellen. Deshalb können z.B. auch die Ziegelfragmente von Breisach mit
dem Stempel der Legio I Martia nicht als Beweis für eine Gründung unter Valentinian I.
herangezogen werden, denn die neuesten Grabungsergebnisse auf dem Münsterberg
sprechen für eine Entstehung in früherer Zeit.171-1
Durch die Ziegelstempel der Legio I Martia läßt sich also für den römischen Brückenkopf
von Wyhlen ebenfalls keine gesicherte Entstehungszeit gewinnen, was sowohl Harald
von Petrikovits172' als auch Gerhard Fingerlin betonen.1 ' Die relativ wenigen Funde
können nach Fingerlin möglicherweise für eine kurze Benutzungszeit und somit für
eine Entstehung zur Zeit Valentinians I. (364-375) sprechen. Doch auch die Vermutung
Martins, wonach der Brückenkopf zur gleichen Zeit wie das Kastell Kaiseraugst, also zu
Beginn des 4. Jahrhunderts, errichtet worden sein könnte, besitzt ihre Wahrscheinlichkeit
.
Die Expansion der Alemannen und ihre Unterwerfung durch die Franken
Das Befestigungswerk Valentinians L an Donau, Iiier und Rhein war ein letzter großartiger
Versuch, diesen Teil des Imperiums zu schützen. In der Folgezeit zerfiel aber die
römische Reichsgewalt auf Grund äußerer und innerer Schwierigkeiten immer mehr, so
daß die Grenze am Rhein nicht mehr zu halten war. Seit der Mitte des 5. Jahrhunderts
ließen sich die Alemannen in der Pfalz und im Elsaß nieder, und um 500 besetzten sie
dann die Gegend von Basel und drangen über den Rhein in die Nordwestschweiz ein.174)
Der Versuch, ihren Herrschaftsbereich rheinabwärts auszudehnen, führte sie dann
aber in einen folgenschweren Konflikt mit den Franken, die ihnen 496/97 unter ihrem
König Chlodwig bei Zülpich eine schwere Niederlage beibrachten. Damit beginnt das
rasche Ende ihrer politischen Selbständigkeit, denn Chlodwig entriß ihnen weite Teile
ihres Gebietes am Rhein und Neckar bis südlich von Speyer und zur Oos und Murg.
Auch das Elsaß fiel damals an den Frankenkönig, der das gesamte alemannische Gebiet
seinem Reiche einverleiben wollte. Doch das Eingreifen des Ostgotenkönigs Theoderich
bewahrte die übrigen Alemannen am Hoch- und Oberrhein sowie in der Schweiz noch
einige Jahrzehnte vor dem Verlust ihrer Unabhängigkeit. Im Jahre 537 kamen aber auch
diese unter ostgotischem Schutz stehenden Gebiete in den fränkischen Machtbereich,
denn die in Italien von den Byzantinern unter Beiisar bedrängten Ostgoten erhofften
sich um diesen Preis die Hilfe der Franken.173)
Die 2. Hälfte des 6. und das 7. Jahrhundert waren gekennzeichnet durch den Zerfall
der fränkischen Macht infolge der inneren Zwistigkeiten des Merowingerhauses, so daß
die alemannischen Gebiete wieder zu einer relativ großen Unabhängigkeit gelangen
konnten. Doch mit dem Erstarken des fränkischen Reiches unter den karolingischen
Hausmeiern änderte sich die Situation grundlegend. Nach jahrelangen Kämpfen zwischen
den Alemannen und Franken gelang es schließlich dem fränkischen Hausmeier
Karlmann im Jahre 746 durch einen Handstreich, das nach Cannstatt aufgebotene Heer
zur Ergebung zu zwingen. Danach ließ Karlmann die adligen Führer der Alemannen wegen
Hochverrats hinrichten. Alemannien wurde nun fest in das fränkische Reich eingegliedert
.176)
Zahlreiche Güter der widerspenstigen oder unzuverlässigen alemannischen Adelsfamilien
wurden daraufhin konfisziert und anderen, den Franken genehmen Besitzern
76
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