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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 109
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0111
mag diese große Unordnung nicht von einer allgemeinen Überschwemmung11, sondern
von einer nach einer solchen Hauptüberschwemmung geschehenen, außerordentlichen
unterirdischen, nur den höchsten Gebirgen noch spürbar gewesenen Bewegung oder
Hebung und durch deren Nachlassen von natürlich erfaßten großen Senkungen herzuleiten
sein. Übrigens sind diese Gebirge erzführend. Die häufigen 'Ausgeburten'2-1 und
daselbst sich vorfindenden zahlreichen Gangarten, besonders der sich häufig zeigende
Mars (= eisenhaltiges Gestein) als der Bewahrer edler Klüfte, beweist dies. Die Täler haben
durchgängig Granitgestein von allerhand Farben und ebensolchen Sand, wenig gute
Dammerde und gar keine tonhaltige Erde, aber ebensowenig gute Mauersteine. Hierüber
Spezialanmerkungen:

(1) Ich fange bei dem Hohen Beleben an; dieser Berg ist der höchste in den ganzen oberen
Landen. Auf österreichischer Seite3) ist solcher Berg sehr steil. Gegen Neuen weg etwas
prall. Es zeigt sich auf seiner Höhe eine Ebene von ungefähr (Bl. lOv) drei Juchart
Größe, von wo aus er aber sogleich auf allen Seiten abfällt. Gegen Neuenweg machen ihn
besonders die Hohen Felsen, der »Kirchfelsen« (= Hohe Kelch), Hornfelsen, Spitzenfelsen
kenntlich, die eitel uranfängliches Gebirge sind. Es sind solche zum Teil 30 bis 40
Lachter4 hoch; es befindet sich noch ein Brunnen über diesen Felsen fast auf der Höhe
des Berges gegen Neuenweg, der sehr kaltes und sommers wie winters gleich reiches
Wasser gibt. Das Wasser ist weniger mineralisch einfach und greift wegen seiner fast eisgleichen
Kälte den Menschen an. An hohen Sommertagen, da die Hitze sonst am größten
ist, hat man auf der Höhe dieses Berges allezeit eine durchdringende, sehr kalte Luft, vor
der man sich zu bewahren nötig hat; wie es denn auch öfters geschieht, daß das platte
Land mit Hagel und Donnergewitter überzogen sein kann, während man auf dem Bel-
chen über solches wie über ein Meer hinwegsieht und hellen Sonnenschein hat, jedoch
empfindet man zu dieser Zeit in der Luft eine stoßweise und qualmige Veränderung. An
den längsten Tagen bleibt es bis gegen elf Uhr nachts auf diesem Berg so ziemlich hell,
daß man eine gedruckte Schrift wohl lesen kann. Der Tag kommt aber nicht in der Proportion
einer Stunde nach Mitternacht wieder, also nach ein Uhr, sondern erst nach zwei
Uhr bis drei Uhr. Die Ursache ist, daß solcher Berg gegen Abend bis gegen die höchsten
lothringischen Gebirge (= Vogesen) der Sonne frei ausgesetzt ist, wogegen er gegen
Morgen fast gleich hohe Gebirge auf nur vier bis fünf Stunden Wegs vor sich liegen hat.
Verweilt man sich auf diesem Berg bis abends nach acht Uhr, da man die Sonne noch voll
scheinen sieht, und geht alsdann gegen Neuenweg den Berg hinab, so wird man schon
(Bl. 11) nach einem zurückgelegten Sechstel der Höhe und nach Verlauf einer Viertelstunde
von einer solchen Nacht befallen, wie solche um Mitternacht nicht finsterer werden
mag.

(2) Gegen Mitternacht auf der Münstertaler Seite auf dem Belchen in einer seigeren
Teufe31 von ungefähr 120 Lachtern und 80 in der Sohle hat das Kloster St. Trudpert ein
Bergwerk.61 Es brechen daselbst sehr reichhaltige Silbererze; der Gang, worauf hier gebaut
wird, hat sein Streichen gegen die Markgräfliche Seite. Der Grubenbau ist ein Stollen
und scheint fast mehr Lachter in seiner Sohle zu haben, als die Sohle von der Grenze
hinweg bis an das Mundloch hat, so daß fast mit Gewißheit zu vermuten ist, daß solche
Grube markscheidig ist.7) Ich habe auch erfahren, daß niemand Fremder solche Grube
befahren dürfe und allda nur vier vertraute Bergleute arbeiten. Hätte man Gelegenheit,
diese Grube markscheidig abzuziehen,8) so vermöchte auf der markgräflichen Seite diese
Arbeit von gewisserem Nutzen sein, denn würde man dadurch einen Lagezug abstecken
können, so würde man, wenn der Bau auch gleich nicht unter der Grenze durch wäre,
doch dieses Ganges Streichen auf der markgräflichen Seite erfahren und den Gang auch
edel9) erschürfen können. Das Erz hierselbst ist ausnehmend schön und das Grubengebäude
ein uraltes Werk.

(3) Unten an dem Belchen auf dem Belchen-Mättle, Fuchsboden, finden sich noch alte
Halden von Grubengebäuden. Man findet hier einen feinen weißen Spat und sonst vorzügliche
Steinarten. Nach Aussage 80-jähriger Männer von Neuenweg und Bürchau sol-

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