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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 114
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0116
nisiertes Holz und dann zuletzt ein dunkelblauer Letten, das besser in die Teufe sich versteinerte
, dabei aber in der Dammerde häufige Wasser. Hierauf ließ ich einen Schürf an
der Halde her von 30 Schritten machen, wodurch ich entdeckte, daß dieses Berglager widersinnig
statt bergab gegen den Abfall vom Gebirge stieg und die nämliche Ordnung
behielt, so wie solche auch blieb, da ich an die vier Lachter in den Berg hinein hatte arbeiten
lassen. In der Teufe aber, welche nicht weiter als eineinhalb Lachter gebracht wurde,
waren sowohl Steinkohlenmaterie als auch Letter und Steingeröll gemischt. Es zeigte
sich also deutlich, daß diese hier gefundene Lage ein deutlicher Abrutsch von einer
mächtigen dergleichen Lage sei. Und da diese Materie so weit in den Berg hinein sich anlegte
, auch diese Materie keiner Fäulnis von einem versessenen oder von dem Weiher
hergeführten Holz gleicht, so war mir die obige Wahrheit dadurch bestätigt. Mittlerweile
dieser Arbeit nahm ich das bituminisierte (Bl. 16v) Holz und die Steinkohlenmaterie in
eine chemische Untersuchung, nämlich ich trachtete, die Bestandteile dieses Wesens herauszukriegen
durch eine hinlängliche Destillation. Ich setzte sowohl das bituminisierte
Holz als auch die Steinkohlenmaterie in einen Kolben in Destillier-Roste, da dann zuerst
mit mäßigem Feuer in die Vorlage etwas Phlegma2 und ein scharfschmeckender oder
empyrephmatischer Spiritus25" überging, diesem folgte hernach bei Stärke vom Feuer ein
helles, goldgelbes und auf der Oberfläche in Schwärze scheinendes öl und blieb alsdann
eine schwarze, fixe Erde zurück. Wie möchte also anders als dieser Schluß gemacht werden
, da dieses nach den 'Chymischen Nachrichten' von Neumann, pag. 1728, von Hofmann
, pag. 244 die Bestandteile wirklicher Steinkohlen sind. Nur, daß dieser Materie
wegen dem Zutritt freier Luft die nötige Steinerhärtung noch fehlt, welche aber besser in
den Berg hinein wohl folgen dürfte, da eine ockerhafte Erde, Bitumen, Ton und vitriolischer
Sand sich allhier schon einstellten, welche, wenn die Wasser in einer näheren Proportion
sind, nichts anderes als Stein geben muß. Hier führe ich noch an, daß dieses bituminisierte
Holz nicht kann erkannt werden, von was Art Holz es sei. Es hat solches
nicht die geringste Fäulnis an sich, ist sehr satt und fett anzufühlen, wenn es aber ertrocknet
, so springt es zu lauter 'Sprißen' (Bl. 17) entzündet sich sogleich am Licht mit einem
kleinen, aber speienden Flämmlein und macht einen sauren Kohlengeruch. Aus diesem
Befund bin ich also 'beglaubiget', daß die Meinung anderer, welche diese Materie für
Torf oder für Geschütt von faulen Dingen angesehen und dabei erst glauben, es sei keine
Steinkohlenmaterie in den Hochgebirgen möglich, weder auf eine Physik-, noch Chemie
-, noch auf eine bergmännische Erfahrenheit sich gründe.

Ich verweise dahero solche zu ihrer Belehrung 1) auf das Steinkohlenwerk bei Münden
auf dem Steinberg, 2) auf das zwischen Altendorf und Witzenhausen gelegene Hessische
Gebirge, der Meissner genannt, 3) auf den sogenannten Jutzberg bei der Spiegelhütte im
Württembergischen, allwo an solchen Orten Steinkohlenwerke mit obiger Materie ihren
Anfang genommen und solche bis in den Berg hinein beibehalten, ungeachtet die Gebirge
über 200 Lachter hoch und solche Materie nur in einer Tiefe von vier bis sechs Lachter
von der Dammerde nieder in einer Mächtigkeit von zwei Lachtern gefunden wird und
unter sich fast gediehenes Erdpech hat, und wird daselbst nicht nur die wirkliche Steinkohle
, sondern auch das bituminisierte Holz zunutze gezogen. Alle Bücher sind überdies
voll von Beschreibungen dieses bituminisierten Holzes bei Steinkohlen werken. Ich
gehe dahero ab von der Beschreibung und den weiteren Beweisen meiner Entdeckung
und wende mich an die Betrachtung des allhier geschehenen, sonderbaren Vorgangs mit
dem Gebirge. Sonst statuiert man, daß (Bl. 17v) die ersten, uranfänglichen Gebirge, als
für welche ich oben beschriebene ansehe, durch die Präzipitation (= chemische Ausfällung
) der erdigen Teile in den Wassern und hernach durch die vor und bei Ablauf dieser
Wasser geschehenen Wassermengen entstanden sind. Ist dieses so, haben die Gebirge abgerundet
werden müssen. Folgt hierauf eine Veränderung durch eine allgemeine Uber-
schwemmung, so aber nicht anders als nur an der Oberfläche der Erde geschehen, so ist
hieraus zu folgern, daß diese Wasser durch die Auflösung vieler festen Teile zwar die er-
steren (= ursprünglichen) Gebirge 'verstaltet' (= verändert), solche aber nicht im ganzen

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