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dern sein. Aber es ist dieser Einfluß auch am einzelnen Ort durch die individuelle Entscheidung
einzelner Personen zu belegen, wie wir bei Burkhard Rotpietz schon gesehen
haben.
Es hat zweifellos Eindruck gemacht, daß es der Basler Bürgerschaft, deren Rat ja von
den Zünften gestellt wurde, möglich war, gegen eine kleine, aber einflußreiche Adelsund
Oberschicht diesen Beschluß durchzusetzen, die Reformation anzunehmen. Damit
war auch die Neuorganisation der Universität verbunden. Dennoch begegnen wir nach
wie vor noch Studenten in Freiburg, die sich nachher der Reformation zugewandt haben
. Bestrebungen in ihrem Sinne wurden in Freiburg von Anfang an nach dem Willen
der Habsburger streng unterdrückt, aber dennoch war man anfänglich noch geneigt, sich
nach beiden Seiten hin zu informieren. Erst mit der Zeit der Orthodoxie (etwa 1580 ff.)
d. h. andererseits auch der Gegenreformation kann man voraussetzen, daß die Wahl des
Studienorts meist (aber selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen) mit dem kirchlichen
Bekenntnis zusammenhängt.
In dieser Zeit studierte eine Reihe junger Leute, auch aus unserem Gebiet, in Basel, die
dann in den Jahren 1556 ff. bei uns als protestantische Prediger wirkten. Simon Sulzer,
der damalige Basler Antistes, der Vorsteher und Oberpfarrer der Basler Reformationskirche
, den die Markgrafen als Basler Bürger zweifellos persönlich kannten, war von ihnen
mit der kirchlichen Organisation der Oberen Lande beauftragt worden.
Es vollzieht sich hiermit ein grundlegender bildungsgeschichtlicher Wandel. Hatten
wir bisher nur einen kleinen Teil der Geistlichen - einmal abgesehen von den Adligen, die
studierten, um die kirchlichen Positionen zu erringen, die ihnen von Geburt als Territorialherren
oder sonstige Potentaten »zustanden« - eben den Teil der Geistlichen mit höheren
Weihen, der sich wieder der Lehre, in Orden, Institiutionen, an Höfen oder eben
Universitäten zuwenden wollte. Waren es bisher die Bettelorden, die sich besonders
dem kleinen Mann widmeten, oder ordensähnliche Gemeinschaften wie die »Brüder
vom gemeinsamen Leben«, die sich der Verbreitung der Bibelkenntnis zuwandten durch
deren Vervielfältigung und durch Unterrichtung »der Leute« in Lesen und Schreiben,
waren diese nur unter größtem Mißtrauen der Kurie höchstens geduldet, oft verboten
oder nur im Verborgenen tätig, so erhielten jetzt gerade diese Tätigkeiten Vorrang. Jeder
Geistliche sollte jetzt in der Lage sein, all das zu vermitteln und zu erkennen, bei wem
der Drang nach Wissen und nach geistlichem und geistigem Leben gefördert werden
könne. Von jedem Geistlichen wurde nun ein Studium verlangt, das zunächst der gründlichen
Kenntnis der klassischen Sprachen galt, des Latein als der gemeinsamen Sprache
der europäischen Universitäten und der Wissenschaften, und des Griechischen als der
überlieferten Sprache besonders des Neuen Testaments. Später galt es natürlich auch der
neuen Form evangelischer Theologie.
Heinz Friedrich, aus Luxemburg, soll in Wien studiert haben und in Rom ordiniert worden
sein. Er war der letzte Kaplan in Rötteln vor der Reformation und auch der
erste evangelische Pfarrer. Er wurde bald als Pfarrer nach Brombach versetzt, da
der Hauptort, der ja auch noch Residenz war, mit einem »gelernten« Protestanten
versehen werden sollte. D. Albert Ludwig7' hat über Klagen wegen unvorbereiteten
Predigten berichtet, und der strenge Sulzer soll an Feiertagen den Predigtdienst
von einem der markgräflichen Stipendiaten an der Basler Universität
haben versehen lassen. Im übrigen aber wird berichtet*, daß er bei seinen Vorgesetzten
, sowohl den weltlichen wie den kirchlichen, in hohem Ansehen stand.
Als nächsten evangelischen Pfarrer und ersten Superintendenten zu Rötteln finden wir
den
D. Valentin Cordatus, er hatte in Wit um 1542 studiert, hatte dort den Doktorgrad erworben
und war 1546 ff. Pfarrer in Hanau. 1556-59 in Rötteln (hier t). Es kann
vermutet werden, daß er zu der Antwerpener Familie dieses Namens gehört, von
der Conrad Cordatus enge Verbindungen zu Luther gehabt hat.9 Ihm folgte
nach
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