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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 150
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unbedingt zur Ehre gereicht - doch verhält es sich bekanntlich ja nicht so, daß Hansjakob
sich von solchen Mängeln freigesprochen hätte, ging es ihm in erster Linie um das
Was seiner Aussagen!). Es dunkelte schon, als ich in dem reizend an Weinhalden hin gelegenen
Dorfe Beilingen ankam. In dem gräflich Andlau'schen Schloß, an dem ich vorbeifuhr
, brannten schon die Lichter. Dies hielt mich ab, einen Besuch und der mit ewiger
Jugend begabten Gräfin mein Kompliment zu machen...« (die Bellinger Linie der unter-
elsässischen Andlauer war mit der Heirat Walters von Andlau und der Tochter eines Edlen
Härtung Herr zu Bellingen 1414 begründet worden, nach späterer Besitzteilung
wurde ein Petermann von Andlau als Herr von Bellingen genannt; nach der Französischen
Revolution waren die Andlauer im Badischen und auch in Bellingen seßhaft, erst
1937 wurde der Andlauische Besitz in Bellingen versteigert, mit Oktav von Andlau bzw.
Andlaw starb diese Linie 1961 aus).

»Der eigentliche Schloßherr in Bellingen ist aber meines Erachtens der Pfarrer, denn
sein Haus hegt stolz und malerisch auf der Höhe und beherrscht Dorf und Land. - Wenn
ich in Bellingen leben müßte, wollte ich lieber Pfarrer als Grundherr sein. - Rechts und
links von blühenden und herrlich duftenden Weinhügeln umgeben, fuhr ich durch eine
enge Gasse der letzten heutigen Station, Bamlach, zu... Die Luft ist warm und die Dörfer
liegen so malerisch an den Hügeln hin, daß ich glaubte, in Italien zu sein. - Im Sommer-
abend-Fneden saßen die Leute von Bamlach noch vor ihren Häusern... Junge Mädchen
sangen melancholische Lieder über Dorf und Flur hin, als ich kurz nach neun Uhr einfuhr
und am Fuß des Hügels, der Kirche und Pfarrhaus trägt, anhielt...«.

Hansjakob hat eine ruhige Nacht verbracht und »schlief demgemäß ganz befriedigend
«. Anderntags (am 18. Juni) genoß er »die herrliche Aussicht, die der Pfarrer von
seinem Sitze aus hat auf den Rheinstrom und ins Elsaß hinüber.« Er wunden sich über
die elegante Einrichtung des Landpfarrhauses: »Als ich im Alter des ... Pfarrers von
Bamlach und Lehramtspraktikant in Donaueschingen war, hatte ich meist Möbel von
Tannenholz und im einfachsten Stil. Jetzt findet man alles poliert und marmoriert und
gepolstert nach der neuesten Mode. So dringt die liebe Kultur überall hin, selbst in die
ländlichen Pfarrhöfe. - Ich führe dies aber lediglich an, um den Unterschied zwischen
den Zeiten zu kennzeichnen, und nicht, als ob ich den Herren mißgönnte, was ich mir
seit Jahren selbst auch erlaube...«.

Hansjakob kommt nicht umhin, »einen kurzen Besuch im Schloß« zu machen und
sich für die Unterbringung seiner Pferde zu bedanken: »Ich traf aber nur die Baronin, eine
geborene Gräfin von Kageneck und eine Freiburgerin, eine jüngere, bescheidene, fast
schüchterne Dame, die jedenfalls nicht zu den Modernen (= Emanzipierten) ihres Geschlechts
(= der Weiber, des 'Wibervolks' im Hansjakobschen Sinn) gehört und mir deshalb
Hochachtung abgewann...«. Eine solche Passage ist freilich typisch Hansjakob,
und man wird dergleichen heutigentags nicht ohne Schmunzeln zur Kenntnis nehmen.

Im folgenden beschäftigt sich unser Autor mit dem Namen Bamlach, den er vom mittelalterlichen
Bamenanc bzw. Bamenauch ableitet: »Feld des Bamo, der mit seiner Sippschaft
hier sich niedergelassen«. »Der Weg führt nun direkt dem Rheine zu, den wir nach
kurzer Fahrt bei dem Dorfe Rheinweiler erreichen.« Er begegnet dabei zufällig dem Baron
von Rotberg-Rheinweiler, einem »Vetter des Bamlachers, Grundherr des Dorfes,
den ich vor fünfundzwanzig Jahren in Karlsruhe einige Male bei einem gemeinsamen
Freunde gesehen hatte... Der Baron lud mich ein, auch sein gerade gegenüberliegendes
Schloß zu besuchen. - Ich tat dies um so lieber, als ich erst kürzlich die Memoiren des
napoleonischen Generals Rapp gelesen hatte, dem das Schloß einst gehörte und dessen
zweite Frau eine Rotberg gewesen war (dieser General Rapp hatte 1817 sämtliche Güter
in Rheinweiler, Bamlach und auch großteils in Blansingen erworben, er war 1821 auf
dem Schloß in Rheinweiler verstorben, in Colmar beigesetzt)... Ich sah im Schlosse ein
gutes Proträt des Generals und auch die Waffen des Vaters des heutigen Schloßherrn, des
Generals von Rotberg, der, 1793 in Rheinweiler geboren, ein Schwager des Generals
Rapp war und von 1809 an als Dragoneroffizier fast alle napoleonischen Feldzüge mit-

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