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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 152
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0154
zu tun hätte, wenn ich mit Roß und Wagen in die Schweiz fahren wollte. Er meinte - gar
nichts, als daß ich zollbare Gegenstände verzollen müßte. - Wohlgemut fuhr ich daraufhin
dem republikanischen Grenzpfahl zu und hielt bei dem ersten schweizerischen
Grenzposten an. - Da erfuhr ich, daß ein Mann, der mit Pferden und Wagen zu längerem
Aufenthalt in die freie Schweiz käme, nur beim Hauptzollamt in Basel und nicht an der
Grenzstation abgefertigt werden könne. - Ein Grenzaufseher setzte sich daraufhin in
meinen Wagen, und wir fuhren kreuz und quer durch die Vorstadt, bis wir endlich, es
war schon ein Uhr vorüber, am badischen Bahnhof (damals noch im Gelände der heutigen
Mustermesse), wo die Schweizer ihre Zöllner stationiert haben, anlangten...«. Zwar
geben sich die Beamten freundlich, doch verlangen sie eine Gesundheitsattestierung für
die Pferde. Ein badischer Grenztierarzt zeigt sich behilflich, auch die Zöllner nehmen
sich des Reisenden mit Rat und Tat an, so daß der für die damalige Zeit doch etwas ungewöhnliche
Fall, mit Roß und Wagen als Tourist nach der Schweiz zu fahren, nach einigen
Mühewaltungen ausgestanden ist.

Einen knappen Monat verbrachte Hansjakob in der Schweiz, um dann über Zürich -
Baden - Klingnau ins Badische zurückzukehren. In Laufenburg lassen ihn die »Zollwächter
... passieren samt Roß und Wagen, und selbst auf die Gepäckrevision verzichten
sie, nachdem ich erklärt, ich hätte nichts Zollbares, was der Wahrheit entsprach. - Die
gefährlichste Ware, die aus der Schweiz mit mir kam, war ich selber mit meiner jetzt
stark potenzierten Demokratie«! Er besucht dann Kleinlaufenburg und »trank da einen
alten Markgräfler, einen meiner Lieblings weine...«. Typisch für ihn und was hier nicht
fehlen durfte: seine Auseinandersetzung mit der eben intensiv voranschreitenden Technik
: »Dieses Stück Naturgröße (der Laufen bei Laufenburg) soll nun auch dem Industrie
- und Elektrizitätsteufel geopfert werden...«. Hansjakob fühlt sich hier in seinem
Element, und er lobt u. a. die Amerikaner, die ihren Niagarafall diesbezüglich schonen
würden - »in Deutschland aber, dem Lande der Dichter und Denker, gibt's keinen Pardon


Dem Hochrhein entlang geht's nach Säckingen, »der alten Fridolins- und ... der neuen
Scheffel- und Trompeterstadt«. Er erinnert sich in diesem Zusammenhang einer hier vor
37 Jahren gehaltenen Fridolinspredigt und »besah auch das Scheffeldenkmal auf dem
Kirchplatz. Ich erschrak aber förmlich ob der verpfuschten Gestalt des Dichters, der im
Rumpf dargestellt ist und aussieht wie ein menschliches Monstrum, dem die Füße fehlen
. - Zu alledem ist die Mißgeburt auch auf einem niederen Sockel, was die Sache verschlimmert
. - Man hat ordentlich Mitleid mit dem verstümmelten Dichter und mit dem
flotten Trompeter, der neben ihm steht...« - dergleichen liest sich schon hübsch und mit
Amüsement.

»In Badisch-Rheinfelden, wo der gewaltige Fluß zum erstenmal am Oberrhein zur
Gewinnung elektrischer Kraft in großem Maßstab beitragen muß, staunte ich über die
neue Stadt, die da um die Fabriken herum entstehen will. Breite Straßen, vereinzelt mit
schönen Häusern und eleganten Villen bebaut, zeigen die großartigen Pläne und die üppigen
Hoffnungen, die man auf das Elektrizitätswerk gesetzt hat. - Doch das geht bei
uns nicht so schnell wie in Amerika, und die Fabrikstadt steht noch im weiten Feld, weil
die nötige Anzahl der Fabriken fehlt... Wie vornehm nimmt sich jenseits des Rheines die
schöne, alte Schweizerstadt Rheinfelden aus gegenüber diesem modernen, halbfertigen
Durcheinander!«

Nunmehr verläßt Hansjakob den Hochrhein und besucht Herten und seine Anstalt.
Uber die Insassen zeigt er sich entsetzt, doch feiert er den Freiburger Pfarrer Karl Rol-
fus, den Gründer dieser Pflegeanstalt (derselbe, der 1873 einen Band über die Salpeterer
herausgegeben hatte). »Beim nächsten Dorfe, Wyhlen, bogen wir in ein Waldtälchen
ein, und bald waren wir bei der früheren kleinen Prämonstratenser-Abtei und späteren
Propstei Himmelspforte... Still und lieblich liegt diese an einem Walde, scheint mir aber
mehr für Frühjahr und Herbst zu taugen, als für den Hochsommer. Heute wenigstens
(am 16. Juli) war sie eine Höllenpforte, so heiß brannte die Sonne in das enge Tälchen.«

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