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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 173
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0175
1728 wird von einem neuen Kirchenstuhl für den Oberamtmann über dem nördlichen
Seitenportal berichtet.29' Zugänglich war die Empore über eine 1982 wiedererstellte
Treppe an der Westwand sowie über eine zweite Treppe an der Nordseite des Chores.30'
Wohl 1914, vor der Versetzung des Habsperg-Epitaphes (s. u.) wurde die Nordempore
entfernt, so daß heute nur noch der westliche Teil erhalten ist. Der entfernte Teil der Empore
wurde von zwei solchen Stützen getragen, wie sie noch heute unter der Westempore
stehen. 3 weitere Stützen gleicher Art, aber von größerer Dimension, standen in der
Mittelachse der Kirche und trugen den Dachstuhl mit. Eine solch starke Abstützung war
wohl nötig, da das hohe Dach als zweigeschossiger Speicher für den Fruchtzehnten der
Herrschaft genutzt wurde. Eine dieser Stützen, die sich mitten im Chor befand, wurde
1819 bei einem Umbau entfernt und durch zwei seitlich stehende Stützen ersetzt.31'

Die ursprüngliche Ausmalung der Kirche, die später weiß übertüncht wurde, ist anhand
der Beobachtungen bei der Freilegung 1921 zu rekonstruieren :32) eine viergliedrige
und vierfarbige Sockelleiste mit eingelegten Rosetten umzog unterhalb der Fensterschrägen
die Südseite, den Chor und ein kurzes östliches Stück der Nordwand - also die Bereiche
, wo sich keine Empore befand. Auf diesem Band standen auf ionischen Basen
zwischen den beiden östlichen Fensterachsen der Südseite und in den 4 Ecken des Chores
sich nach oben hin verjüngende Pilaster mit korinthischen Kapitellen aufgemalt. Die
marmorartig gemalten Pilaster waren oben und unten mit Beschlagwerk und annähernd
auf halber Höhe mit einem Engelskopf in einer Kartusche verziert. Ein als Architrav gemeintes
Band, zwischen Kapitelle und Decke gespannt, gleicher Art wie die Sockelbordüre
, umzieht den gesamten Kirchenraum. Alle Fenster sind seitlich und im oberen Bereich
von floralem Rollwerk gerahmt. In den Fensterlaibungen ranken sich feingliedrige
Blumen/"

Die heute in der Kirche angebrachten Epitaphien waren bis auf das Epitaph der Eheleute
Habsperg noch nicht vorhanden. Hans Hartmann von Habsperg war von 1565 bis
1583 Oberamtmann des Markgrafen in der Herrschaft Badenweiler. Das Denkmal der
Eheleute, deren Sterbedaten 1583 und 1589 sind, stand vermutlich schon in der Vorgängerkirche
und wurde in den Neubau übernommen. Wo es dort ursprünglich stand, und
ob das Paar in der Kirche bestattet ist, ist ungewiß. Keines der bei der Ausgrabung gefundenen
Gräber wies darauf hin, daß es sich um sie handelt, was aber auch nicht das Gegenteil
beweist.

In der bestehenden Kirche stand das Epitaph zuerst in der nördlichen Schräge des
Chores/45 Der »Großherzogliche Konservator der kirchlichen Denkmäler der Kunst
und des Altertums« und Professor für Christliche Archäologie an der Freiburger Universität
, Joseph Sauer, meinte, daß sich die Malerei schon auf das Epitaph beziehe.35'
Sauer erwähnt aber nicht, ob er sich hierbei auf den ursprünglichen Standort des Epita-
phes bezieht oder auf den Standort nach 1914 an der heutigen Stelle unter der ehemaligen
Türe auf die Empore. Da die Malerei erst 1920 entdeckt wurde, scheint es mir, Sauer habe
sich auf den heutigen Standort bezogen, zumal am alten Standort überhaupt kein Bezug
zu erkennen ist. Da sich aber die Malerei am heutigen Standort des Epitaphes eindeutig
auf die ehemalige Türe des Amtmannes, die auf die Empore führte, bezieht und
das Denkmal genau in der Achse dieser Türe steht, ist der Bezug der Malerei auf das Epitaph
rein zufällig. Die Rahmung der Türe wurde 1921 nach unten bis auf das Denkmal
verlängert und in das so entstandene Feld ein chronikalischer Text aufgemalt.
1618 berichten die markgräflichen Bauakten davon, daß der Turm wiederaufgebaut wurde
/6' Aus welchm Gründ der Turm »abgegangen« war und bis zu welchem Grade, ist
weder durch den Baubefund noch durch die schriftlichen Quellen festzustellen. Zumindest
bis in Firsthöhe des bestehenden Kirchenschiffes muß, dem Befund zufolge, der
Turm jedoch noch erhalten gewesen sein. Vielleicht wurde bei diesem Wiederaufbau das
wahrscheinlich vorhanden gewesene »Käsbißdach« durch den bestehenden spitzen
Helm ersetzt. Lange Jahre zieht sich ein Streit zwischen dem Markgrafen und dem Konstanzer
Bischof hin, da dieser sich an den Wiederaufbaukosten beteiligen soll. Wie der

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