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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 193
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0195
In der Vertraulichkeit der oberalemannischen Mundart (Worterklärungen für die
Nichteinheimischen finden sich beigegeben) erstehen solcherart Idyllen, die jedoch keinesfalls
als Ausflüchte und Ausbrüche aus dem modernen Alltags- und Verschleißexistieren
zu werten sind. Erinnerungen, mit genügend Realismus vorgetragen: die Poetik
gibt sich aus der natürlich angewandten Sprache und aus der harmonischen Distanz zum
Geschehen, den Ereignissen von ehemals spontan verbunden. Mühelos gewinnen die
eingebrachten Schilderungen Plastizität:

In der Tracht, der gattig chnappe,
het's de Gäste gern serwiert,
d' Wirti in der Hörnerchappe -
D' Franzle hän sie nit scheniert.

's Halstuech sattgspannt überem Buse,
hat's de Mannslüt Wii igschenkt.
Oh, sie het auch chönne schmuuse,
ohni daß me Bösis denkt!

Eine solche Charakteristik (»D' Wirti im Wiesetal«) kann sich hören lassen, und die
Dichterin fährt fort:

Gühli, Brotis, Bachforelle,
Schunke, Leberli un Reh,
alles het me chönne bstelle,
nei, do het's kei Astand gee.

Ufern Holzfüür het's es brote
in der Chuchi, in der schmale,
's nobelst Esse isch ere grote -
Un Portione! Hüt chuhm z' zahle!

Faktenreich und in mitunter kräftiger Aussage, die Lyrismen können dann und wann
auch in den Hintergrund gedrängt sich finden, die Versmaße ein kritsches Stadium erreichen
, und zu allem hin die Schreibweisen an Konsequenznuancen es fehlen lassen. Aber
was tut's: die Gedichte sind letztlich doch stark genug, dergleichen zu verkraften:

Söll i's Bild no witer mole?

D' Zit vergoht - me mueß es dole, (= dulden)
d' Wirti cha kein Mensch meh hole -

die beiden von uns zunächst ausgesparten Reimzeilen des Fünf zeilers aber lauten:
's chönnti denk e Mengge schmirze - ( = schmerzen)
's isch e Chaufhuus jetz, der Hirze!

Eher mit Humor als mit Anklage findet sich so die neue Situation eingepaßt - die
Dichterin kann es sich in dieser Art leisten, ohne etwa in eines Hermann Broßmers bewußt
- durchgängige bloße Witzigkeit zu verfallen.

Mitunter geben sich Hedwig Salms heimatliche Mundartgedichte demnach rechtschaffen
munter, ohne deshalb etwa dem Balladesken anzugehören, so etwa in »Früsche
Anke«:

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