http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0197
Eben diese »Hebelheimet« beschreibt und umreißt die Dichterin im angeschlossenen
gleichnamigen Gedicht:
Wer's Groß Wiesetal nie gseh het,
chennt der Hebel no nit gnueg.
Was er is in Worte gee het,
's Oberland blibt sy mit Recht un Fueg.
Basel, Lörech, Schöpfe, Huuse,
Röttie, Tüllige un Wyl,
au der Belche ghört syr Muse -
Selbe wüst em no ne höcher Ziel.
So lockt's Land sy Liebi uuse -
Suechsch der Hebel, findsch en ganz,
gohsch der Wiese no uf Huuse,
trifft au di sy Blick im Morgeglanz!
Hebelverwandtschaft weist auch Hedwig Salms Personifizierungslust, ein Beispiel dafür
aus dem Gedicht »Änerem Belche«:
Der Belche zeigt sy Stirni groß -
O dort, dort bini jo gebore!
Ins äner Tal ab lauft e Stroß,
dort lit wie bettet in e Schoß
die alti Heimet unverlore.
Me mueß ere der Zauber lo,
wer woll's im Wiesetal verwehre?
Denkt me an Hebel, macht's einm froh:
Sy Muettersproch hört me dort no,
sv Belche stoht no hoch in Ehre -
J
Vom Berg syr Gwalt cha d' Seel no zehre!
Vorwiegend Jahreszeitliches schließt sich diesen Gedichten der engeren Heimat an:
D' Johreszite wärm eim öbbis gee,
was me für sy Menscheseele bruucht.
Imme Blumestern, e Flöckli Schnee
würd schon Äners an eim ane ghuucht.
(Erste Strophe des dreistrophigen Gedichts »D'Johreszite«)
Zitieren wir daraus einige aufschlußreiche Gedichtüberschriften: »Im Zitelauf/Lied
im Früehlig/Im Sunntigsmantel/Veieli un Tulipane/By der Linde/Der Summervogel/In
der Chornblüeti/Wenn der Holder blüeiht/In der Ern/Z' Nacht/Am Ziel/Letzti Rose«
usw. Zwischen, wenn nicht über allem dann das »Heimweh«:
Heimweh hani in der schöne Welt,
Heimweh z'mitts im Früehligsprange!
Alles cha me ha - un nüt! - fürs Geld,
nüt bringt's wieder, isch's vergange.
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