Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 009
(PDF, 41 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0221
17. Das fürstliche Oberamt Rötteln, welches das ansehnlichste in den gesamten Mark-
gräflichen Landen ist und 56 Vogteien unter sich hat, ist in Lörrach aufgestellt. Das
Specialat und die Finanzbehörde der Herrschaft Rötteln befindet sich ebenfalls hier,
was dem Orte viel Nahrung verschafft. Er ist mit Medicis, Chirurgis und Apotheken
versehen, und hat seine deutsche und lateinische Schule.

18. Die in der Stadt übliche Religion ist die Evangelisch-Lutherische. Die Reformierten
aber mögen ebenso wie jene zu Bürgern aufgenommen werden, sie haben mit den
Lutherischen in allem gleiche Rechte und Freiheiten. Es können diese ihren Gottesdienst
zu Riehen, welches eine halbe Stunde von Lörrach liegt, so lange haben, bis
sie zu Lörrach eine eigene Kirche, wozu die landesfürstliche Erlaubnis bereits ist erteilt
worden, aufgebaut haben werden, und welches um so eher geschehen dürfte, da
bereits über 100 Seelen von solcher Religion sich in Lörrach befinden und sich täglich
noch mehr dahin begeben.

19. Der Ort hat verschiedene Jahrmärkte, auch werden seit undenklichen Jahren Wochenmärkte
abgehalten.

20. Weil Lörrach mitten in der Gegend liegt, wo die berühmten Markgräfler Weine
wachsen, so hat man Gelegenheit, daselbst ansehnliche Weinlager anzulegen, um
hernach den Wein mit Vorteil in Oberschwaben und in der Schweiz zu verkaufen.

21. Es sind durch diese und andere Vorteile bereits verschiedene ansehnliche Fabriken
daselbst glücklich aufgerichtet, in denen etliche hundert Menschen Brot finden.
Auch haben sich verschiedene Handelsleute, Künstler und Handwerker hier niedergelassen
, welche ihre gefaßte Entschließung noch nie bereut haben.

Es ist daselbst aber noch Platz genug für Hände, die sich nähren wollen.

22. Alle, die sich hier niederlassen, werden die Vorrechte, Gnaden und Freiheiten erhalten
, die den neuen Bürgern zustehen. Hierunter gehört vornehmlich die Befugnis,
daß sie lebenslang die Freiheit haben, sich wiederum hinwegzubegeben und dahin
zu gehen, wo ihnen beliebt, ohne daß sie deshalb das geringste an Taxen, Abzug oder
dergleichen zu bezahlen hätten. Sollten sie binnen der ersten fünf Jahre ihres Aufenthaltes
versterben, so haben ihre Kinder die gleichen Freiheiten auf die Zeit ihres
Lebens.

Die Leibeigenschaft ist bereits durch den Gnadenbrief, wodurch Lörrach zu einer
Stadt erhoben worden ist, völlig und ewiglich abgeschafft. Auch sind die herrschaftlichen
Abgaben so gering, daß sie nicht ins Gewicht fallen. Denjenigen, welche sich
hier niederlassen, wird eine zehnjährige gänzliche Befreiung davon zugestanden.

Gegeben, Carlsruhe, den 3ten Junius 1756

Aus Hochfürstl. Marggrävlich-Baden-Durlachischer
geheimen Canzlei

Arbeitsaufgaben zu den vorliegenden Quellen:

1. Welche Faktoren erscheinen dem Markgrafen für die Industrieansiedlung im Lörracher
Raum besonders günstig?

2. Ordne den von Dir gefundenen Gesichtspunkten die entsprechenden Textstellen zu!

3. Welche Textpassagen zeigen deutlich, daß die Ideen des Merkantilismus das wirtschaftliche
Handeln jener Zeit bestimmten?

4. Kennzeichne in der Karte des Markgräflerlandes die erwähnten Orte mit einem Symbol
, das den angeführten Wirtschaftszweig kennzeichnet! Ergänze diese Karte aufgrund
anderer Informationen, so daß eine Wirtschaftskarte des 19. Jhd. entsteht.
Vergleiche die Wirtschaftsstruktur von damals mit heute!

5. Vergleiche die Zeitangaben über Reisezeiten mit den heutigen Transportgeschwindigkeiten
!

9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0221