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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 015
(PDF, 41 MB)
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Beachte:

1853 kosten 2 kg Schwarzbrot 25 - 26 Kreuzer. (aus Bertelmann a.a.O., S. 219)

Arbeitsaufgaben:

1. Rechne aus, wieviel kg Brot Dein Vater für einen Tagesverdienst kaufen kann und
vergleiche!

2. Vergleiche die Löhne für männliche und weibliche Arbeitskräfte damals und heute!

3. Warum hat man bevorzugt Frauen und Kinder eingestellt?

4) Bezirksamtsbericht von 1857

In seinen wirtschaftsgeschichtlichen Studien verwendet Dietsche einen Bezirksamtsbericht
aus dem Jahre 1857, der über die sozialen Verhältnisse deutlich Aufschluß gibt.
Er schreibt:

Die Iselin'sche Fabrik ist die einzige im Kirchspiel Schönau mit seinen 4 116
Einwohnern. Die Arbeit in der Fabrik ist sehr anstrengend und dauert von morgens
5 Uhr bis abends 8 1/2 oder 9 Uhr. Die Arbeiter aus den Nebenorten müssen
schon um 3 oder 1/2 4 Uhr aufstehen und kommen erst 11 Uhr nachts heim. Die
Arbeiterschaft ist nicht eine »fluktuierende Klasse, wie im vorderen Wiesental,
die von der Ferne herkommen und nach ihrer Laune wieder abziehen, sondern es
sind meist Söhne und Töchter aus den benachbarten Kirchspielgemeinden, die
sich früher mit der einträglichen Handweberei beschäftigten und die mit einem
Teil der Familie zu Hause ihr Gütchen noch umtreiben und an die Scholle gebunden
sind. Sie arbeiten billiger und sind die bescheidensten im ganzen Land.« (Akten
GLA.) Iselin zahlt viel weniger Lohn als die Fabrikanten in Zell und im unteren
Wiesental. Die fremden Arbeiter müssen höher bezahlt werden. Viele Einheimische
arbeiten auswärts, d. h. dort, wo sie besser bezahlt werden, und es stehen
bei Iselin zur Zeit viele Stühle still. Um den Arbeitslohn diktieren zu können
, hat Iselin die Liegenschaften längs der Wiese gleich anfangs gekauft, damit
kein anderer Unternehmer einen Gewerbekanal für einen Betrieb anlegen kann.
Die Arbeiter werden über die Maßen ausgenützt, besonders die schulpflichtigen
Kinder. Polizeistrafen schaffen keine Abhilfe. Durch Drohung mit Entlassung
gelingt es dem Fabrikanten, die Arbeiter einzuschüchtern. Eine weitere Schattenseite
der Fabrik ist die mit dem herbeigezogenen fremden Arbeiter sich einstellende
Unsittlichkeit. (aus Dietsche a.a.O., S. 68)

5) Dr. Eduard Kaiser zu den Auswirkungen der Industrialisierung

Der Lörracher Arzt Eduard Kaiser, ein Zeitgenosse der rasanten industriellen Entwicklung
, beschreibt und beurteilt die eingetretenen Veränderungen folgendermaßen:

»Mit dem Eintritt in den preußischen Zollverein vollzog sich ein Dekorationsund
Stückwechsel in unserem Tal, wie er zum zweitenmal kaum denkbar ist. Das
ganze bürgerliche, soziale, ökonomische, gesellige, finanzielle und gemütliche
Leben der Gegend wurde ein anderes, neues und ungewohntes. Neue Fabriken,
Kapitalien, Maschinen, Berufsarten, Menschen und Arbeiter überfluteten das
Tal, veränderten die Lebensweise der Bevölkerung und beleuchteten nachts aus
tausend Fabrikfenstern eine Gegend, die vorher nur vom Mond beschienen war.
Der Ackerbau trat zurück, die Dörfer an der Wiese vergrößerten sich, eine unbekannte
, unberechenbare Bevölkerung von Schweizern und armen Schwarzwäldern
drängte herein, Wasserbauten und Hochbauten gaben Verdienst und nahmen
Land weg, große Arbeiterwohnungen entstanden neben allen Fabriken,...

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