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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
44.1982, Heft 2.1982
Seite: 016
(PDF, 41 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1982-02/0228
durch die Maschinen entstanden eine Menge von Unglücksfallen... Der Kleinbauer
mit den Seinigen entzog sich seinem schweren Beruf, ging als Taglöhner in
die Fabriken und verlor den treuen Boden unter seinen Füßen. Viele Bauern
wanderten nach Amerika aus und verkauften ihre Gütertermine an die Kapitalisten
der Gegend... Die ökonomischen, moralischen und sozialen Tiefschatten,
welche sich an die Entfesselung und Entwicklung der Industrie hefteten und die
jetzt schon ein erschreckliches Dunkel zeigen, sind... Folgen einer ungezügelten
Produktionsgier und der Gleichgültigkeit des Kapitals gegenüber den Gesetzen
der ökonomischen Statik. Die rücksichtslose Ausbeutung der Menschenkraft
durch das Kapital und die Großindustrie wurde durch die Gesetze über Gewerbefreiheit
, Freizügigkeit und durch das Armengesetz... noch gesteigert...«

(aus Bertelmann a.a.O., S. 214)

6) Kinderarbeit

Im 18. Jhd. wurde die Kinderarbeit vor allem unter pädagogischen Gesichtspunkten
gesehen. Wallbrunn meint, es sei dafür zu sorgen, »daß alle Kinder weiblichen Geschlechts
vom 6. bis 7. Lebensjahr an zur Erlernung des Spinnens, sowie die Knaben von
solchem Alter an zur Erlernung des Strickens den Winter hindurch entweder von den Eltern
oder anderen in der Gemeinde angehalten werden.«

Wallbrunn war davon überzeugt,
»daß der Unterricht der Kinder im Spinnen, Nähen und Stricken nicht nur ihnen selbst,
sondern auch dem ganzen Gemeinwesen zu großem Nutzen gereichen müsse, weil dergleichen
Kinder dadurch zu nützlicher Arbeit angewöhnt und zugleich vom Müßigang,
der vieles Böses lehret, abgehalten werden.« (aus Bertelmann a.a.O., S. 195)

Mit zunehmender Mechanisierung machen sich jedoch immer mehr Nachteile geltend
. Deshalb versucht der Staat mit der Verordnung v. 4. März 1840 die Auswüchse einzudämmen
. Da von nun an die Fabrikarbeit die Kinder nicht mehr vom Schulbesuch entbindet
, entstehen in Haagen, Steinen und Lörrach eigene Fabrikschulen. Die Kinder
müssen täglich mindestens 2-3 Stunden Unterricht haben, und Fabrikarbeit und Unterricht
dürfen täglich zusammen 12 Stunden nicht übersteigen.

Diese Verordnung wird im Laufe der Zeit durch die Entwicklung überholt; eine Neuregelung
erscheint deshalb notwendig. Im Jahre 1869 schreibt das Handelsministerium
hierzu:

»Allgemein wird man dabei von dem Grundsatz auszugehen haben, daß der Staat die
Pflicht hat, das körperliche, geistige und sittliche Gedeihen der Minderjährigen und Unmündigen
gegen fremden Eigennutz, Unverstand und Schwäche zu schützen, welche eine
allzufrühe und übermäßige Beschäftigung der Kinder in Fabriken im Gefolge haben.«

Auf der anderen Seite, so gibt das Ministerium zu bedenken, dürfe aber nicht übersehen
werden, daß die Fabrikarbeit der Kinder mit den ökonomischen Interessen eines
großen Teils der Bevölkerung in Beziehung stehe.

1870 wird folgende Verordnung erlassen:
Kinder unter 12 Jahren dürfen nicht in Gewerbebetrieben beschäftigt werden, Schulpflichtige
über 12 Jahre höchstens 6 Stunden und Schulentlassene unter 16 Jahren höchstens
12 Stunden am Tage. (aus Dietsche a.a.O., S. 78)

Ein Gutachten des Bezirksamtes Lörrach vom Jahre 1869 entwirft im wesentlichen
folgendes Bild über die Kinderarbeit:

Die Kinder werden in der Baumwollspinnerei, in der Seidenbandweberei und
in der Kattundruckerei beschäftigt. In der Baumwollspinnerei werden hauptsächlich
Knaben als Gehilfen des Spinners am Spinnstuhl (Aufstecken von Spulen
und Papierhülsen) gebraucht; und sie sind auch infolge ihrer kleinen Körper-

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