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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 5
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0007
In all diesen Fällen handelt es sich um kleine, einander benachbarte Orte, in denen sich
jeweils eine größere Fabrik niederließ. Die Kleinstadt Lörrach am Talausgang hatte einerseits
ein größeres Einzugsgebiet von allen Seiten, das baslerische Dorf Riehen gehörte
damals auch dazu, und bot andererseits auch selbst für längere Zeit offenbar genügend
Raum für Mieter und Untermieter. Deshalb setzte der Bau von Arbeiterwohnungen hier
erst mit der Niederlassung weiterer Betriebe später ein. Hier bietet er nun wegen seiner
vielfältigen Formen und der ganz verschiedenen Struktur der ihn tragenden Firmen gute
Vergleichsmöglichkeiten. Außerdem ist hier die Quellenlage bei verschiedenen der historischen
Bauträger recht günstig, so daß sich Einblicke in deren jeweilige Lage und
Verhalten ergeben. Dazu kommt, daß in diesem Zusammenhang auch die kurz zuvor
entstandene Sparkasse zu sehen ist, das erste öffentliche Kreditinstitut, das ausschließlich
dem »kleinen Mann« zu dienen bestimmt war. Und gleichzeitig ist hier die Gründung
des ersten »Consumvereins« in unserem Gebiet zu beobachten. Beide Vorgänge
stehen offensichtlich in engem Zusammenhang mit unserem Thema. Deshalb sind diesen
Gründungen anschließend eigene, kleine Beiträge gewidmet.

Lörrach wird frühes Zentrum der Textilindustrie.

Die Wasserrechte der früheren Getreide- und Papiermühlen, Lohstampfen und Gerbereien
haben schon im 18. und erst recht im 19. Jh. neue Betriebe angezogen, die die
Wasserkraft am Gewerbekanal nun in Fabrikanlagen nützen wollten. Bei uns, in Lörrach
und Stetten, am Ausgang des Wiesentals, waren dies fast alles Zweigbetriebe von
Basler und anderen schweizerischen Firmen der Textilindustrie: Webereien, Spinnereien
, Seidenbandwebereien. Der älteste Zweig, die Stoffdruckerei, war jahrzehntelang eine
Societät des Basler Handelshauses Merian als Geldgeber und der die technische Seite
beherrschenden Mülhauser Familie Koechlin, die ihrerseits wieder starke familiäre Beziehungen
nach Basel hatte. Im 19. Jh. ist so Lörrach und das Vordere Wiesental zum
Zentrum der badischen Textilindustrie geworden. Unsere Untersuchung gilt der mit dieser
Entwicklung verbundenen Bautätigkeit für Arbeiterwohnungen. Entsprechende
Objekte sind in einiger Vielfalt noch vorhanden. Inzwischen sind aber einige Baugruppen
, eine davon mitsamt den dazugehörigen Fabrikgebäuden, zugunsten einer neuen
Bebauung abgerissen worden, einer Bebauung, die bezeichnenderweise zum allerklein-
sten Teil neuen Wohnungen oder einer produktionswirtschaftlichen Nutzung dient,
sondern fast ausschließlich und z. T. extensiv Dienstleistungsbetrieben und Verwaltungen
zur Verfügung steht. Bei der heutigen raschen Entwicklung ist der Zeitpunkt gekommen
, die historische Entwicklung dieser Wohnbebauung und ihren heutigen Zustand
darzustellen, zumal sie für ein Jahrhundert erhebliche Teile des Lörracher Stadtbildes
bestimmt hat.

2. Zur Vorgeschichte

Die geographischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge.

Im oberrheinischen Dreiländereck war die Industrialisierung zu Beginn des 19. Jh. im
Oberelsaß und im Basler Raum viel weiter vorgeschritten, als auf der badischen Seite.
Hier war sie noch entwicklungsfähig und geeignet, trotz und manchmal auch wegen der
Bildung des deutschen Zollvereins, Industriepioniere ebenso anzuziehen wie die
Kapitalinvestitionen des internationalen Handels- und Industrieplatzes Basel. Neben
den engen Verflechtungen der Lörracher Industrie in ihrer äußeren Entwicklung müssen
wir uns aber auch ein Bild von den beteiligten Unternehmern und ihren Familien machen
. Denn Geld, Technik und Management allein am Werk zu sehen, wäre eine zu

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