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Finanzierung sämtlicher Bauten mit seinen persönlichen Mitteln erfolgt war. Der andere
Irrtum ist die Behauptung, es sei ein »Mietpreis« bezahlt worden. Die Bewohner waren
im Grundbuch eingetragene Eigentümer ihrer Grundstücke, und die Mtägigen beim
Zahltag verrechneten Beträge waren vereinbarte Raten zur Verzinsung und Amortisation
eines restlichen Baukredits, den Imbach zur Verfügung gestellt hatte. Insofern war
die Firma direkt beteiligt, als sie offenbar ihre Buchhaltung für die Abwicklung aller mit
den Bauten verbundenen Geschäfte zur Verfügung gestellt hat. Ein so umfangreiches
Programm zuerst mit den Handwerkern abzurechnen und nachher mit den Käufern ratenweise
abzuwickeln, wäre einer einzelnen Person ohne teuren personellen Apparat
nicht möglich gewesen. Insofern ist die Firma am sehr billigen Zustandekommen dieses
beispielhaften Projektes durchaus auch beteiligt.
Das Verfahren ist genau das gleiche, wie heute bei einer Bausparkasse, nur mit dem
Unterschied, daß die Ansparsumme verhältnismäßig klein sein konnte und keine Wartezeit
bestand. Imbach hat erst z.Zt. seiner Zurruhesetzung, 1887 und 1888, die letzten
Forderungen aus seinen Verkaufsverträgen an verschiedene Kreditinstitute, deren es nun
mehrere gab, cediert.
Wer aber war dieser Philipp Imbach?
Uber Philipp Imbach
Philipp Imbach war, wie die Lörracher Unterlagen sagen, »von Andlau« im Unterelsaß
. Dort ist er freilich nur aufgewachsen. Geboren ist er am 5. Juni 1830 in Hangenbieten
bei Straßburg, als Sohn des Tuchfabrikanten (fabricant de draps) Frederic Joseph Imbach
und seiner Ehefrau Marie Adelheid Küttgens von Aachen. Philipp war der jüngste
einer Anzahl von Kindern, von denen noch Jean Frederic Guillaume (geb. 1816), August
(1820), Nicolas Emile (geb. 1824) und Frangoise Adele (geb. 1827) erwachsen wurden.
Sechs weitere Geschwister sind jung gestorben. Es hat den Anschein, daß der Vater in
Aachen geboren oder aufgewachsen war, denn Aachen war ja Zentrum feiner Tuchfabrikation
. Von seiner Schwester ist zudem bekannt, daß sie 1799 dort geboren wurde, Vater
Imbach war, wie gesagt, Tuchfabrikant. Nach einer Ortsgeschichte von Hangenbieten,
aus der ich dieses Detail Herrn Pastor Hetz von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde
Kolbsheim, zu der die Imbach gehört hatten, verdanke, bestand dort zu jener
Zeit eine Wollspinnerei Imbach, die später abgebrannt ist. Vielleicht war dies der Grund
für den Umzug der Familie nach Andlau. Dort betrieben die Imbach eine Baumwollweberei
, die später an die Söhne August und Nicolas übergegangen ist.
In Andlau bestand bald ein gutes Verhältnis zur Bevölkerung. Eine lebendige Schilderung
seiner Erinnerungen an die Imbach in Andlau verdankt der Verfasser dem verehrungswürdigen
alt-Senateur Sigrist, dem er als 87-Jährigen dort noch befragen konnte.
Die Familien Imbach und Sigrist waren Nachbarn. Sigrists Vater, ein weitgereister
Landschaftsgärtner, war u.a. auch für die Imbach tätig. Es habe ein sehr gutes nachbarschaftliches
Verhältnis bestanden, und die Imbach, mit wenigen anderen Protestanten
eine ganz kleine Minderheit im Ort, hätten sich vorbehaltlos und bei gegenseitiger Toleranz
in das Leben des kleinen Städtchens eingefügt. Die Herren Imbach seien als Menschen
und Unternehmer hochgeschätzt und Fachleute »par excellence« gewesen. Da die
Brüder August und Nicolas keine Kinder hatten, ging die Fabrik gegen Ende des 19. Jh.
in andere Hände über. Sie brannte auch einmal ab. Vermutlich hat sich Philipp Imbach
sehr früh von seinen Brüdern auszahlen lassen, entweder bei seinem Eintritt bei Koech-
hn-Baumgartner oder bei seiner Verheiratung.
Wo Philipp Imbach die Schulen besucht hat, ist nicht bekannt. Er muß eine Art Wunderknabe
gewesen sein, denn mit 20 Jahren hatte er sein Studium als Farbenchemiker beendet
, und am 15. Mai 1850 trat er seine erste Stelle bei Koechlin, Baumgartner in Lörrach
an. Hier muß er sich glänzend bewährt haben13denn schon bei seinem ersten
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