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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 68
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0070
Die Suchard-Bauten sind Werkswohnungen geblieben. Ein Versuch, freie Mietverträge
ohne Beschränkung auf die Dauer des Arbeitsverhältnisses mit der Firma abzuschließen
, mußte wieder aufgegeben werden, weil die heutige Mobilität der Arbeitnehmerschaft
dieses Verfahren unmöglich macht. Man käme mit dem Bauen nicht nach, es hat
sich als zu schwierig erwiesen, auf andere Weise neuzuziehende Betriebsangehörige unterzubringen
. Auch die ersten Wohnungen sind relativ teuer gewesen. Die Firma gab
1911 für die Häuser Lerchenstraße 12-22 folgende Kosten für ein Zweifamilienhaus an:

Baugelände Mk. l'OOO,—

Baukosten Mk. 12'400,—

Anteil Mk. 600,— an Straße und Kanalisation

zusammen Mk. 14'000,— oder7'000,— pro Wohnung.

Nur der Bau von Zwei- oder Mehrfamilienhäusern hat diese Kosten noch in Grenzen gehalten
. Als Einfamilien-Eigentumshäuser wären sie damals zu teuer gewesen. Die späteren
Häuser an der Brombacher Straße wurden denn auch mit drei und vier Wohnung gebaut
. Es scheint die Auffassung der Firma Suchard gewesen zu sein, lieber etwas größer
und besser zu bauen und bei den Mieten eine Vergünstigung zu bieten, als Eigentumshäuser
zu bauen, deren Größe den wachsenden Ansprüchen nicht genügen würden.

Dementsprechend machen die Bauten von Suchard einen besonders gepflegten Eindruck
, was einmal mit deren kleineren, übersichtlichen Größenverhältnissen, die die Instandhaltung
begünstigen, zusammenhängen mag. Andererseits sind aber früher zusammen
mit den eigentlichen Mietbeträgen gewisse Beträge für die Instandsetzung der Wohnungen
einbehalten worden, die bar ausbezahlt wurden, wenn sie nicht benötigt worden
sind. Auf diese Weise waren die Bewohner an der pfleglichen Behandlung von Haus und
Wohnung selbst interessiert. Auf dem Grundstück an der Brombacher Straße konnte jede
Familie über Gartenland von 150-250 qm verfügen, wo auch Hasen, Hühner und
selbst Ziegen gehalten werden konnten. Frau Rohrer, eine sehr bewegliche Suchard-
Rentnerin, berichtet aus der Zeit vor 1914. Ihr Vater war 1898 mit seiner Familie in das
damals neue Haus eingezogen, wo Frau R. geboren wurde. Die Müllabfuhr wurde damals
noch von der Firma für ihre Häuser selbst besorgt, dafür stand ein firmeneigener
Müllplatz zur Verfügung. Inzwischen ist das alte Haus durch einen größeren Neubau ersetzt
worden, in dem auch Frau Rohrer wieder wohnt, denn die Suchard-Rentner behalten
das Wohnrecht in den Häusern der Firma. In diesem Fall wird es von der 2. Generation
ausgeübt.

3.7.4 Suchard, soziale Einrichtungen

Beim Wohnungsbau hat die Firma von Anfang an darauf geachtet, nach sozialen Gesichtspunkten
zu vermieten. An Ledige wurden keine Wohnungen vergeben, vor allem
wurde die Familiengröße berücksichtigt. Daran erinnern sich die alten Rentner besonders
, daß Familien mit 3-5 Kindern fast die Regel gewesen seien, es wird aber von Familien
mit 6 und 8 Kindern berichtet. Den Alten sind verschiedene Familien aus der Zeit
vor und unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg bekannt, die heute in 2. Generation Kollegen
und Mitbewohner der Suchard-Häuser sind. Kinderreiche Mütter konnten von
der Firma Heimarbeit bekommen, z. B. Nähen von Berufsschürzen und Drilchsäcken.

Man erinnert sich, daß in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg jährliche Gratifikationen
von Fr. 40,— gegeben wurden, und nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit gab es eine
Sonderzuwendung. In besonders heiterer Erinnerung ist die sogen. »Keuschheitsprämie
« von M. 300,—, die junge Eheleute dann bekamen, wenn es keine Mußheirat war.
Für die Wohnungsausstattung konnte man einen Zuschuß bis 375,— erhalten. Diese Beträge
wurden nicht bar ausbezahlt, sondern auf das Konto der Betriebssparkasse gutgeschrieben
. Je nachdem haben die Verwalter dieser Kasse die jungen Leute bezüglich der

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