http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0147
Bild 12: Aufnahme des Nachbaues. Man vergleiche sie mit Bild 1 der Haas'schen perspektivischen
Zeichnung in seiner Schrift. Das Foto zeigt die Presse etwa aus der gleichen Sicht wie die
Zeichnung und belegt das gute Resultat des Nachbaues.
der Maschine war nur das saugende Geräusch, das beim Abheben des Farbballens vom
Schriftsatz entsteht, zu hören. Der Karren ist in seinen Führungen absolut geräuschlos
gefahren. Diese erfreuliche Tatsache ist sicher auch den modernen Fertigungsmethoden
zuzuschreiben, weil die gleitenden Teile wahrscheinlich präziser sind als jene, die seinerzeit
ausschließlich von Hand hergestellt werden mußten. Auch die Arbeit des Druckers
an der Presse war durch deren Größe, die Anordnung von Farbkasten und Druckbengel
(Balancier) wie auch durch die Bedienung der Papierrahmen wesentlich leichter und
schneller als man sich dies zuvor vorgestellt hatte. Wenn auch gesagt werden kann, das
Aussehen der Presse und ihre Einzelteile seien weitgehend ihrem Zweck untergeordnet,
so hat sie gleichwohl daneben noch das Gesicht ihrer Zeit. Diese fällt in die Stilperiode
des ausgehenden Rokoko. An einigen Teilen läßt sich dies leicht feststellen. Fast unscheinbar
, doch vorhanden sind die profilierten Abtreppungen an den Füßen des Preßbogens
, an der hölzernen Tragsäule und dem breiten Fuß. Entsprechende Profile sind am
Steinsockel und am Farbkasten zu beobachten. Nicht zu übersehen sind die Karnies an
den Tragbalken zwischen Steinsockel und Rost. Auch der Tiegel verjüngt sich nicht direkt
von unten nach oben, sondern ist ebenfalls fein profiliert. Neben den dreieckigen
Vertiefungen mit den kreisrunden Durchbrüchen am Preßbogen sind auch die eingeschnittenen
oder vorgesetzten Viertelkreise in den Ecken als Zierelemente zu betrachten.
Besonders reiche Profilierungen weisen die Messingmuttern auf, von denen jene über
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