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veranschaulichen ebenso wie das instruktive Nachwort diesen Band. — Die schon klassisch gewordene
Feuerbachsche Kaspar-Hauser-Darstellung (»Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des
Menschen«) wurde im 6. Band der Reihe neu aufgelegt bzw. mit Einführung und Stammtafel der
Großherzöge von Baden neu ediert; auch hier einiges zeitgenössische Bildmaterial zu diesem bereits
Generationen immer wieder neu faszinierenden Thema. — Eine Art »Landschafts-Monographie«
beinhaltet der 7. Band der Reihe: der Reichsgraf Carl Friedrich von Sponeck, ein bedeutender
Forstmann und Forstwissenschaftler seiner Zeit, gab 1817 vorwiegend »geographische, topographische
, statistische, geognostische und naturhistorische Notizen über den Schwarzwild« heraus,
es handelt sich hierbei um eines der wenigen einschlägigen Werke vor dem Einsetzen der spätromantisch
-biedermeierlichen Reisebeschreibungen gegen Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Man
braucht kein Forstfachmann und auch kein Historiker zu sein, um diese Texte auch oder gerade wieder
in unseren Tagen äußerst aufschlußreich und aktuell zu finden. Aus dem umfassenden Oeuvre
wurden für die Neuausgabe ca. zwei Drittel sorgsam ausgewählt (u. a. auch über Wildstand, Viehweide
, Insekten, Flößerei, dann vor allem Forstbotanik und Holzarten sowie entsprechende Reisebeschreibungen
) und mit einem ausführlichen Nachwort, das Autor und Werkaussagen kommentiert
, versehen. Von Richard Schilling gezeichnete Schwarzwaldhäuser bereichern den Band in exakter
Detaillierung. — Belletristisch geben sich die »geschichtlichen und besinnlichen Erzählungen
aus dem Badischen von Erich Roth« mit dem Haupttitel »Vor den Kulissen«. Die Schauplätze
wechseln hier mitsamt ihrem historischen Hintergrund. Emil Schneider schuf dazu einige topographisch
passende Zeichnungen! - In Band 9 finden sich meist unbekannte Aphorismen des Dichters
Emil Gött (»Selbstgespräch«), die von der Emil-Gött-Gesellschaft bzw. Prof. Volker Schupp von
der Freiburger Universität auf Grund des handschriftlichen Nachlasses präzis herausgegeben wurden
. Der jüngst verstorbene Prof. Hans Killian, der Gött noch im Haus seines Vaters gekannt hatte,
schrieb dazu ein persönliches Nachwort. - Wieder mehr in unsere engere Heimat führt uns Band
10: »Der unbekannte Scheffel« mit einer Neuausgabe der »Säckinger Episteln« und der »Donaueschinger
Epistel« sowie der Landschaftsmonographie »Aus dem Hauensteiner Schwarzwald«. Die
Mehrzahl der gängigen Scheffelausgaben entbehren in der Regel dieser Texte, die sich heute vielleicht
besser und ergiebiger lesen als der »Trompeter« oder der »Ekkehard«. Nebst Vor- und Nachwort
gibt es einen tabellarischen Lebenslauf des Dichters sowie etliche zeitgenössische Illustrationen
.
Anläßlich der Vorstellung der jüngsten Bände im Berghotel Kandel verlautbarte auch einiges über
die weiteren Vorhaben der Reihe: u. a. soll Albrechts »Häfnetjungfer« neu herausgebracht werden,
sodann wird es einen Band »Badisches« geben, zu dem Regierungspräsident Dr. Nothhelfer sein
Geleitwort zugesagt hat, schließlich stehen Kußmauls Memoiren, Heckers spätere Schriften, A.
Bürklins »Kanzleirat« u. a. mehr zu baldiger Veröffentlichung an. Man kann gespannt sein, was es
an Wieder- und an Neuentdeckungen alles geben wird. Helmut Bender
Burte, Hermann: Zehn Handschriften (Gedichte). Begleittext von Magdalena Neff: Ein Blick in das
Leben und Schaffen des Dichters.
Weil a. Rh., Verlag u. Druck Friedrich Resin, 1982. 8 Bll. und 2 Faltbll. faks. (lose in Mappe); Begleittext
46 S., 20. Aufl., 120 Ex., DM 83,40. Für Mitgl. d. Hermann-Burte-Gesellschaft DM 66,70.
Hermann Burte, der zeitlebens nur mit der Feder geschrieben hat, ist auch ein Schriftmeister von
eigener und unverwechselbarer Art gewesen. Ihn als solchen anhand ausgewählter Handschriftenproben
seiner Gedichte vorzustellen, ist die Absicht und das Verdienst der vorliegenden Faksimile-
Edition. Friedrich Resin als Drucker und Verleger, der 1978 schon das Skizzenbuch des Malers veröffentlicht
hat, und Magdalena Neff, hierzu als langjährige Helferin des Dichters und derzeitige Archivarin
der Hermann-Burte-Gesellschaft vor allen berufen, haben gemeinsam zehn Autographen
der Jahre 1915 bis 1945 ausgewählt: davon neun aus dem Burte-Archiv in Maulburg und eine aus
dem Besitz der Othmar-Schoeck-Gesellschaft in Zürich. Damit steht dem Interessenten eine kleine,
gleichwohl für den Schreibmeister wie Lyriker Burte repräsentative Sammlung von Beispielen zur
Verfügung, die auf Bugram-Büttenblätter qualitätvoll gedruckt und lose in einer Mappe verwahrt
zur Betrachtung einladen und diese zum Genuß machen. Das Beiheft enthält außer dem an Ein- und
Ausblicken reichen Kommentar von Magdalena Neff noch die gedruckten Gedicht-Texte. Als Lesehilfen
gedacht, bringen sie außerdem durch ihre Numerierung die Gedichte in eine gewichtende
Reihenfolge.
Wie autobiographische Aufzeichnungen belegen, hat Burte zu keiner Zeit ein Heimatdichter im
landläufigen Verständnis sein wollen, vielmehr im Reiche der Kunst und Literatur keine Zäune und
Grenzen gelten lassen. Gleichwohl hat es seinen guten, weil werkimmanenten Grund, wenn hier
nur Handschriften seiner Lyrik zu finden sind und der Kommentar mit seiner Mundartdichtung beginnt
, aus der nahezu die Hälfte der Proben entnommen ist. Denn nach mehr als einem halben Jahr-
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