Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 6
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0008
Am selben Tag berichtete das Markgräfler Tagblatt über Ehrungen Schlageters in Berlin
und München (8). In München verglich Adolf Hitler Schlageter mit dem Buchhändler
Palm, der 1806 von den Franzosen erschossen wurde. Hitler schloß seine Rede mit den
Worten: »Wir wollen uns heute das Versprechen geben nicht zu ruhen und den Geist des
Widerstandes hineinzugießen in das Volk bis zu jenem Tag, an dem es heißt: Das Volk
steht auf! Der Sturm bricht los!«

Schlageter hatte zwischenzeitlich seine letzte Ruhestätte auf dem Schönauer Friedhof
gefunden. Die Gemeinde ehrte ihren Toten, den der Bürgermeister als Helden feierte.
Der Stadtpfarrer - wohl Böses ahnend - stellte seine Rede unter die Bibelworte »Liebet
Eure Feinde« und »Mein ist die Rache, spricht der Herr.« Im Bericht über die Beerdigung
heißt es dann aber weiter (9):

»Dann folgten Kranzniederlegungen verschiedener Militärvereine, Offiziersvereinigungen
, deutschnationaler und einiger nationalistischer Vereinigungen. U. a.
sprach ein stahlhelmbewehrter Vertreter der ehemaligen Brigade Ehrhardt. Sie
alle gaben in mehr oder weniger beredter Weise ihrer brennenden Wut über den
ehrlosen Feind Ausdruck, der den tapferen deutschen Kameraden unter Nichtachtung
alles Rechts und aller Moral hatte töten lassen. Wenn die Offiziere der
Ehrenwache noch am Rathaus durch ihren Sprecher erklären keßen, nicht hierhergekommen
zu sein, Rache zu säen, so konnten sie es sich doch nicht versagen,
am offenen Grabe Rache zu schwören, obwohl man ihnen das viel schwerere Gebot
geben möchte: »Nie davon reden, immer daran denken.«

International aufgewertet wurde Schlageter wenige Wochen nach seiner Erschießung
durch eine Rede von Karl Radek (10) bei der Sitzung der erweiterten Exekutive der
Kommunistischen Internationale am 20. Juni 1923 (11). In seiner berühmten Rede »Leo
Schlageter, der Wanderer ins Nichts« würdigte er den toten Gegener:

»Schlageter, der mutige Soldat der Konterrevolution, verdiente es, von uns Soldaten
der Revolution männlich-ehrlich gewürdigt zu werden...

Wenn die Kreise der deutschen Faschisten, die die ehrlich dem deutschen Volke
dienen wollen, den Sinn der Geschicke Schlageters nicht verstehen werden, so
ist Schlageter umsonst gefallen, und dann sollten sie auf ein Denkmal schreiben:
Der Wanderer ins Nichts...

Der Weg der Todesgefahr, den er wählte, spricht und zeugt für ihn, sagt, daß er
überzeugt war, dem deutschen Volke zu dienen...«

Schlageter wurde so zum Symbol des Ruhrkampfes, aber auch zum Zankapfel von
rechts und links.

Dies zeigte sich in Parlamentsreden und ganz besonders, als ihm zu Ehren und damit
allen Ruhrkämpfern zugleich, ein Denkmal gesetzt werden sollte.

Im Preußischen Landtag stellte darum der Zentrumsabgeordnete Dr. Schwering fest

(12) =

»Von Schlageter kann man dasselbe sagen, was Schiller im »Wallenstein« von seinem
Helden sagt:

Von der Parteien Haß und Gunst verwirrt
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte.«

Für die Errichtung eines Nationaldenkmals fand sich bald ein Ausschuß mit illustren
Namen aus den bürgerlichen Parteien. Im Aufruf, 1927 veröffentlicht (13), heißt es:

»Das, was Schlageter gewollt hat und wofür er in den Tod gegangen ist, ist einwandfrei
und schön. Er ist ein Deutscher, der mit dem Leben für sein Wollen eingetreten
ist, der durch sein Sterben ein Fanal aufgerichtet hat, um das sich alle
Deutschen scharen können...

6


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0008