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Schlageten Leben
Wer war dieser Albert Leo Schlageter, der - wie wir sahen - so unterschiedlich beurteilt
, gelobt und begeifert wurde?
Die Familie Schlageter ist seit über vier Jahrhunderten in Schönau im Schwarzwald als
Bauerngeschlecht ansässig (24).
Albert wurde am 12. August 1894 als sechstes von sieben Kindern geboren. Seine Eltern
waren der Landwirt Josef Schlageter und seine Ehefrau Rosina. In Schönau besuchte
er die Volksschule und die Bürgerschule, und da er begabt und fleißig war, erteilte ihm
der Pfarrer Lateinunterricht. So konnte er nach Freiburg in das Bertholdgymnasium.
Der Weg eines Bauernjungen zum Geistlichen war damit für ihn vorgezeichnet.
Entscheidender Einschnitt in Schlageters Leben war der Kriegsausbruch. Der Unterprimaner
wurde gemustert und zur Infanterie ausgehoben, meldete sich aber gleichzeitig
als Kriegsfreiwilliger zum 5. Badischen Feldartillerieregiment 76. Nach seinem Notabitur
wurde er im Dezember 1914 eingezogen und kam nach kurzer Ausbildungszeit im
März 1915 nach Nordfrankreich an die Westfront. Mit seiner Batterie kämpfte er an den
Brennpunkten dieser Front, bei Arras, vor Verdun, an der Somme und in der Siegfriedstellung
. Seine Briefe an die Familie und an seinen ehemaligen Lehrer, den Geistlichen
Rat Lang, zeigen uns ihn als guten Soldaten und gläubigen Christen (25), der noch mit
sich rang, ob er wirklich zur Theologie berufen und zum Beruf des Geistlichen geeignet
ist.
Wenige Tage an der Front, am 30. März 1915, schrieb er: »Ist der Krieg auch schrecklich
, seine Schönheiten und Anziehungen hat er doch, besonders für uns junge Leute.«
Als fronterfahrener Offizier stellte er am 1. September 1917 fest: »Der Krieg ist allerdings
ein großes Übel. Tausende und Abertausende sind ihm zum Opfer gefallen.« Wie
jeder Soldat sehnte er den Frieden herbei, einen siegreichen Frieden, an den er glaubte.
So schrieb er am 24. Februar 1918: »noch eine Gewaltanstrengung und dann hoffentlich
der langersehnte Weltfrieden!«
Vor Verdun wurde er erstmals verwundet. Im April 1916 wurde er Unteroffizier.
Während der Somme-Schlacht wurde er zum Vizewachtmeister befördert und zum Offiziers
-Aspirant ernannt. 1917 im Sommer erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse und
wurde - ohne Kurs - Leutnant der Reserve. Für tapfere Patrouillen erhielt er im April
1918 das Eiserne Kreuz I. Klasse. In der Mitteilung darüber an seine Eltern wird seine
Einstellung deutlich: »Meine Patrouillen sind an höherer Stelle anscheinend recht hoch
eingeschätzt worden, obwohl es für mich nichts anderes war, als auf dem Posten, auf den
ich gestellt wurde, meine Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben. Aber ich muß sagen,
es hat mich gefreut.«
Als Offizier war er beliebt, da er seine Aufgabe aus dem Bewußtsein der Pflichterfüllung
und des Dienens sah. Dazu kam seine Vaterlandsliebe und seine tiefe Religiosität.
Vor dem Weihnachtsfest 1917 schrieb er seinen Eltern: »Möge mir Gott die richtigen
Worte in den Mund legen, daß den Leuten Weihnachten auch ein Fest ist und daß ich in
religiöser und patriotischer Hinsicht das erreiche an Gutem, was man bei derartigen Anlässen
erwartet!«
So führte er nach dem Waffenstillstand im November 1918 seine Batterie - trotz Revolution
und oftmals chaotischer Unordnung - geschlossen und diszipliniert zur Auflösung
nach Freiburg. Schlageter selbst wurde am 28. Februar aus dem Heeresdienst entlassen
.
Schon zuvor hatte er sich an der Universität in Freiburg immatrikuliert. Doch er studierte
nun nicht - wie ursprünglich vorgesehen - Theologie, sondern wandte sich der
Nationalökonomie zu. Im Januar 1919 trat er der Studentenverbindung Falkenstein als
Aktiver bei, die zum Verband der katholischen Studentenverbindungen gehörte. Zugleich
wurde er Mitglied des Jungdeutschen Ordens, einer von Arthur Mahraun geleiteten
, sehr national eingestellten Organisation.
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