http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0032
im Abwehrkampf heldenhaft Not und Entbehrung aufgenommen haben, um das Recht
auf friedliche Arbeit zu verteidigen« (105), wurde zur Wallfahrtsstätte der Deutschen.
Tausende und Abertausende besuchten den Platz, über den das über 27 m hohe Stahlkreuz
ragte, Schüler, Studenten, Kriegervereine, Soldaten, Bürgerund Hausfrauen-aus
allen deutschen Ländern, aus Europa und Ubersee. Dies bezeugen eine Reihe von Besucherbüchern
des Denkmals ab 1931, die uns erhalten geblieben sind.
Die Verzerrung des Bildes Schlageters im Dritten Reich durch den Nationalsozialismus
hat auch noch eine andere Seite.
Bereits während der Weimarer Republik entstand der »Bund Schlageter« aus alten
Freikorpskämpfern und Gleichgesinnten. In diesem Bund wurde die alte Tradition gepflegt
. Er war aber auch zugleich eine Art Hilfsorganisation zur Eingliederung dieses
Kreises in die Gesellschaft und in den Produktionsprozeß. Viele von ihnen standen der
NSDAP nahe. Ein Teil gehörte in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit der Krisenjahre
der Weimarer Republik zu den Initiatoren der Arbeitslager, aus denen der spätere Arbeitsdienst
erwuchs. 1933 löste dieser Schlageterbund seine Wehrformationen auf und
gliederte seine Arbeitslager in den Reichsarbeitsdienst ein. Als »Kameradschaftsbund
Schlageter« fristete er noch ein bescheidenes Dasein. Das im Rahmen der Traditionspflege
errichtete Archiv aus der Freikorpszeit und die angelegten Sammlungen aus dieser
Zeit mit wertvollen Zeugnissen der Geschichte der Nachkriegszeit wurde zum Schlage-
ter-Gedächtnis-Museum. 1936 wurde dieses aufgelöst. Der Grund ist unbekannt (107).
Dieser Bund stiftete das Schlageterschild als »Zeichen der Kämpfer«. Ausgezeichnet
mit diesem Schild wurden die Freikorps- und Grenzschutzmitglieder. Rhein- und Ruhrgefangene
, die durch ein Kriegsgericht verurteilt wurden, erhielten das Schild ohne
Schwerter. Nach den Verleihungsbedingungen erhielten Juden und Marxisten - auch als
Freikorpskämpfer - das Schild nicht. Ehemaligen Marxisten wurde es auf Antrag verliehen
, wenn sie mindestens ein Jahr der NSDAP angehörten.
Verliehen wurde dieses Schild erst vom Schlageterbund, nach der Auflösung vom
Schlageter-Gedächtnismuseum (108).
1935 wurde das Tragen des Schlageterschildes, »dieser Blechmarke«, eigenartigerweise
verboten (109). Hatte der »Mohr« seine Schuldigkeit getan?
Das Kreuz an der Ruhr, auf dessen Sockel die Inschrift stand »Den Helden des Ruhrkampfes
«, hat den Krieg und den Bombenhagel über Düsseldorf überstanden. Das
Grundstück, das die Stadt 1933 dem Deutschen Reich übereignete, ist wieder städtischer
Besitz. Die Schenkung wurde 1946 rückgängig gemacht: »Außerderm erscheint die
Schlageter-Anlage unzeitgemäß und sogar gefährlich als Sammelpunkt reaktionärer Elemente
« (110). So sah es die KPD.
Die CDU versuchte, gleichfalls Geschichte zu vergessen, und erklärte: »Daß das heiligste
Symbol der christlichen Bevölkerung, das Kreuz, beim Aufbau des Schlageter-
denkmals Verwendung fand, hat tiefer empfindende und tiefer blickende Christen stets
und auch mehr gestört, als dieses nach außen in Erscheinung trat.«
Auch das gehört mit zur Verzerrung Schlageters.
Das Kreuz wurde der Friedhofserweiterung geopfert. Heute steht dort ein Mahnmal
mit der Inschrift:
»Den Opfern des Krieges und der Gefangenschaft. Den Opfern in der Heimat,
den Vermißten und Hinterbliebenen. Den Opfern des politischen Terrors.«
In diesem weiten Sinn ist auch Alben Leo Schlageter erfaßt. Das Zerrlicht ist damit entspannt
.
Schlageter heute
60 Jahre sind seit den Schüssen auf der Golzheimer Heide vergangen.
Das Dritte Reich ist seit über einer Generation - mit Schrecken - beendet.
Doch Albert Leo Schlageter findet noch immer nicht seine Ruhe.
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