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Knöbel. Für die Christlich-Soziale Volkspartei Dr. Wilhelm Hoch, Max Adolph und für
die Demokratische Partei Heinrich Fellmann und Walter Räuber. Die Kommunisten
waren mit Karl Bühler im Gemeinderat vertreten. Bei den Sozialdemokraten kandidierte
Adolf Müller aus Altersgründen nicht mehr, ebenso Stadtrat Albert Kiefer von der
Christlich-Sozialen Volkspartei. Das damalige Land Baden hatte für den 5. Dezember
1948 für alle Gemeinden Bürgermeisterwahlen ausgeschrieben. Damit lief auch die
Amtszeit des bisherigen Bürgermeisters Hirling ab. Aus Altersgründen erkälte Herr
Hirling, daß er nicht mehr kandidieren werde. Er bat um seine Zurruhesetzung zum 31.
12. 48. Diesem Gesuch wurde stattgegeben. Der Erste Beigeordnete Adolf Müller würdigte
in der Sitzung vom 12. 11. 1948 die Verdienste von Bürgermeister Hirling für die
Stadt Schopfheim. 1916 sei Herr Hirling als Stadtrechner in den Dienst der Stadt getreten
und habe diese Tätigkeit bis 1945 ausgeübt. Im Anschluß daran wurde er zuerst durch
die Besatzungsmacht, später durch Wahlen Bürgermeister der Stadt.
Bei den am 5. Dezember 1948 durchgeführten Bürgermeisterwahlen konnte Dr. Hans
Vetter 1349 Stimmen auf sich vereinigen. Der Mitbewerber, Stadtrat Walter Faller von
der Sozialdemokratischen Partei, erhielt 1240 Stimmen. Ungültige Stimmen wurden 82
verbucht, während vier Stimmen zersplittert waren. Durch diese Wahl war Dr. Hans
Vetter zum Bürgermeister der Stadt gewählt. Dr. Vetter trat seinen Dienst am 3. Jan.
1949 an. Er war ununterbrochen Bürgermeister bis zum 31. 12. 78. Damit konnte er auf
die längste Amtszeit aller Schopfheimer Bürgermeister zurückblicken. Die Amtseinführung
des gewählten Bürgermeisters Dr. Hans Vetter erfolgte in der ersten öffentlichen
Sitzung des Stadtrates am 4. Jan. 1949 im Rathaussaal in Schopfheim. Bei dieser Sitzung
war auch der damalige Landrat Dr. Graser anwesend. Für diese Amtseinführung und
Übergabe war der Rathaussaal festlich gestaltet. Ein Streichquartett des Streichorchesters
Schopfheim spielte opus 125 Nr. 1 allegro moderato von Franz Schubert. Zahlreich
waren auch die Bürger der Stadt zu dieser festlichen Stadtratssitzung erschienen. Der
scheidende Bürgermeister Hirling nahm in einer fundierten Rede Abschied vom Dienste
in der Stadt Schopfheim, der er seit dem Jahre 1916 in Treue verbunden war. Mit besonders
guten Wünschen übergab Herr Hirling die Geschäfte des Bürgermeisters der Stadt
Schopfheim an Herrn Dr. Hans Vetter, mit dem er auch weiterhin verbunden bleiben
möchte.
In seiner Antrittsrede nach Übernahme des Präsidiums des Stadtrates dankte Dr.
Hans Vetter zuerst dem in den Ruhestand getretenen Vorgänger für seine Mühe und Arbeit
in den schwersten Jahren, die die Stadt Schopfheim in ihrer Geschichte durchmachen
mußte. Er betonte, daß er als parteiloser Bewerber das Amt des Bürgermeisters der
Stadt Schopfheim übernehme. Er wolle der ganzen Bevölkerung dienen. Sein Streben
sei, mit allen Parteien gut auszukommen zum Wohle dieser Stadt. Seinem Ersten Beigeordneten
, Stadtrat Rektor Knöbel, widmete er herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung
für seine Bereitschaft, ihm das städtische Dienstpersonal vorzustellen.
Im Anschluß richtete Landrat Dr. Graser sehr herzliche Worte an den scheidenden
Bürgermeister Hirling. Er habe in schweren Zeiten mit großem Takt die Amtsgeschäfte
übernehmen müssen und sie sicher zur Zufriedenheit der Bevölkerung, aber auch der
Rechtsaufsichtsbehörde geführt. Er dankte ihm aber nicht nur als Landrat, sondern auch
ganz persönlich und sprach von einer vorbildlichen Dienstauffassung, die im echten badischen
Sinne Herr Hirling über viele Jahrzehnte ausgeübt habe.
Auch den anwesenden Stadträten, es fehlten nur wegen beruflicher Verhinderung die
Stadträte Walter Faller und Walter Räuber, legte der Landrat die vielseitigen Aufgaben
eines Stadtrates und des Gemeinderatskollegiums dar. Nach jeder Wahl, die Gemeinderatswahlen
waren ja noch keine drei Monate vergangen, müsse der Degen des Wahlkampfes
gesenkt werden und die Gewählten müssen in vertrauensvoller ersprießlicher
Arbeit im Interesse der Gemeinde wieder zusammenfinden. Im weiteren Verlauf seiner
Ausführungen zeichnete Landrat Dr. Graser ein geschichtliches Bild über die Entstehung
und Entwicklung der Gemeinden, aufbauend auf der für Generationen wegwei-
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