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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 116
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ten Väter getan haben. Wenn es Kunst wäre, mit Feuer Ketzer zu überwinden, so wären
die Henker die gelehrtesten Doktoren auf Erden. Wir bräuchten auch nicht mehr zu studieren
, sondern, welcher den andern mit Gewalt überwände, möchte ihn verbrennen.«
(Luthers Werke, Weimarer Ausgabe WA Bd. 6, 455).

So verlangt Luther auch in einem Brief an Kardinal Albrecht von Mainz/Magedeburg/
Halberstadt am 6. Juli 1530 von der Coburg aus: »Weil keine Hoffnung ist, daß wir in
der Lehre eins werden, so wollten Eure kurfürstliche Gnaden samt anderen dahin arbeiten
, daß jedes Teil Friede halte und glaube, was es wolle und lasse uns auch gläuben diese
Wahrheit, die jetzt für ihren Augen bekannt und untadelig erfunden ist. Man weiß ja
wohl, daß man niemand kann und soll zum Glauben zwingen, stehet auch weder ins Kaisers
noch Papsts Gewalt. Denn Gott selbst, der über alle Gewalt ist, hat noch nie keinen
Menschen mit Gewalt zum Glauben wollen dringen.« (WA 30 II 400/401)

Luther spielt auf den Reichstag zu Augsburg an, bei welchem der Augsburger Bischof
seinem Erstaunen freien Lauf gelassen hatte über die Schriftgemäßheit der von den Protestanten
vorgetragenen Konfession. Außerdem wußte Luther aus den Berichten
Melanchthons sehr wohl, daß Albrecht zu den gemäßigten katholischen Reichsfürsten
gehörte, die für einen Kompromiß eintraten. Albrecht gehörte also nach heutigem
Sprachgebrauch zu den »Tauben«, nicht zu den »Falken«.

So wird auch in den späteren Tischreden Kardinal Albrecht wegen seiner Bemühungen
auf dem Augsburger Reichstag gelobt (Tischreden TR 715), ebenso wie. der Kardinal
Matthäus Lang von Salzburg (TR 95). Luther hat später (vgl. WA 50, 386-431) diese
freundliche Haltung Albrechts als Heuchelei bezeichnet, vor allem wegen der schlechten
Behandlung der Protestanten in Halle/Saale (Ermordung des Pfarrers Winkler, Vertreibung
von 16 Ratsherren, Hinrichtung seines seitherigen Finanziers Hans von Schönitz).

Die Verhandlungen gingen auch nach Augsburg weiter. Luther meinte dazu in einer
Tischrede vom 26. Dezember 1531: »Drei Dinge müssen sie uns zulassen: Das Abendmahl
unter beiderlei Gestalt, die Priesterehe und die deutsche Messe. Das wollten sie in
Augsburg zuerst nicht genehmigen, jetzt sind sie soweit. Wie haben es die Christen gehalten
mit den Arianern? Wie hat Paulus mit den Juden auch tun müssen? Also müssen
wir auch sie auf ihrem Gewissen lassen, auch wenn sie uns darin nicht folgen wollen.
Denn soll Christus seine Predigt lassen? Das tut er nicht. Man köpfe, ertränke, würge,
dort und da! Ich lasse mich auch köpfen und warte der Verfolgung, bis daß sie ihr müde
werden. Und muß zuletzt dahin kommen, daß man einen jeden lasse glauben, wie ers in
seinem Gewisse weiß zu verantworten vor Gott! Darum wäre die Vereinigung (im Sinne
von Vereinbarung) am besten. Die Schweizer wären nicht zu einem Vertrag gelangt (gemeint
ist der Kappeler Friede von 1531), wenn sie sich nicht zuvor gerauft hätten. Ich
fürchte, es werde den Papisten auch so gehen« (WA TR 2325). Auch in Deutschland kam
es zu einem solchen Vertrag, dem Nürnberger Religionsfrieden von 1532.

Karl V. betrieb nun die Abhaltung von Religionsgesprächen, um die Protestanten hinzuhalten
. Sie erfolgten in Hagenau (1540), Worms und Regensburg (1541). Es wurde ein
Vierzehn-Punkte-Programm festgelegt, Luther wurde durch Joachim von Brandenburg
und Markgraf Georg von Brandenburg um seine Beurteilung gebeten. Gesandte waren
die Fürsten Johann und Georg von Anhalt. Luther stimmt in seinem Gutachten vom 12.
Juni 1541 den vier ersten Artikeln bedingt zu. Beim vierten von der Rechtfertigung müsse
»der Glaube, der in der Liebe tätig ist« gegen Umdeutung gesichert werden (WA Briefe
9, 436 ff). Hier taucht zum ersten Mal der Begriff der Toleranz auf. Der 14. Artikel betraf
das Abendmahl. Die Formel, die für die Protestanten akzeptabel war, wurde durch
den päpstlichen Legaten Contarini erweitert durch die handschriftliche Einfügung von
'transmutatis et transsubstantiatis' nach Brot und Wein. Hier legte Luther in einer Tischrede
am 10. oder 11. Juni heftigen Protest ein, indem er die sehr zweifelhafte aristotelische
Logik angriff, die dieser Verwandlungslehre zugrunde lag (S. 443 ff.). An dieser
Frage ist zuletzt das Religionsgespräch gescheitert.

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