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sters Hauptwerk, die »Cosmographey«, heraus, die bald zu einem Bestseller des 16.
Jahrhunderts wurde, ihrerseits die Schedeische »Weltchronik« (Ende des 15. Jahrhunderts
) ablöste und erst im zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts von den Topographien
des Matthaeus Merian verdrängt wurde. Sowohl Merian als sein »Redakteur« und Textgestalter
Zeiller haben indes noch Großteile der Münsterschen Angaben und Formulierungen
übernommen (und sich auch immer wieder ausdrücklich darauf bezogen). Münster
selbst ging es in seinem Haupt- und Staatswerk um eine mehr oder weniger geographische
wie historische Beschreibung aller (damals bekannten) Länder der Erde, worin
das »Dritte Buch: Von dem Teutschen Lande« freilich den Hauptteil des Gesamtwerkes
(insgesamt 6 Bücher mit über 1200 großformatigen Seiten) ausmacht. Was die beigegebenen
Illustrationen betrifft, so sind diese durchweg Holzschnitte (im Gegensatz zu den
Merianschen Topographien, die Kupferstiche enthalten), dazu muß hier noch ausdrücklich
betont werden, daß sie zwar sehr zahlreich, doch bei ähnlichen Motiven (etwa
Schloß oder Burg, Überschwemmung oder Erdbeben u. ä.) geradezu schablonenhaft-
symptomatisch eingesetzt wurden: Typisches und Exaktes wird im Bildteil nur von Fall
zu Fall bei größeren Städten usw. gegeben.
In diesem »Dritten Buch« finden sich in Fortführung des Kapitels »Bodensee auff der
Germanischen Seiten« und vor dem Kapitel »Von dem Breißgöw...« zunächst kürzere
Absätze über die »Landtgraffeschafft Kleckgöw« sowie über Waldshut, Laufenburg und
Säckingen. Dann folgt ein Abschnitt über Rötteln, und da wir damit unser Markgräfler-
land betreten, sei dieses Kurzkapitel hier entsprechend wiedergegeben: »Bei Basel ist die
Herrschaft Rötteln gelegen, ferner die Landgrafschaft Sausenburg und die Herrschaft
Badenweiler, das sind zunächst besondere Herrschaftsgebiete gewesen, nachmalig aber
kamen sie an die Markgrafen von Hochberg und später, 1503, an die Markgrafen von Baden
... Rötteln ist ein altes Schloß, noch einigermaßen gut erhalten, es liegt im Wiesental,
eine Meile von Basel gegen den Schwarzwald zu, rundherum ist eine fruchtbare Gegend,
die sich auch noch talaufwärts bis zum Städtchen Schopfheim erstreckt, dann geht es
rauh den Schwarzwald hinauf, dort ernährt man sich von Vieh und Holz«.
Es folgt »Neuwenburg«: »... eine Reichsstadt, erbaut zur Zeit Kaiser Friedrichs IL,
nach dem Jahr 1212 von des Reiches Landvogt Wolfelinus von Hagenau so benannt.
[Neuenburg] hatte ehemals eigene Grafen gehabt. Der Graf Bertold zu Neuenburg zog
anno 1200 im Kampf gegen die Sarazenen nach Jerusalem, er verkaufte seine Grafschaft
den Straßburgern und führte seinen Sohn mit sich. Diese Stadt, aber auch Rheinfelden
und Breisach, wurden dem österreichischen Haus von König Ludwig dem Bayern verpfändet
, in etwa im Jahr 1326, wie uns berichtet wird. Anno 1491 enstand hier ein Aufruhr
wegen eines Bürgermeisters, der von Herzog Siegmund rehabilitiert und erneut
zum Bürgermeister ernannt wurde, was zu neuem Unfrieden Anlaß gab, zumal er sich an
seinen Gegnern zu rächen gedachte. Es war die ganze Stadt in zwei Lager gespalten: etliche
hatten es mit dem Bürgermeister, andere waren gegen ihn. Im Sommer [dieses Jahres
] kam es dahin, daß der Landvogt von Ensisheim diesen Schultheißen mit List und
Gewalt fing und ihn ins Gefängnis werfen ließ, es wurde nunmehr große Anklage gegen
ihn geführt, doch er verstarb im Gefängnis, bevor die Sache ausgetragen wurde«.
Wie schon oben aufgezeigt wurde, schließt nunmehr das eigentliche Breisgaukapitel
an. Das Markgräflerland findet sich darin grundsätzlich nicht behandelt, vielmehr beschränkt
sich Münster auf den unteren, auf den habsburgischen Breisgau mit Breisach,
Zähringen, Freiburg usw. Allerdings gibt es hier nochmals ein Unterkapitel »Hochberg
und Rötelen im Breißgöw«, woraus man ersieht, daß diese Grenzen und Zuordnungen
damals durchaus fließend und ineinander verschlungen waren. Entsprechende Passagen
schließen wir hier an: »Weiter ist hier zu vermerken, daß die Markgrafen von Hochberg
die Markgrafschaft Hochberg ihren Freunden [!], den Markgrafen von Baden ... verkauft
haben ... Aber die Markgrafen von Hochberg haben sich, nachdem sie Hochberg
verkauft hatten, mit ihrem Sitz und ihrem Haushalt nach Rötteln verfügt, und sie nannten
sich Markgrafen von Hochberg, Herren zu Rötteln und Sausenburg, anno 1311 ...
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