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tionen. Doch sie hatten ihre eigenen Zielsetzungen, die in der Errichtung einer demokratischen
Republik gipfelten.
Das zeigt deutlich das Verhalten Jägerschmidts im Juli 1796. Als das Oberland von den
Franzosen besetzt war, reisten er und Höver in ihre Heimat, ihr Werk zu vollenden. Sie
erschienen beim Bezirksamt und baten um Unterstützung. An alle gewählten Ortsvorsteher
der Ämter Lörrach und Badenweiler richtete Jägerschmidt eine Einladung zu einem
Treffen auf der Kalten Herberge. Die Ortsvorsteher und alle »sonsten rechtschaffenen
Personen, welchen das Glück und die Wohlfahrt ihrer Mitbürger und ihrer selbst am
Herzen liegt«, sollten kommen, um
»gemeinschaftliche Maßnahmen zu nehmen, das Wohl unseres lieben Vaterlandes
zu befördern und dessen Untergang zu verhüten«.
Den Bezirksbeamten eröffnete er ungeschminkt den Plan,
»den schwäbischen und fränkischen mit einem Teil des oberrheinischen Kreisen
zusammenzuziehen und einen Freistaat daraus zu bilden«.
Die Versammlung auf der Kalten Herberge fand am 22. Juli statt. Sie war eine Überraschung
. Jägerschmidt erklärte, angesichts des bevorstehenden Waffenstillstandes verzichte
er auf die Bekanntgabe seiner Aufträge. Eigentlicher Grund war aber, daß der
französische General seine Unterstützung versagte mit dem Bemerken, er dulde im Rük-
ken der Armee keine Revolution. Jägerschmidt floh, rechtzeitig, denn der Lörracher Assessor
Maier war schon unterwegs, ihn festzunehmen. Es müssen aber bei der Versammlung
viele kritische Stimmen laut geworden sein. Der Landvogt von Reitzenstein stellte
nämlich fest, daß
»ein Teil der Untertanen abscheuliche Gesinnungen an den Tag gelegt habe und
alles getan habe, was an ihnen war, um eine Revolution zu bewirken«.
Man wollte zwar nicht die Republik, doch man wollte wieder die alten badischen
Landstände einführen, die seit 1668 nicht mehr einberufen worden waren.
Der erste republikanische Versuch war damit gescheitert, wobei die französische Republik
, die ursprünglich Pate der deutschen sein sollte, wesentlich mitgeholfen hatte.
Jägerschmidt gründete darauf in Basel den »Club der deutschen Freiheitsfreunde«.
Mit ihnen betrieb er seine Propaganda weiter in der Markgrafenschaft. Sie fiel nun auf einen
günstigen Boden. Die Bevölkerung war durch die langen Kriegsleiden und die Lasten
verbittert und war auch mit den bestehenden Einrichtungen vielfach nicht mehr zufrieden
.
Doch nicht nur in Basel war eine Gruppe deutscher Revolutionäre tätig. Auch von
Straßburg aus waren sie am Werk, den mittleren und nördlichen Teil Badens zu verunsichern
. Nahziel war die Sprengung des Rastatter Kongresses, der in ihren Augen ein
Komplott der deutschen Fürsten mit französischen Feudalen gegen die Souveränität des
Volkes war. Beim Kongreß machte im Januar 1798 ein Flugblatt mit dem Titel »Freiheit
— Gleichheit« Furore. Eine Stelle aus diesem Flugblatt:
»Schon lange hat das deutsche Volk nach seiner Freiheit geseufzt, und die Ungleichheit
der Stände war schon lange Gegenstand seines Hasses und seiner Verachtung
. Es fühlt seine Würde und die Wahrheit, daß in ihm die Allgewalt und
das Recht liegt, sich Gesetze zu geben, die eines freien Volkes würdig sind. Mutig
steht es also gegen jene Menschenverkäufer auf, welche, ohne zu fragen, Staaten
und Völker mit der nämlichen Willkür teilen, mit der sie sie bis jetzt beherrschten
. Deutschlands Volk erkärt also hiermit, daß es das Joch jederart abwirft und
einen unabhängigen Freistaat bildet. Jeder, der es wagt, sich unseren Rechten
entgegenzusetzen, wird als Landesverräter bestraft, und wehe dem Fürsten, der
unsere Rache reizt.«
Das war eine klare Sprache. Und die deutschen Fürsten waren dadurch nicht wenig in
Schrecken versetzt worden. Die Agitation von Straßburg aus ging bis ins Amt Badenweiler
und in die Herrschaft Hochberg. In Müllheim stoßen wir dabei wieder auf Christoph
Höver. Hauptstoßrichtung aus Straßburg aber war der Raum Lahr bis Rastatt.
HO
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