http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0143
Der Verschwörerkreis um Jägerschmidt im Süden wurde besonders aktiv, als es in Basel
zu einer demokratischen Erhebung kam.
Jägerschmidt lud den Grenzacher Waldhornwirt Ludwig Pfunder, ob seiner republikanischen
Gesinnung bekannt, zu sich nach Basel. Dort weihte er ihn in seine Pläne ein,
die uns durch die späteren Vernehmungsprotokolle bekannt sind. Eine totale politische
Veränderung war geplant. Der Markgraf und seine Beamtenschaft sollten abgesetzt werden
. Eine republikanische Verfassung wird eingeführt und dadurch dem Volk Erleichterung
in seinen Abgaben verschafft. Der Beginn der Revolution wird durch die Sprengung
des Rastatter Kongresses signalisiert. Die Verschwörer werden durch Kuriere verständigt
, damit sie gleichzeitig vom Oberland über St. Blasien bis nach Oberschwaben
losschlagen. Jägerschmidt rechnete mit ca. 8.000 Bauern, die mitmachten, und stellt
französische Unterstützung in Aussicht. Er bat ihn, Verbindung zum Lörracher Bürgermeister
Weidenbach herzustellen.
Weidenbach war kein Revolutionär. Er war ein treuer Anhänger des Markgrafen und
meldete seine Einladung umgehend dem Oberforstmeister von Stetten, der ihm riet, zur
Besprechung zu gehen, um so die Pläne der Verschwörer zu erfahren. Von Stetten verständigte
das Oberamt Rötteln und schlug vor, bei dem in Grenzach stattfindenden Gespräch
die Rädelsführer einfach zu verhaften. Doch Hof rat Hugo und Assessor Maier
nahmen die Situation nicht ernst.
Weidenbach ging nach Grenzach. Dort erwartete ihn aber nicht Jägerschmidt, sondern
ein gewisser Maier, ein Revolutionär, der uns oft auch als Müller, Fahrländer oder
mit anderem Namen begegnet. Er legte dem Lörracher Bürgermeister eine Reihe von
Fragen vor. »Dieser spielte seine Rolle als Lockspitzel gut und gab vor,« genaue Auskünfte
müsse er sich überlegen, schrieb die Fragen auf und versprach, die Antwort nach
Basel zu schicken. So wurde der Fragenkatalog der markgräfhchen Regierung bekannt.
Die Fragen bewegten sich um Waffenstärke, Waffen-, Geld und Verpflegungsbeschaffung
, Marschwege u.a., alles mit dem Ziel, Auskünfte zu erhalten, wie das Oberamt
Rötteln am besten für die Revolution in Besitz genommen werden kann.
Das machte nun auch die Beamten in Lörrach unsicher. Hofrat Hugo eilte nach Basel,
um bei der französischen Gesandtschaft zu erfahren, was die Franzosen planen. Er erfuhr
dort Besorgniserregendes und auch eine Reihe von Namen Unzufriedener. Bei der
Errichtung des Freiheitsbaumes in Basel waren z. B. allein
»80 - 100 Köpfe aus dem hiesigen Oberamt und doch sollen schon über 1.000
Kokarden von Einwohnern des Oberamts Rötteln erkauft worden sein.«
Die Kokarde war das Zeichen der Revolutionäre.
Hofrat Hugo erfuhr auch die Gründe des Gärens im Oberland. Das Volk forderte u.a.
- Erleichterung der Abgaben
- Abschaffung des Kelterweines
- Herstellung der alten Landstände
- Auszahlung des Kriegsfrohngeldes
Der Lörracher Bürgermeister hatte zwischenzeitlich die Stabhalter der umhegenden
Ortschaften ins Rathaus geladen, wo sie beschlossen, ihren Pflichten treu zu sein, Aufwiegelungstendenzen
entgegenzutreten, allerdings in der Hoffnung, daß der Markgraf
die — z.T. berechtigten - Beschwerden untersuchen wird.
Und das geschah auch, denn die Regierung in Karlsruhe war aufgeschreckt. Der Geheime
Rat Brauer fertigte ein Gutachten über die Situation am Oberrhein. Er stellte mit
Bedauern fest, daß das Oberamt Rötteln »nach seiner bekannten Schläfrigkeit« versäumt
habe, der revolutionären Bewegung rechtzeitig nachgespürt zu haben, und so schlug er
der Regierung vor, eine Kommission nach Lörrach und Badenweiler zu entsenden. Entschieden
wies er den Vorschlag eines Ratsmitgliedes zurück, unter Verletzung des Postgeheimnisses
den Verschwörern auf die Spur zu kommen.
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