Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 161
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0163
harren/Des Hochwürdigen Specialats/gehorsamster Dr (Diener)/T. L. Rebstock./
Eichstätt(en) 6.8bris (10.) 1758«, Höhergestellten gegenüber der förmliche Stil der
Zeit. Für Schallbach, Fischingen (fol 48) und Mengen (fol 125) gingen ähnliche
Fehlanzeigen ein.

Wir wissen nicht, wieweit die Antworten für den ganzen Amtsbereich vollständig waren
, wieweit nicht positive, interessante Berichte noch vor der Blattnummerierung des
Aktes für besondere Zwecke, z. B. der Veröffentlichung, herausgenommen wurden.
Von den heute noch vorhandenen 148 Blättern beziehen sich die meisten, neben z.T. dekanatsweise
aufgelisteten Fehlanzeigen, auf die Mitteilung von lateinischen Inschriften
im Kirchenbereich, besonders im Unterland.

Dort fanden sich auch verschiedentlich römische Altar- und Grabsteine mit Widmungen
und der 1748 entdeckte, besonders interessante Leugenstein von Möttingen (fol
132-136). Daneben handelte es sich um Berichte und Darstellungen nach Wandgemälden
, Epitaphien und Gedenksteinen. Die Abbildung dieser Antiquitäten machte den
meist ungeübten Berichterstattern Schwierigkeiten. So kamen manchmal Zeichnungen
zustande, die die Harmonie menschlicher Proportionen verschoben oder den betreffenden
Gegenstand fantasievoll verwandelten. Dazu zwei Beispiele. Es gibt aber auch im
Barock Künstler, die Kopien nach antiken Vorbildern im Stile ihrer Zeit nachempfinden
und damit wohl unbewußt verändern. Gerade bei späterem Verlust der Originale bleibt
in diesen Zeichnungen nur eine bedingte Aussagekraft überliefert.

Ein Relief aus Diethlingen/Kreis Pforzheim (fol 36) hat 1816 der damalige Archivpraktikant
und spätere Archivrat Julius Leichtlen inFreiburg/Br. vor Ort beschrieben
(fol 345). Es handelt sich um einen stehenden Merkur aus rotem Sandstein, links am Kir-
cheneingang. Er hielt in der Rechten den Beutel und mit der anderen Hand den um die
linke Schulter geworfenen Mantel. Um 1750 hatte der Zeichner daraus eine überlange Figur
mit kleinem Kopf, zierlichen Händen und Füßen gemacht (Abb. 2). Die Haartracht
erinnert mehr an eine Perücke. Auch das Gesicht zeigt für eine Plastik reichlich unentwickelte
Züge.

In Baden weiler legte Pfarrer Jeremias Gmelin am 22. Oktober 1758 eine Liste der in
seiner Kirche verbliebenen Antiquitäten vor (fol 130). Darunter befand sich auch die Beschreibung
eines Grabsteins des 1388 (richtig 1385) verstorbenen Grafen Egino IV. von
Freiburg. Zu der übersandten Zeichnung (fol 147) bemerkte Gmelin: »Es findet sich in
der Gemeinde Badenweiler Niemand, der in der Zeichnungskunst erfahren, folglich im
Stande wäre, einen Abriß von dem Epitaphio des Graven Ego zu verfertigen«. Die übersandte
»Copia« hatte Burgvogt Ehrhard, seines Zeichens Renovator, angefertigt
(Abb. 3). Darauf war der stolze, selbstbewußte Adler im Wappenschild der Grafen von
Freiburg in eine gutmütige, etwas flügellahme Krähe verwandelt worden.

Einen historisch richtigeren Eindruck des Wappens stellte mir freundlicherweise das
Stadtarchiv Freiburg zur Verfügung (Abb. 4). Diese Zeichnung ist nach der Grabplatte
von Konrad II. Graf von Freiburg (t 1350) im Freiburger Münster angefertigt. Wenn
auch hier das Adlerauge fehlt, die Fänge unklar wirken, so wird doch der erhebliche Unterschied
zur Badenweiler Krähe deutlich. Wappenbeschreibung: Roter Adler, Blick
nach rechts, auf goldenem Grund. Schnabel und Fänge blau. Schildumrandung innen
rot, außen gold. Helmdecke rot, Futter gold. Die restaurierte Grabplatte von Egino IV.
befindet sich heute in der Vorhalle rechts der ev. Kirche von Badenweiler.

Leider ist bei diesem ersten faßbaren Erlaß über Antiquitäten um und in den Kirchen
für das Markgräflerland wenig Bemerkenswertes herausgekommen. Die Anregung,
nach Antiquitäten, Altertümern, Umschau zu halten, war aber doch recht amtlich mit
Nachdruck in die Wege geleitet worden. Sie trug mit der Zeit ihre Früchte, insbesondere
was das Römische anbelangte.

Die Renaissance hatte seinerzeit eine neuerliche intensive Beschäftigung mit der Antike
, ihren Werken und Autoren gebracht. Bücher und Reisende verbreiteten den Stil über
die Alpen. Antike Formen, Motive drangen in jede Kunstgattung. Fürstenhöfe und

161


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0163