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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 162
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0164
Städte förderten die Entwicklung. Der Barock wandelte und steigerte die eingeschlagene
Richtung in Hinblick auf Form, Fülle und Farbigkeit.

Auch die Geschichtsanschauung entwickelte ähnliche Bestrebungen. Antike Denkmäler
wurden als besondere Zeugen des Altertums bewundert und verehrt.

Der Straßburger Geschichtsprofessor J. D. Schöpflin förderte durch seine Veröffentlichungen
die Beschäftigung mit der Römerzeit im Oberrheingebiet ganz erheblich. Er
befaßte sich auch mit der Klärung der Inschrift auf der Leugensäule von Möttingen/
Durchlach, einem römischen Wegweiser mit Entfernungsangaben in Leugen (= 2,22
km) und dem Zeitpunkt der Errichtung. Die Zeichnung des Steines mit Text hatte ihm
der Geheime Rat Sahler 1748 übersandt (fol 132-136). Auf Anregung Schöpflins enstand
unter Kurfürst Carl Theodor 1763 in Mannheim die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften
. Als man 1765 inSchrießheim bei Heidelberg »ein römisches Begräbnis,
irdene Gefäße, Asche, Knochenreste« fand, ließ der Kurfürst 1766 eine 15 Schuh hohe
Gedenksäule mit lateinischer Inschrift errichten. Sie sollte die Römer ehren und dem
Volk zur Belehrung dienen (fol 263). Die Säule steht heute noch.

Alle Anstrengungen und Erfolge, die auf einer besonderen Beschäftigung, gerade mit
dem Römischen, beruhten, lassen sich im einzelnen für Baden noch nicht ganz überseh-
den.

Nach Abschluß der Arbeit finde ich im Heft April/Juni 1983 der »Denkmalpflege in
Baden-Württemberg« in einem Aufsatz von Richard Strobel »Zur Inventarisationsge-
schichte des 19. Jahrhunderts in Baden-Württemberg« die Bestätigung meiner Vermutung
, daß der Erlaß bereits früher, am 15.9. 1756, durch Markgraf Karl Friedrich an den
Kirchenrat ergangen war. Nach einer freundlichen Mitteilung von R. Strobel stammt der
Beleg aus dem Begründungstext für den Denkmalschutzgesetz-Entwurf vom 31.12.
1883. Den Wortlaut des Erlasses von 1756 konnte er in den Karlsruher Akten nicht finden
. Die damaligen Antworten gingen zur Bearbeitung an Kirchenrat Maler und Professor
Sachs. Damit bestätigt sich, daß der Akt 226/1600 nur noch einen Rest an Berichten
enthält und, wie vermutet, viele positive Berichte an Maler und Sachs dann anderswo ihre
Ablage fanden. Den Erlaß hatten sicher eine Reihe von an der »Alterthumsforschung«
interessierte Männer, wohl auch Maler und Sachs, mitveranlaßt, über die wir noch wenig
wissen. Ebenso ist es unklar, ob die Absicht, aus den Antworten ein gedrucktes Verzeichnis
nach Hessen-Darmstädter Vorbild zu erstellen, jemals zur Ausführung kam.

Die Zwischenzeit

Mit dem Erscheinen von Johann Joachim Winckelmanns Hauptwerk »Die Geschichte
der Kunst des Altertums« 1764 in Dresden erstand der Zeit ein starker Auftrieb. Goethe
unternimmt, z.T. angetan von Winckelmanns Ideen, 1786 seine »Italienische Reise«.
Die gebildete, gelehrte Welt erlebte eine neuerliche Verehrung und Beschäftigung mit
antiken Kunstwerken, getragen von den Gedanken der aufkommenden Klassik.

Es genügt hier, um weitere Hintergründe des Erlasses von 1811 zu verdeutlichen, auf
aufkommende Erfolge bei der Erfassung »römischer Alterthümer« hinzuweisen. So
wird 1778 ein Altarstein der DIANA ABNOBA in Mühlenbach/Kinzigtal gefunden
(fol 243). 1781 tauchen Römer- und Alamannenfunde in der Ortenau, in Altdorf auf,
über die Pfarrer Joseph Tritschler berichtet (fol 236-240). 1784/85 hatte man in Badenweiler
im »alten Gemür« eine schöne römische Heilthermenanlage ausgegraben.
Großherzog Karl Friedrich spendete dafür erhebliche Mittel. 1787 veröffentlichte Kirchenrat
A. G. Preuschen den Grabungsbericht von Badenweiler mit Plänen neben anderen
Hinweisen mit dem etwas gestelzten Titel: »Denkmäler von alten physischen Revolutionen
, besonders in Rheingegenden«. Mit seinen Erklärungsversuchen römischer
Ortsnamen im Markgräflerland stieß er da und dort auf Ablehnung (fol 327). 1789
schrieb der kurpfälzische Weltpriester J. J. Kämmerer eine »Geschichte der Oberamtsstatt
Ladenburg« (fol 274), die sich auch mit römischen Funden befaßte.

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