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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 167
(PDF, 39 MB)
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Kam es doch vor allem darauf an, zu wissen, wer im Gelände und in Siedlungen auf altes
Mauerwerk, auf Ziegelbrocken und Keramik gestoßen war und wo sich diese Stellen befanden
. Selbst dann blieb es noch für Laien schwierig, ohne Mithilfe von Fachleuten Römisches
einwandfrei zu erkennen. Man stand ganz am Anfang der archäologischen Feldforschung
. Das neugierige Nachgraben durch übereifrige, manchmal eigensüchtige Laien
brachte in den meisten Fällen eine unwiederbringliche Zerstörung des Fundgutes.
Fehlten dann doch Berichte mit notwendigen, klaren Beobachtungen und Zeichnungen.
Neben diesem Problem traten schon damals Spuren von Raubgräbern auf, die in die eigene
Tasche arbeiteten oder sich Sammlungen anlegen wollten.

So waren im Grunde die meisten Pfarrer mit diesem Auftrag überfordert. Persönlicher
Interessierte gaben ihr Wissen in kleinen Berichten, Abhandlungen weiter oder verwiesen
auf Schriften zur Orts- und Landesgeschichte.

Dadurch gewinnen wir heute noch einen gewissen Einblick in geschichtlich-archäologische
Vorstellungen interessierter Persönlichkeiten, die sich darüber Gedanken machten,
wie etwa die Besetzung und Besiedlung der Oberrheinlande durch die Römer vor sich
gegangen war und wie sich das kulturelle Leben entwickeln konnte.

Manches klingt dabei für heutige Ohren etwas belustigend wegen des großen Mangels
an Informationen, über die wir heute nach über 150 Jahren dank amtlicher Bodendenkmalpflege
, wissenschaftlicher Forschung, verfügen. Die Erklärung von Ortsnamen als
römisch wird verschiedentlich versucht. Fantasievolle Überlegungen, gestützt auf Zitate
von antiken Schriftstellern, werden gewagt.

Um diese Zeit des archäologischen Aufbruchs lebendig werden zu lassen, einige Beispiele
:

Pfarrer Josef Tritschler von A11 d o r f bringt eine interessante Abhandlung (fol 239/240):
»Auszug (des) Vor Berichts/über die Altdorf er und andre Ortenauischen Alterthumen«.
»Daß wir so wenig gewisses Von unserm Vaterland aus dem Alterthum wissen, ist nicht
der mangel an BegebenHeiten, oder der Landes Bewohner rauhes, ungesittetes und unerfahrnes
Wesen ursach«.

Er weist auf Caesars »Gallischen Krieg« und auf Tacitus Bücher hin und ernennt dann
die Bewohner der »agri decumates«, des Zehntlandes, (etwa Baden-Württemberg bis
zum Limes) zu »Dekumaten«. »Die Dekumaten, als welche schon mehrers durch die
Römer angehalten wurden sich auch in andern Künsten (als in Waffen, Ackerbau, Fischerei
, Jagd und Handelsschaft) zu üben; und so auch die Allemannen«.

»Daß aber diese Völkerschaften etwas schriftlichen Verfasset und Hinterlassen, Hat
man, außer derselben Krieges-Lieder, Keine Spuren«. Wichtig ist auch der Absatz:
»Noch (1650) Mitte des Vorigen Jahrhundert, Hätte man denjenigen der uns gesagt Hätte
, die Römer wären auch bis in die Ortenau Vorgerückt, für einen Thörichten und
Wahnwitzigen Menschen gehalten; als aber im Jahre 1778 bey der Großen Überschwemmung
die bey nahe ganz Nieder-Teutschland betroffen der Tab. VIII. Fig. 3, der Diana
gewidmete OpferStein (in Mühlenbach/Kinzigtal) entdeckt worden, Haben doch
einige Ortenauische Gelehrte, andere Gedanken gefaßt; daß aber die Römer auch
Schlachten und Feindliche Kriegs-Treffen in der Ortenau solten geliefert Haben, wußte
man wiederum nicht, bis zufälliger Weiße Römische und Allemannische Waffen samt
vielen Todten Körpern, Urnen, mehrere Todten-Ampeln und andre Werkzeuge der Römer
und Allemannen aus der Erde gegraben worden«.

Er berichtet auch von dem enttäuschenden Schicksal der Funde. Daraus geht herv or,
wie wenig er selbst eingreifen konnte. Für ihn war mit seinen Berichten, Zeichnungen
und Veröffentlichungen doch das meiste für die Heimatgeschichte getan:
»Von denen zu Altdorf gefundnen Alterthumen, sonderbar (insbesondere) was Eisen,
ist nichts mehr Vorhanden, wann nicht ein gewisser Herr Vogt zu Gernsbach noch
einige Stuck in Händen Hat, die Er Von Herrn Placidus Wohleber, dieser aber Von mir,
erhalten: 1786 sind Von denen Lanzen und Streitmessern einige Stuck an eine Gelehrte
Gesellschaft nacher L o n d o n in Engelland abgegeben worden: Die mehreste und schön-

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