http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0171
Dann kommt ein Hieb auf den Amtsbruder in Maulburg, dessen römische
Ortsnamenerklärungen er mißbilligt:
»Die von dem Pfarrer in Maulburg angeführten, auf römischen Ursprung deutenden
Nahmen, sind theils nur Hypothesen und Spiele antiquarischen Conjectural Witzes, wie
er von dem verstorbenen Herrn K. R. (Kirchenrat) Preuschen öfters debatiert wurde,
theils auf keinen Fall römische Antiquitäten selbst«.
»Die Römer mögen manchem Ort einen römisch klingenden Nahmen gegeben haben,
ohne daß deswegen auf das Daseyn eines noch zu erkennenden Altherthums geschlossen
werden dürfte«.
»So Viel mir bekannt ist, wird in dem Zwischen Raum Von Basel-Augst biß an die
Bäder von Badenweiler, nichts angetroffen, das erwiesen römischen Ursprungs wäre.
Selbst der alte Thurm im Rötteler Schloß, der Anfangs durch seine Physiognomie täuschen
könnte, widerlegt durch sein offenbar in neuere Zeiten fallendes Fundament, welches
durchaus nicht als römisch sich ankündigt, die eine Zeitlang im Umlauff gewesene
Meynung, als ob er auf diese Ehre Anspruch zu machen hätte«.
Der Dekan war mißtrauisch der »Römerwelle« gegenüber geworden, die sich da und
dort anscheinend ausgebreitet hatte. Doch galt es ihm auch als »Ehre« für einen Turm,
von Römerhand erbaut worden zu sein.
Nun zu den Ortsnamenerklärungen von Pfarrer L. Fr. Eisenlohr in Maulburg, die er
in einem Bericht an das Specialat Schopf heim verfaßt hatte. Es war der 20. Januar 1812
(fol 334): »... berichte geziemend, daß nach meiner genauen Nachfrage zufolge, weder in
Maulburg noch inDossenbach solche (Altertümer) entdeckt oder vielmehr von Leuten
aufbewahrt worden sind«.
»Das Dorf [Thosen-Dosenpag, Theodosii pagus] mag u. kann übrigens wohl römischen
Ursprungs, u. einer frühern Hypothese zufolge, zu der Zeit, als Augusta Raura-
corum [unser heutiges Kaiser-u. Baselaugst] zerstört wurde, ein Stativa (Standlager
unbekannt) jenes römischen Kaisers Theodosius gewesen seyn. Diese Hypothese gewinnt
dadurch an Wahrscheinlichkeit, weil eben die benachbarten Orte Weichs [vicus],
Eichen [Robur], dem Namen nach, zu der Römer Zeiten entstanden seyn mögen u. der
unweit Schopfheim u. an den Ort Eichen angränzende Berg: Altich [Alteich] seinen
Namen von dem römischen robur [robore Romanorum] erhalten haben kann. Der verstorbene
Herr Kirchenrath Preuschen suchte ja besonders diese Hypothese zu begünstigen
u. mit Gründen [in s. Denkwürdigkeiten pp] zu unterstützen«.
Dazu der Stand der heutigen Forschung: 1. Wiechs = lat. vicus, dorfartige Siedlung,
läßt sich für die Römerzeit nur durch entsprechende Funde belegen, die hier fehlen.
Nach Bruno Boesch vicus = Dorf, aus dem Mönchslatein des Mittelalters.
2. Eichen ins Lateinische zu übersetzen und dann daraus Schlüsse ziehen zu wollen,
ist nicht möglich. Ob Preuschen hier auf die antike Erwähnung eines monimentum robur
374 zur Zeit Kaiser Valentinians abheben will, geht aus Eisenlohrs Bericht nicht
deutlich genug hervor. R. Moosbrugger-Leu konnte Anfang der 1970er Jahre im oberen
Klei nbasei die Fundamentreste eines Festungsbaues ausgraben, die er im Zusammenhang
mit einer Rheinfähre und diesem monimentum robur sieht. Die Gegenthese, darin
eine mittelalterliche Burg zu sehen, vertreten W. Meyer und R. d'Aujourd'hui. Verbindliche
Rückschlüsse auf die Datierung fehlen.
3. Dossenbach, das einmal Dosenpag geschrieben, mit einem Theodosii pagus
gleichsetzen zu wollen, ist reine Fantasie.
Das Dekanat Lörrach erklärte am 11. April 1812 (fol 321): Auf besondere Veranlassung
der Entdeckung der römischen Bäder habe es nachgeforscht, aber nichts auffinden
können. Bei den jährlichen Kirchenvisitationen würde aber beiläufig darauf geschaut
werden.
Da wir bei diesem Erlaß nicht wissen, was bei dem größer gewordenen Baden aus dem
Akt abgezweigt wurde, der jetzt noch etwa gegen 250 Blätter enthält, läßt sich der Gesamterfolg
der Aktion nicht überblicken.
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