http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0172
Unser wesentlich dünner als das Unterland besiedeltes Markgräflerland hatte natürlich
viel weniger Bodenaufschlüsse durch Bauten zu verzeichnen. Damit war auch eine
entsprechend geringere Fundwahrscheinlichkeit anzunehmen. Hinzu kommt, was oben
über die Möglichkeit, den Erlaß zu beantworten, ausgeführt wurde.
Wir konnten hier leider nur ein paar Berichte finden, die auch einiges Positive bringen:
So konnte zwar von Blansingen der Amtsinhaber Obermüller am 21. Januar 1812
melden (fol 199): »Dahier sind keine römischen Antiquitäten vorhanden«. Erbringt aber
dann mit einigen Zweifeln doch etwas Wichtiges: »Ob das Gemäuer, das in einigen Ak-
kern zwischen hierund Kaltherberg, in den sogenannten Mauernfeld gefunden und
zum Theil ausgegraben worden, etwa solche Spuren verrathen könnte, müßte erst durch
weiteres Nachgraben untersucht werden, welches aber Kosten verursachen würde«. Inzwischen
kamen römische Keramik und Münzen dort zum Vorschein. Auch hier wäre
eine genauere Untersuchung einmal notwendig. Der Bericht ist die erste bekannte Erwähnung
von Spuren eines größeren römischen Gutshofes, einer villa rustica, auf der
Gemarkung Blansingen.
Für Kleinkems ist ein vorsichtiger, kritischer Bericht zur Römerfrage am 28. Januar
1812 (fol 198) von Pfarrer L. Berchold verfaßt worden: »... kann freylich wenig bestimmtes
, oder urkundliches angegeben werden, auch besitze ich zu wenig Helfsmittel
über die ältere Geschichte der hiesigen Gegend, als daß ich daraus etwas näheres - den
Ort Kleinen-Kems betreffend - schöpfen könnte. So viel ist gewiß, daß behauptet
wird, der Ort habe seinen Namen von: Camis - in campis, wurde sonst Kembs - vielleicht
auch Kämbs - Kämps geschrieben. Soll ehemals eine Stadt, oder wie noch andere
sagen, eine Vestung gewesen seyn; sonst Groß-Kembs und der gegenüberliegende
Ort: Klein Kerns geheißen haben«. »Sehr altes, solides, hartes Gemäuer findet sich beym
Nachgraben noch an gar vielen Orten, Ziegeln nach alter Bauart wurden vorgefunden«.
Er verweist auf mittelalterliche Mauern bei der Felsenmühle, ferner auf Knochen von
Tieren, die hier nicht mehr heimisch sind. »Ob aber dieß alles, besonders das Gemäuerwesen
eigentlich aus den Zeiten der Römer herstamme, oder spätem Ursprungs seye,
möchte ohne nähere Untersuchung u. weiteres, vielleicht kostspieliges Nachgraben
wohl schwer zu bestimmen u. anzugeben seyn«. Er erwähnt noch ein Gespräch mit dem
Bergmann Meegstetter, der schon verschiedentlich nachgegraben, was aber keine Resultate
gebracht habe.
Heut weiß man, daß der Ortsname vorrömisch, keltisch ist und dort eine römische
Holzbrücke über den Rhein führte.
Unser letzter Beitrag kommt von Pfarrer Joseph Tobias in Min sein. Er berichtet am
19. Hornung 1812 (fol 325): »Es ist mir sonst nichts bekannt, als was ich von hier entdeckten
Heiden-Gräbern schon eingesandt habe«. Randnotiz: Wohin?
»Es ist ... die Gegend von NiederEichsel, wo jezo die ZiegelHütte steht, Von
uralten Zeiten her, die Heidengräber genannt worden, und, wie es scheint nicht mit
Unrecht: Da vor wenigen Jahren erst, man daselbst MenschenGebein in steinern Gräbern
(gefunden), Herr Dr. H.K?... hat noch dergl(eichen) Grab mit Knochen. Die Stein
seyn unbehauen, jedoch die glatte Seite derselben einwärts und die ... auswärts gekehrt
gewesen! - Da die Römer ihre Todten nicht allzeit verbrannten, sondern auch in die beschriebenen
Gräber zu legen pflegten; so ist es wohl denkbar, daß sie von KaiserAugs
t aus eine Anlage in der Höhe von Eichsei gehabt, wo sich Offiziere aufhielten,
welche nach ihrem Absterben in der ebenso SteinalsHolzreichen Gegend auf die beschriebene
Weise unter die Erde gebracht werden mochten«.
Diese Steinkisten ohne Beigaben gehören dem Ende der Merowingerzeit an. Sie wurden
inzwischen aufgenommen.
Der Bericht an das Directorium des Neckarkreises Mannheim vom Amt Mosbach
ist uns in einer Zusammenfassung und Wertung als Beschluß Nr. 13702 des Directo-
riums vom 3. ten Juny 1812 erhalten geblieben (fol 253/254). Er kann stellvertretend für
die anderen fehlenden Kreisberichte stehen, um Ziele und Absichten der Aktion im Aus-
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