http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0191
Sturmeck« - »Wolfgang Köpfel« - »Capito« - »Martin Butzer« - »Reifezeit« - »Der Bauernkrieg
« — »Speyer 1526/29« - »Christliches Burgrecht« - »Augsburg 1530« - »Schmalkalden
« - »Reichskammergericht« - »Regensburg 1541« - Glaubenskrieg« - »Interim« - »Religionsfriede
« - »Trient« - »Männer«.
Der Autor stellt im letzten Kapitel nocheinmal die führenden Köpfe der Reformation
vor, - etwa den unerschrockenen Jakob Sturm, von dem es heißt, er habe Straßburg zur
»Herberge der Gerechtigkeit« gemacht, — und der einem hohen Kirchenmann, der jemandem
mit dem Scheiterhaufen drohte, antwortete: »Man mag ihn wohl mit dem Feuer töten,
aber nicht ihn zwingen, daß er anders glaubt!« Er erzählt auch von den die schrecklichsten
Judenverfolgungen auslösenden Ereignissen wie Pest und Mißernten. »Das Geld war die
Ursache, warum die Juden getötet wurden«, zitiert er einen zeitgenössischen Chronisten.
Er spricht von den Zünften und deren Einflüsse auf das Stadtparlament. Im Kapitel »Vor
dem Sturm« blickt er zurück ins 15. Jahrhundert:
»Als Dr. Geiler von Kaysersberg, Straßburgs Mahn- und Strafprediger, anfing, seine aufrüttelnden
... Predigten zu halten, traf der 'Schwörbrief von 1482' in Kraft, der als Magna
Charta der Reichsstadt Straßburg 300 Jahre lang, bis zur Französischen Revolution, das
Gemeinschaftsleben der Freien Reichsstadt Straßburg bestimmen sollte...«
»Ob Knecht, Fürst, Mönch oder Papst«, niemanden verschonte er:
»Kaiser Maximilian I. versäumte bei seinen Besuchen im Elsaß nie, den Predigten Dr. Geiler
von Kaysersberg beizuwohnen... Dieser sprach (1504) das prophetische Wort: Weil Bischof
, Kaiser und König nicht reformieren unser geistlos, verrucht, gottloses Leben, so
wird Gott einen erwecken, der es tun muß und die gefallene Religion wieder aufrichten. Ich
wünsche den Tag zu erleben und sein Jünger zu sein, aber ich bin zu alt...«
Willers Luther-Kapitel enthält auch Detailliertes über den folgenschweren Stein des Anstosses, den
ABLASSHANDEL:
»Welch riesige Summen die Kirche zusammenbekommen konnte, möge ein Beispiel der
Reichsstadt Straßburg zeigen. Im Jubeljahr 1500 (Geburtsjahr Karls V.) wurde von der Kirche
ein Ablaß ausgeschrieben. In diesem Jahr wurden in Straßburg mit etwa 20000 Einwohnern
, also vom Säugling bis zum Greise, 60000 Ablässe verkauft, pro Kopf also 3 Stück.«
Eine Sünden-Taxe ist aufgeführt: Kleine Sünden kosteten 2 Schillinge 6 Pfennige (ein Tagelöhner
verdiente täglich 3 Pfennige), große Sünden, z.B. Ehebruch, kosteten 5 Schillinge. Fürs »Weitersündigen
« steckte man 1 Gulden, und »für das ganz sichere Erlangen der Seligkeit« 1 Gulden und 5
Schillinge in die päpstliche Kasse. Es wird den Lesern die überragende Bedeutung des Reichstages
zu Speyer 1526/29 für unsere heutige Zeit deutlich, - z. B. durch die PROTESTATION; so nannte
man den feierlichen Einspruch der evangelischen Stände gegen den Beschluß der katholischen
Mehrheit, der alle kirchlichen Neuerungen verbot. (In diesem Zusammenhang werden unter den
vielfältigen auch die Querelen die zwischen Luther und dem Schweizer Reformator Zwingli angesprochen
). Am 19. Februar 1529 hat in freier Entscheidung die Stadt Straßburg gegen Kaiser und
Papst die Abschaffung der Messe durchgeführt.
»Vor der Abstimmung kam sogar noch der Vizekanzler des Kaisers, der Propst von Waldkirchen
... und drohte den adeligen Ratsangehörigen mit Verlust ihrer Lehen, wenn sie der
Abschaffung der Messe nicht widerstehen würden...« - ohnehin eine erfolglose Drohung,
da im Stadtparlament ja die Bürger mit abstimmten.
In dieser Zeit ständigen Drucks auf Straßburg als Mittelpunkt der oberdeutschen Reformation wurde
der Plan der Reformatoren geboren, die oberdeutschen evangelischen Reichsstädte zusammenzuschließen
. Dieses Bündnis kam unter dem Namen »Christliches Burgrecht« 1530 zustande. Es
war das Jahr des Augsburger Reichstages, wo die Protestanten so schwer bedrängt wurden. Luther
schrieb vermutlich damals sein Lied: »Ein feste Burg ist unser Gott...« - 1531 trat die Stadt dem
Schmalkaldischen Bund bei. Die katholischen Reichsstände beschlossen, auf juristischem Weg die
Wiederherstellung des alten Zustandes zu erzwingen durch das - parteiische - REICHSKAMMERGERICHT
; der Kaiser versuchte denn auch, es in den Dienst der Kirche zu stellen. Hier
konnte Straßburg zusammen mit den Verbündeten einen historischen Präzedenzfall schaffen: es gelang
der Stadt - gegen die kirchenfreundlichen Aktivitäten, die erschwerenden Erlasse, Vertagun-
189
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0191