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Im Folgenden wird auf Sulzburgs geschützte Lage sowie auf seine Höhe und schließlich auf seine
ausgewiesene Luftkurortbeschaffenheit hingewiesen (»wie von einem grünen Kranz von Tannen auf
weite Strecken eingeschlossen...«).
Wir übergehen hier die kurzen Ausführungen über das benachbarte Städtchen Sulzburg sowie
über die Annahme bzw. Vermutungen römischer Niederlassungen. Hingegen interessiert uns die
Entstehungssage unseres Bades: »Tief in den dichten Tannen Waldungen, fern von aller Hilfe erkrankte
vor etwa 300 Jahren (legendär ungenau) ein einsam wohnender armer Köhler an einem
Übel, das ihm den Gebrauch der Glieder raubte. Instinktartig dazu angetrieben schleppte er sich zu
dem in der Tiefe des Tales rinnenden Bächlein, fand eine geeignete Stelle und badete sich dann. Bald
war er von der Qual seiner Leiden befreit und verbreitete dankerfüllt die Kunde von seiner wunderbaren
Genesung... Man wurde auf die Quelle aufmerksam, und bald entstand ein Badehäuschen, zu
dem die Kranken aus der Nachbarschaft pilgerten...«.
Die Sage bzw. das Gesagte spricht für sich: »Und so ist aus einem kleinen Anfange das gegenwärtig
schöne und bedeutende Bad entstanden«.
Wie man als Fremder am günstigsten dorthin gelangt, beschäftigt in der Folge mit Recht unser
Autor. — Da gibt es einmal den Weg per pedes: »Von der Eisenbahnstation Heitersheim gelangt man
in einer Stunde in das schön und romantisch gelegene Städtchen Sulzburg und in einer weitern Stunde
(an) das Bad«. Oder aber: »Bis Sulzburg kann von der Bahn aus (die Nebenbahnlinie von Bad
Krozingen über Staufen war erst 1894 eröffnet worden) der Weg mittelst Postomnibus zurückgelegt
werden, von wo dann 1 oder 2 Spänner-Fuhren bis in's Bad zu haben sind; übrigens ist Badbesitzer
Grether auf schriftliche Mittheilung bereit, seine Gäste mit eigenem Gefährt schon an der Bahn (in
Heitersheim oder auch in Krozingen, das damals ja noch keine Badkonkurrenz vorstellte) abzuholen
«.
Zweimal täglich (!) erfolgte der Transport von Briefen und Gepäck via Sulzburg Bad und retour.
Romantisch gibt sich die Beschreibung der Wegverbindungen: «... gut unterhalten und zieht sich
sanft ansteigend in mannigfachen Krümmungen durch das enge, von dem klaren und forellenreichen
Sulzbach durchschnittene(n) Thal. Immer höher und steiler anstrebende Bergwände, die dicht
mit Tannen besetzt sind, begrenzen beiderseits den schmalen, aber üppigen Wiesengrund des
Thals(,) der mit seinem saftigen Grün scharf absticht von dem tief dunklen Grün der majestätischen
Tannen. Am ösdichen Ende dieses Thaies, da wo die westlich gelegenen Vorberge der Sirnitz und
des Belchen dem Fuße des Wanderers einen unübersteiglichen Damm gesetzt zu haben scheinen ...
hegt in stiller Einsamkeit und mit anspruchsloser Bescheidenheit... umgeben von Gärten und blumigen
Anlagen ... das hübsche Badhaus, das durch seine einfache aber gefällige Bauart ganz seiner
friedlichen Umgebung entpsricht«. Eine vollkommene Idylle fürwahr, wenngleich mit poetisch
nicht unbedingt reinen Deskriptionen erhandelt. Alsdann ist von »heimischer Wohrdichkeit und
Behaglichkeit« die Rede, auch nochmals von den Tannenwaldungen, »in welche nach allen Richtungen
hin bequeme, mit Tischen und Ruhebänken versehene Fußpfade führen«; der Verfasser überschlägt
sich geradezu, wenn er von der »willkommenen Kühlung« und von den »balsamischen Düften
« spricht, »die so belebend und erfrischend auf die Athmungsorgane wirken«.
»Das Badhaus enthält einen hübschen und geräumigen Speisesaal, einen Tanzsaal, 40 gut und nett
eingerichtete Fremdenzimmer, 13 Badkabinette, eine Douche- und Dampfbad. Sämtliche Lokale
sind hell, geräumig genug, luftig und nach Maßnahme der heutigen Bedürfnisse eingerichtet... Kost
und Bedienung sind in jeder Hinsicht lobenswerth, und der Eigenthümer, Herr L. Grether, der vor
etlichen Jahren sich das Verdienst einer gänzlichen Reform des unter den früheren Besitzern sehr
vernachlässigten Bades erworben hat, zeigt stets die freundlichste und uneigennützigste Bereitwilligkeit
, den Wünschen seiner Gäste nachzukommen. Zudem sind die Preise für Wohnung, Tisch
und Bäder nicht zu theuer und die Weine vom nahe gelegenen vielgepriesenen Kastelberg sowohl als
die Markgräfler rein und ohne Zusatz sehr empfehlenswerth«. Im öffingerschen »Kurorte & Heilquellen
-Band (7. Aufl. von 1897) hatte es in der Anzeige Bad Sulzburg geheißen: »Pension von 4
Mk. an«.
Idyllisch gibt sich auch die nachfolgend aufgeführte Passage: »Die hier weüenden Badegäste bilden
eine unter einem Dache beisammen wohnende Familie, was zur Förderung heiterer Geselligkeit
wesentlich beiträgt...«. Alsdann wird nochmals eigens auf das benachbarte Sulzburg (»freundliche
Bewohner«, »gastliche Aufnahme«, »zuvorkommende Behandlung«) verwiesen. Ein gut unterhaltener
Fuß- und Reitweg führt nach dem zwei Stunden entfernten Badenweüer, »dessen Gäste nicht
selten Ausflüge hierher machen, selbst ganze Tage hier verweilen und stets befriedigt zurückkehren
«. Ebenso werden ein Fuß- und Reitpfad »über die sog. Scheuerlen nach Münsterthal und ein anderer
über die Simitz nach Nonnmattweier zum versunkenen Nonnenkloster und dem Belchen«
mitaufgeführt.
Der Hedquelle selbst ist der nächste Abschnitt gewidmet: »Aus dem Urgebirge (Gneis) tritt zunächst
hinter dem Badehaus die Heilquelle zu Tag. Das Wasser ist farblos, klar, ohne Geruch und
Geschmack, wird nie, selbst bei den größten Regengüssen trübe, duldet, da es die gewöhnliche
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